Anleger, die aufgrund der aktuellen Flut an Unternehmenszahlen erstmal nur die Schlagzeilen der Firmenmeldungen überfliegen, werden es auf den ersten Blick gar nicht mitbekommen haben. Tatsächlich hat Softing aber die Prognose für das Gesamtjahr erneut heraufgesetzt und rechnet nun mit einem um aktivierte Entwicklungsleistungen und deren Abschreibungen sowie Auswirkungen aus der Kaufpreisverteilung im Zuge von Übernahmen bereinigten Ergebnis vor Zinsen und Steuern (operatives EBIT) von 6,5 Mio. Euro. Hier lag die Messlatte zuletzt bei Untergrenze 5,5 Mio. Euro. Das bisherige Umsatzziel zwischen 110 und 115 Mio. Euro tastet der Anbieter von Elektronikprodukten und Automatisierungslösungen dagegen nicht an. Entsprechend dürfte die operative EBIT-Marge am Jahresende mit rund 5,8 Prozent wohl um 1 Prozentpunkt höher liegen als zuletzt vermutet. Oder anders ausgedrückt: Der eigentlich befürchtete merkliche Rückgang des Rendite-Niveaus nach dem ungewöhnlich starken ersten Halbjahr fällt weniger ausgeprägt aus als gedacht.
Mit Blick auf das in den Büchern stehende Ordervolumen von 52,7 Mio. Euro geht es zwar weiter Richtung Süden, was in den aktuellen Dimensionen allerdings eine eher gesunde Entwicklung ist. „Die Auftragsbestände normalisieren sich deutlich, was zu einer Entspannung im Verhältnis mit Schlüsselkunden führt. Diese mussten zuletzt sehr lange auf die Lieferung ihrer Bestellungen warten“, sagt CEO Wolfgang Trier. Insgesamt zeigt Softing nach neun Monaten 2023 einen kräftigen Umsatzanstieg um 24,6 Prozent auf 87,18 Mio. Euro, das operative EBIT kommt dabei markant überproportional von 2,10 auf 5,80 Mio. Euro voran. Unterm Strich drehte das Ergebnis je Aktie von minus 0,17 auf plus 0,31 Euro. Das ist mehr als von boersengefluester.de erwartet, dabei läuft bei der im Börsensegment Prime Standard gelisteten Softing AG noch gar nicht alles auf vollen Drehzahlen.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 78,71 | 83,89 | 91,07 | 77,60 | 84,69 | 98,31 | 112,60 | |
EBITDA1,2 | 6,84 | 9,02 | 12,12 | 7,76 | 9,07 | 9,73 | 13,92 | |
EBITDA-Marge3 | 8,69 | 10,75 | 13,31 | 10,00 | 10,71 | 9,90 | 12,36 | |
EBIT1,4 | 2,35 | 4,08 | 4,30 | -3,93 | -0,48 | 0,76 | -2,72 | |
EBIT-Marge5 | 2,99 | 4,86 | 4,72 | -5,06 | -0,57 | 0,77 | -2,42 | |
Jahresüberschuss1 | 0,73 | 3,33 | 2,93 | -4,58 | -0,07 | -1,18 | -5,71 | |
Netto-Marge6 | 0,93 | 3,97 | 3,22 | -5,90 | -0,08 | -1,20 | -5,07 | |
Cashflow1,7 | 3,56 | 9,43 | 10,37 | 4,91 | 11,05 | 3,82 | 9,10 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,10 | 0,38 | 0,31 | -0,50 | 0,01 | -0,13 | -0,63 | |
Dividende8 | 0,13 | 0,13 | 0,04 | 0,04 | 0,10 | 0,10 | 0,13 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Rödl & Partner |
Im Automotivesegment drückten Vorlaufkosten für einen Großauftrag, der erst im kommenden Jahr umsatzwirksam wird, auf das Ergebnis. Zudem zeigt die dem Automotivebereich zugeschlüsselte Telematiktochter GlobalmatixX weiterhin nur ein „schleppendes Wachstum“, wie es offiziell heißt. Der Ausfall einer Lohnfertigers im Bereich IT Networks ist grundsätzlich zwar kompensiert, doch eins der beiden betroffenen Produkte wird erst im Dezember 2023 wieder lieferbar sein. „Damit fehlt IT Networks im laufenden Jahr Umsatz in siebenstelliger Höhe. Zudem fielen Kosten für die Verlagerung der Fertigung an“, sagt Wolfgang Trier. Immerhin: Die Kunden warten offenbar mit großer Geduld auf die Lieferung der Geräte und springen nicht ab. Eine anhaltend starke Performance zeigt derweil der mit Abstand größte Bereich „Industrial“, wo das operative Ergebnis nach neun Monaten bei 9,6 Mio. Euro steht – zum Halbjahr waren es noch 6,7 Mio. Euro.
Insgesamt ist die Gesellschaft aus Haar also weiterhin sehr erfolgreich unterwegs und sollte den Schwung auch 2024 beibehalten. Nicht mehr explizit erwähnt im Q3-Zwischenbericht wird das Thema Dividende. Boersengefluester.de geht jedoch fest davon aus, dass die avisierte deutliche Anhebung zu nächsten Hauptversammlung weiter Bestand hat. Bewertungstechnisch kommt die Softing-Aktie ohnehin sehr attraktiv daher. Das KGV ist nur knapp zweistellig, zudem notiert der Titel noch immer unter Buchwert. Entsprechend groß dürfte auch das Interesse der Investoren an den Präsentationen des Vorstands auf der von GBC organisierten MKK Münchner Kapitalmarkt Konferenz am 15. November 2023 sowie zwei Wochen später in Frankfurt auf dem Deutschen Eigenkapitalforum sein. Gute Vorzeichen also dafür, dass es nach der jüngsten Konsolidierungsphase mit dem Aktienkurs wieder nachhaltig bergauf geht. Die Analysten Warburg Research hatten den fairen Wert des Titels zuletzt bei 8,40 Euro angesetzt – und das war vor der jüngsten Prognoseanhebung.
Foto: Clipdealer
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