Eine Aktie, über die boersengefluester.de vermutlich viel zu selten schreibt: GFT Technologies. Dabei hat der überwiegend auf den Bankensektor spezialisierte IT-Dienstleister und Softwareentwickler in der Kapitalmarktszene einen prima Ruf und gilt als wesentlicher Profiteur von AI-gesteuerten Lösungen für den Finanzbereich. Das ist vermutlich auch ein Grund dafür, dass die Analysten von Warburg Research die GFT-Aktie kürzlich auf ihre Liste mit den „Best ideas“ für 2024 genommen haben. Die meisten Börsenexperten taxieren den fairen Wert des SDAX-Titels derzeit zwischen 40 und 50 Euro, was bei einem aktuellen Kurs von gut 30 Euro noch ausreichend Potenzial nach oben lässt. Jüngstes Ausrufezeichen von GFT ist die Übernahme des kolumbianischen IT-Unternehmens Sophos Solutions für eine Bewertung von umgerechnet rund 87 Mio. Euro.
Für die Stuttgarter eine gute Gelegenheit, ihre ohnehin schon starke Marktposition in Lateinamerika nochmals auszubauen. Bislang ist Brasilien der wichtigste Auslandsmarkt für die Schwaben. Finanziert wird die Akquisition über bestehender Kreditlinien sowie eigene Mittel – eine Kapitalerhöhung ist also nicht zu erwarten. Verkäufer ist die Private Equity-Gesellschaft Advent International. „Mit dieser strategischen Akquisition fusionieren wir nicht nur Unternehmen, sondern vervielfachen Potenzial”, sagt GFT-CEO Marika Lulay, die zuletzt überraschend ihren Rückzug aus dem Unternehmen per Ende 2024 angekündigt hatte. An der Börse hatte diese Nachricht Anfang Dezember 2023 für eine gewisse Unruhe im Aktienkurs gesorgt, mittlerweile hat sich die Notiz aber wieder erholt und der Fokus kehrt zurück auf die eigentlichen operativen Themen wie Zukäufe oder auch die bald anstehende Veröffentlichung der Jahreszahlen für 2023 – plus Ausblick für 2024.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 418,81 | 412,83 | 428,98 | 444,85 | 566,19 | 730,14 | 801,74 | |
EBITDA1,2 | 32,32 | 37,52 | 44,89 | 39,70 | 60,75 | 86,04 | 89,76 | |
EBITDA-Marge3 | 7,72 | 9,09 | 10,46 | 8,92 | 10,73 | 11,78 | 11,20 | |
EBIT1,4 | 19,80 | 24,80 | 21,33 | 16,33 | 40,92 | 65,55 | 68,40 | |
EBIT-Marge5 | 4,73 | 6,01 | 4,97 | 3,67 | 7,23 | 8,98 | 8,53 | |
Jahresüberschuss1 | 17,81 | 19,98 | 13,66 | 9,94 | 29,89 | 46,25 | 48,36 | |
Netto-Marge6 | 4,25 | 4,84 | 3,18 | 2,23 | 5,28 | 6,33 | 6,03 | |
Cashflow1,7 | 23,70 | 44,83 | 36,18 | 60,25 | 52,99 | 57,49 | 40,44 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,68 | 0,76 | 0,52 | 0,38 | 1,14 | 1,76 | 1,84 | |
Dividende8 | 0,30 | 0,30 | 0,20 | 0,20 | 0,35 | 0,45 | 0,50 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Deloitte |
Die bisherige Prognose für 2023 sieht Umsatzerlöse zwischen 800 und 810 Mio. Euro sowie ein bereinigtes EBIT (Ergebnis vor Zinsen und Steuern) in einer Bandbreite von 74 bis 76 Mio. Euro vor. Den zu erwartenden Gewinn vor Steuern siedelte die Gesellschaft zuletzt in einem Korridor zwischen 68 und 70 Mio. Euro an, das aktuelle Rekordergebnis von 2022 dürfte also nochmals leicht getoppt werden. Zur weiteren Einordnung: Nach neun Monaten 2023 kam GFT auf eine Ergebnis vor Steuern von 49,4 Mio. Euro – ist also bereits ganz gut unterwegs gewesen. An der Börse ist GFT Technologies zurzeit rund 818 Mio. Euro wert – bei überschaubaren Netto-Finanzschulden von knapp 20 Mio. Euro. Insgesamt eine noch immer recht geerdete Relation von Unternehmenswert und operativen Gewinnen. Da gibt es ganz andere Multiples von Unternehmen mit deutlicher weniger Expertise im KI-Bereich. Dabei ist es vorteilhaft für GFT, dass die Unternehmen aus dem bank- und Versicherungssektor einerseits unter einem enormen Digitalisierungsdruck stehen – und andererseits zurzeit ausreichend Geld verdienen, um die für die Transformation nötigen Investitionen auch zu stemmen. Summa summarum eine hoch spannende Story, über die wir auf boersengefluester.de künftig regelmäßiger berichten wollen.
Foto: Clipdealer
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