Aus den positiven Schlagzeilen der Börsenpresse ist Dr. Hönle längst verschwunden. Dabei war das in der UV-Technik tätige Unternehmen noch 2020 im SDAX und hatte sich zwischenzeitlich eine goldene Nase mit Spezialklebstoffen für den Einsatz in der Smartphone-Produktion verdient. Während der heißen Corona-Phase galt Dr. Hönle dann wegen seiner Luft-Entkeimungsgeräte nochmals als heißer Tipp – doch auch dieser Effekt ist komplett verpufft. Seitdem fiel die Gesellschaft am Kapitalmarkt eher durch Gewinnwarnungen und umfangreiche Veränderungen auf der Vorstandsetage auf. Dividenden sind zurzeit Fehlanzeige. Kurstechnisch hatte sich die Aktie nach den großen Abstürzen von 2018 sowie 2020/21 stabilisiert, ohne jedoch einen neuen Aufwärtstrend zu etablieren.
Insgesamt also keine prickelnde Ausgangslage. Immerhin macht die im Dezember 2023 erstmals kommunizierte – und im Ausblick des jetzt vorgelegten Geschäftsberichts 2022/23 (30. September) bestätigte – Prognose für das laufende Wirtschaftsjahr durchaus Mut. Demnach rechnet der noch bis Ende April als Interims-CEO agierende Franz Richter mit Erlösen zwischen 105 und 115 Mio. Euro sowie einem Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) zwischen 6 und 9 Mio. Euro. Das wäre ein deutlicher Umschwung, nachdem die Gilchinger – inklusive aller negativen Sondereffekte von 16,5 Mio. Euro – zuvor noch ein EBIT von minus 9,42 Mio. Euro ausweisen müssten.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 101,93 | 126,49 | 107,75 | 93,88 | 115,17 | 126,50 | 106,34 | |
EBITDA1,2 | 18,14 | 33,84 | 20,32 | 14,71 | 13,85 | 15,40 | 0,33 | |
EBITDA-Marge3 | 17,80 | 26,75 | 18,86 | 15,67 | 12,03 | 12,17 | 0,31 | |
EBIT1,4 | 15,21 | 30,69 | 17,00 | 8,10 | 0,35 | -10,10 | -9,42 | |
EBIT-Marge5 | 14,92 | 24,26 | 15,78 | 8,63 | 0,30 | -7,98 | -8,86 | |
Jahresüberschuss1 | 10,41 | 21,73 | 12,40 | 5,61 | -4,86 | -11,90 | -10,93 | |
Netto-Marge6 | 10,21 | 17,18 | 11,51 | 5,98 | -4,22 | -9,41 | -10,28 | |
Cashflow1,7 | 12,15 | 27,88 | 23,06 | 16,61 | 1,13 | -6,00 | 3,14 | |
Ergebnis je Aktie8 | 1,89 | 3,84 | 2,26 | 1,02 | -0,80 | -2,20 | -1,82 | |
Dividende8 | 0,60 | 0,80 | 0,80 | 0,50 | 0,20 | 0,00 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: RSM Ebner Stolz |
Dabei ist davon auszugehen, dass das Team um Franz Richter die Messlatte für den Anfang Mai als CEO an Bord kommenden Markus Arendt nicht so hochgelegt hat, dass der frühere Süss MicroTec-Manager gleich im ersten Jahr mit den Prognosen der Vorgänger zu kämpfen hat. „Die Strategie des Vorstands zielt auf eine nachhaltig starke Geschäftsentwicklung und die Rückkehr zu einer hohen Ertragsstärke der Hönle Gruppe ab“, heißt es im Geschäftsbericht. Positiv: Das Portfolio ist mittlerweile bereinigt, der Klebstoffsektor verspricht wieder kräftiges Wachstum und auch in der UV-Technik bieten sich Chancen – etwa als Zulieferer für Wasseraufbereitungssysteme.
Die Bilanz von Dr. Hönle ist mit einer Eigenkapitalquote von fast 55 Prozent noch immer relativ robust, zudem werden kurzfristige Bankverbindlichkeiten im markanten Umfang wieder als langfristige Schulden umklassifiziert. Hier zahlt es sich aus, dass die Gesellschaft ihre Kreditvereinbarungen eingehalten hat. Zudem weist das Unternehmen für 2022/23 mit knapp 5,80 Mio. Euro sogar einen einen deutlich positiven Free Cashflow aus. Das alles trifft auf eine nicht gerade ambitionierte Bewertung der Aktie, so beträgt der Aufschlag zum Buchwert – also dem ausgewiesenen Eigenkapital – nur etwas mehr als 10 Prozent. Die Analysten von Warburg Research haben das Kursziel für den Titel zuletzt bei 30 Euro angesetzt. Bei einer aktuellen Notiz von etwas mehr als 17 Euro ist das Potenzial also enorm. Allerdings braucht es wohl einen langen Atem, bis der Titel wieder in solche Regionen vorstößt.
Foto: Clipdealer
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