Bei seiner Präsentationen auf der MKK Münchner Kapitalmarkt Konferenz Mitte November 2023 war Jörg Leinenbach, CEO von IBU-tec advanced materials, noch zuversichtlich, dass der Spezialchemiekonzern mit starker Expertise im Bereich Batteriematerial seine Ziele für 2023 und insbesondere auch die Mittelfristprognose für 2025 wird erreichen können. Zumindest von den Ambitionen für 2023 muss die Gesellschaft nun ein gewaltiges Stück abschneiden. Von dem ursprünglich avisierten Erlösziel von im Mittel 63 Mio. Euro bleiben jedenfalls nur gut 48 Mio. Euro übrig. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) wird dabei statt der bislang kommunizierten 6,5 bis 6,8 Mio. Euro wohl lediglich in einer Bandbreite von 2,0 bis 3,0 Mio. Euro ankommen. Mit Blick auf die für IBU-tec typischen Abschreibungen läuft es unterm Strich also auf einen knackigen Fehlbetrag hinaus. Darin enthalten sind allerdings zusätzliche Investitionen von rund 1 Mio. Euro für die Forcierung der Aktivitäten im Batteriebereich.
Als Ursache für die plötzliche Prognosekorrektur nennt das Unternehmen aus Weimar das noch immer schwache Umfeld in der Chemie- bzw. Glasindustrie, was freilich keine Neuigkeit ist und somit nicht der eigentlich schlagende Grund für die Gewinnwarnung am 21. Dezember sein kann. Deutlich heftiger ins Kontor geschlagen haben dürfte also, dass ein Großauftrag für das Batterieprodukt IBUvolt 400 – es handelt sich dabei um ein bereits vor gut zwei Jahren eingeführtes LFP-Kathodenmaterial – nicht wie geplant umgesetzt wird. Hintergründe zu dem geplatzten Deal nennt das Unternehmen nicht, zeigt sich aber zuversichtlich, dass die für das erste Quartal 2024 geplanten Produkteinführungen wieder für frischen Wind sorgen. An den Zielen für 2025 – Umsatzanstieg auf bis zu 130 Mio. Euro bei einer EBITDA-Marge von mehr als 20 Prozent – hält IBU-tec zwar fest. Wenig überraschend jedoch, dass der Kapitalmarkt die Vorschau im aktuellen Szenario als kaum noch erreichbar einstuft. Zumindest deutet der auf ein Jahrestief von 16 Euro gefallene Aktienkurs darauf hin.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 16,81 | 46,57 | 48,45 | 32,96 | 44,09 | 53,94 | 48,23 | |
EBITDA1,2 | 2,66 | 6,91 | 7,12 | 6,98 | 5,53 | 6,69 | 2,96 | |
EBITDA-Marge3 | 15,82 | 14,84 | 14,70 | 21,18 | 12,54 | 12,40 | 6,14 | |
EBIT1,4 | 0,30 | 2,55 | 1,95 | 2,08 | 0,94 | 1,94 | -1,79 | |
EBIT-Marge5 | 1,78 | 5,48 | 4,03 | 6,31 | 2,13 | 3,60 | -3,71 | |
Jahresüberschuss1 | 0,17 | 2,33 | 0,87 | 1,00 | -0,24 | 1,29 | -2,49 | |
Netto-Marge6 | 1,01 | 5,00 | 1,80 | 3,03 | -0,54 | 2,39 | -5,16 | |
Cashflow1,7 | 0,78 | 3,31 | 4,23 | 4,47 | -1,13 | -3,27 | 2,41 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,04 | 0,35 | 0,22 | 0,25 | -0,05 | 0,27 | -0,52 | |
Dividende8 | 0,13 | 0,20 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,04 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: KPMG |
Dabei fußt ein wesentlicher Teil der Investmentstory von IBU-tec eben darauf, dass das Batteriegeschäft in massiv größere Dimensionen wächst und den aktuellen Status des – überspitz formuliert – “Probenversands” möglichst schnell weit hinter sich lässt. Dabei wollte das Unternehmen 2023 bereits sehr viel weiter sein, doch Corona und auch der Ukraine-Krieg haben die Entscheidungsprozesse bei den Kunden locker um ein bis zwei Jahre verzögert. Hinzu kommt, dass die Vertragsverhandlungen zum Bau einer Giga-Factory ab 2025 für LFP-Batteriematerialien sich mitunter als schwierig im Detail entpuppen. Das wiederum hängt auch damit zusammen, dass ein relativ kleines Unternehmen wie IBU-tec advanced materials mit ziemlich großen Kunden an einem Tisch sitzt.
Entsprechend räumte Jörg Leinenbach im Einzelgespräch auf der MKK auch ein, dass es schwer sei, den Spannungsbogen Richtung Kapitalmarkt über so eine lange Zeit hochzuhalten. Trotzdem betonte Leinenbach bei seiner Präsentation auf der MKK bezogen auf die Planung für 2025: „Wir fühlen uns heute deutlich sicherer, diese Ziele zu erreichen.“ Schwer einzuschätzen, ob er diese Aussage jetzt so immer noch tätigen würde. Nun: Selbst wenn die Vorgaben nach hinten geschoben werden müssen, wäre natürlich nicht alles schlecht. Zudem schätzen wir Vorstand und Aufsichtsrat von IBU-tec grundsätzlich als sehr vertrauenswürdig ein. Auf der für Januar geplanten Vorstellung der neuen Batterieprodukte wird das Management aber viel Überzeugungsarbeit leisten müssen, um die Börse wieder für die Story zu begeistern. Momentan ist die Aktie maximal eine Halten-Position.
Foto: Unsplash+
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