Kaum haben sich die Anleger an erfreuliche Nachrichten bei Softing gewöhnt, gibt es für die Aktionäre schon wieder einen Rücksetzer: So macht der Spezialist für Automatisierungslösungen und IT-Messtechnik einen kräftigen Schnitt bei dem in der Bilanz stehenden Firmenwert von zuletzt knapp 17,5 Mio. Euro und schreibt davon vermutlich zwischen 7 und 9 Mio. Euro ab. Betroffen sind die Bereiche Softing IT Networks (Diagnosegeräte) sowie im Frühjahr 2018 mit neuen Softing-Aktien im Gegenwert von knapp 13,7 Mio. Euro erworbene Telematiktochter GlobalmatiX. Insbesondere bei dem Hoffnungsträger GlobalmatiX haben sich die Erwartungen nie im erhofften Maße erfüllt. Im jüngsten Vorstandsinterview mit boersengefluester.de (HIER) hatte Wolfgang Trier die Probleme in beiden Bereichen zwar deutlich adressiert, gleichwohl ist es überraschend, dass Softing nun derart radikal tabula rasa macht und mehr oder weniger den kompletten Goodwill von GlobalmatiX (3,1 Mio. Euro) plus den von Softing IT Networks (5,1 Mio. Euro) streicht.
Begründet wird der Schnitt bei GlobalmatiX mit einer „notwendigen Anpassung des Vertriebsansatzes im Bereich Schlüsselkunden“, bei IT Networks ist von einem „Umbau der Organisation von einem Distributionsmodell mit Fremdprodukten hin zu einem Segment mit eigenen Produkten und somit einer veränderten Wertschöpfungskette“ die Rede. Konsequenz der Goodwill-Anpassung ist ein Fehlbetrag auf Konzernebene von vermutlich zwischen minus 2,5 bis minus 4,5 Mio. Euro. An der geplanten deutlichen Dividendenerhöhung für das Jahr 2023 ändern die Goodwill-Abschreibungen laut dem Management jedoch nichts. Vor allem Richtung Privatanleger ist ein wichtiges Signal. Zudem betont die Gesellschaft, dass die maßgebliche Steuerungskennzahl operatives Konzern EBIT von der Maßnahme ebenfalls nicht betroffen ist.
Umso ärgerlicher, dass der Aktienkurs von Softing – trotz der grundsätzlich starken operativen Erholung – auf Tauchstation Richtung 5 Euro gegangen ist und das so mühsam zurückgewonnene Anlegervertrauen schon wider angeknackst ist. Dabei hatte Warburg Research erst kürzlich sein Kursziel leicht auf 8,90 Euro heraufgesetzt und weiterhin zum Einstieg geraten. Boersengefluester.de bleibt dran und wird vermutlich Anfang 2024 noch ein detailliertes Update mit O-Tönen vom Vorstand zu den jüngsten Ereignissen geben. Angesichts der grundsätzlich niedrigen Bewertung der Aktie und den ansonsten intakten operativen Aufwärtstrends, bleiben wir vorerst bei unserer positiven Einschätzung für den im Prime Standard gelisteten Spezialwert. Normalerweise passt eine Notiz nahe Jahrestief nämlich nicht zu den ansonsten eher ermutigenden Ergebnissen von Softing.
Foto: shutterstock
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