Endlich: Der Aktienkurs von Basler kann im laufenden Jahr also doch auch steigen – nachdem er seit Mitte Januar 2023 zuvor im Tief um rund 80 Prozent abgestürzt war. Ein Ausmaß, was schon allein deswegen erschreckend ist, weil der Hersteller von Spezialkameras für den industriellen Einsatz lange Zeit zu den Qualitätswerten aus der zweiten Reihe zählt. Doch die operativen Geschäfte liefen in den vergangenen Quartalen eben auch sehr viel schlechter als gedacht und führten Basler tief in die roten Zahlen. „Nach 15 Jahren kontinuierlichem, profitablem Wachstum befinden wir uns zum dritten Mal in der Firmengeschichte in einer temporären Konsolidierungssituation“, räumt das Unternehmen im Q3-Report ein. Als Konter auf diese Entwicklung beschlossen die Ahrensburger im Sommer ein umfassendes Restrukturierungsprogramm. Der avisierte Wechsel vom Kamerahersteller hin zu einem Vollsortimenter steht dabei weiter auf der Agenda.
Spannend mit Blick auf den Aktienkurs sind dabei zwei Dinge: Zum einen gab es mit dem kürzlich veröffentlichten Neun-Monats-Bericht keine neuerliche Gewinnwarnung, auch wenn die Zahlen eher am unteren Ende der ohnehin gestutzten Erwartungen liegen werden. Zum anderen sorgen umfangreiche Insider-Transaktionen in dem Titel für einen Stimmungswechsel. So haben zuletzt Aufsichtsrat Mirja Steinkamp (10.000 Aktien) sowie Finanzvorstand Hardy Mehl (10.200 Aktien) jeweils ordentlich zugegriffen und insgesamt knapp 185.000 Euro in die Basler-Aktie investiert. Das ist auch deshalb interessant, weil Basler im Frühjahr 2023 – bei mehr als doppelt so hohen Kursen wie zuletzt – noch 394.000 eigene Aktien zu jeweils 20,40 Euro bei Investoren platzierte. Die wiederum werden mit der Transaktion alles andere als glücklich sein.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 150,20 | 150,00 | 161,96 | 170,46 | 214,73 | 272,20 | 203,10 | |
EBITDA1,2 | 39,65 | 35,97 | 29,96 | 34,57 | 44,53 | 45,77 | 1,70 | |
EBITDA-Marge3 | 26,40 | 23,98 | 18,50 | 20,28 | 20,74 | 16,81 | 0,84 | |
EBIT1,4 | 30,48 | 24,83 | 17,02 | 20,06 | 28,36 | 28,93 | -21,90 | |
EBIT-Marge5 | 20,29 | 16,55 | 10,51 | 11,77 | 13,21 | 10,63 | -10,78 | |
Jahresüberschuss1 | 21,63 | 17,01 | 12,87 | 15,11 | 20,76 | 21,36 | -13,81 | |
Netto-Marge6 | 14,40 | 11,34 | 7,95 | 8,86 | 9,67 | 7,85 | -6,80 | |
Cashflow1,7 | 28,39 | 27,00 | 24,75 | 37,32 | 25,33 | 12,40 | 4,23 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,75 | 0,59 | 0,43 | 0,50 | 0,69 | 0,71 | -0,45 | |
Dividende8 | 0,22 | 0,18 | 0,09 | 0,19 | 0,21 | 0,14 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: BDO |
Rein operativ steht Basler mit einem Verlust vor Steuern von knapp 16,1 Mio. Euro nach neun Monaten 2023 so schlecht wie ewig nicht mehr da, wobei der Löwenanteil des Verlusts von mehr als 10 Mio. Euro auf die Restrukturierungsaufwendungen entfällt. Auf Gesamtjahressicht dürfte der Einmal-Aufwand für das Programm auf 11 bis 13 Mio. Euro wachsen, so dass die Gesellschaft 2023 – bei Erlösen zwischen 200 und 205 Mio. Euro – mit einem Verlust vor Steuern zwischen 18 und 20 Mio. Euro rechnet. Auch wenn das Umfeld weiter schwierig ist, stellt der Vorstand für 2024 bereits wieder eine „solide Profitabilität“ in Aussicht. Bilanziell steht das ehemalige SDAX-Unternehmen mit einer Eigenkapitalquote von zuletzt 50,5 Prozent noch immer recht komfortabel da. Die Netto-Finanzverschuldung beträgt 29 Mio. Euro, was ebenfalls vergleichsweise moderat ist.
Immerhin gehen die Analysten davon aus, dass Basler für 2024 schon wieder ein EBITDA von mehr als 30 Mio. Euro einfahren könnte, was etwa dem Niveau von 2020 entspricht. Noch ist naturgemäß unsicher, ob es sich nur um eine Zwischenerholung beim Aktienkurs handelt oder bereits eine langfristige Trendwende eingeleitet wird. Insgesamt gehört der Titel aber zu den interessantesten Turnaroundwetten auf dem heimischen Kursziel. Mit einem gut dosierten Einsatz kann man da als Investor schon mal dabei ein. Die jüngsten Insidertrades senden jedenfalls markante Signale.
Foto: Mario Verduzco auf Unsplash
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