Mit seinen Insiderkäufen von Mitte September 2023 hat Mathias Hallmann, CEO von R. Stahl, einen guten Riecher bewiesen. Selbst wenn die Notiz des Anbieters von Spezial-Elektronikprodukten wie Leuchten oder Steuerungen für den Einsatz in widrigen Verhältnissen zuletzt ebenfalls an Terrain verloren hat – die Chancen für einen nachhaltigen Kursaufschwung der R. Stahl-Aktie haben sich jetzt nochmals verbessert. Zeitgleich mit der Vorlage des Neun-Monats-Berichts hat R. Stahl nämlich die zum Halbjahr bereits positiver formulierte Prognose für das Gesamtjahr 2023 nun nochmal ein Stück heraufgesetzt. Demnach kalkuliert das Unternehmen bei Erlösen von bis zu 320 Mio. Euro neuerdings mit einem EBITDA vor Sondereinflüssen zwischen 35 und 40 Mio. Euro. „Beeinträchtigungen aufgrund unterbrochener bzw. gestörter Lieferketten, die noch im Vorjahresquartal die wirtschaftliche Entwicklung bremsten, sind weitestgehend entfallen“, betont die Gesellschaft im Zwischenbericht und verweist in einem Atemzug auf die stabilisierende Wirkung der Preiserhöhungen bei den eigenen Produkten.
Die bisherige Vorschau für das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen lag in einer Spanne von 30 bis 36 Mio. Euro. Dabei bewegen sich die insbesondere für Restrukturierungen (Abfindungen etc.) vorgesehenen Adjustierungen mit 1,5 Mio. Euro in den ersten neun Monaten in überschaubaren Bahnen. Da die Gesellschaft mit Sitz in Waldenburg nach dem dritten Quartal 2023 bereits auf ein signifikant gesteigertes EBITDA von 32,5 Mio. Euro kommt, sieht selbst der jetzt heraufgesetzte Ausblick eher konservativ aus. „Die Anhebung der Prognose für 2023 untermauert, dass wir mit unserer eingeschlagenen Strategie sehr gut aufgestellt sind, um mittel- und langfristig profitabel zu wachsen“, sagt Vorstand Mathias Hallmann. Zur weiteren Einordnung: Die Analysten von NuWays kalkulierten bislang mit einem berichteten EBITDA von 37,3 Mio. Euro für 2023 – auch diese Schätzung scheint damit eher zu niedrig angesetzt. Unterm Strich drehte das Ergebnis je Aktie in den ersten neun Monaten 2023 von minus 0,17 auf plus 1,85 Euro.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 268,46 | 280,11 | 274,78 | 246,59 | 248,11 | 274,34 | 330,56 | |
EBITDA1,2 | 7,00 | 9,46 | 25,27 | 17,18 | 16,82 | 20,59 | 36,64 | |
EBITDA-Marge3 | 2,61 | 3,38 | 9,20 | 6,97 | 6,78 | 7,51 | 11,08 | |
EBIT1,4 | -10,69 | -4,16 | 6,34 | 0,49 | -0,06 | 3,85 | 19,12 | |
EBIT-Marge5 | -3,98 | -1,49 | 2,31 | 0,20 | -0,02 | 1,40 | 5,78 | |
Jahresüberschuss1 | -21,78 | -7,00 | 1,35 | -3,53 | -4,93 | 1,93 | 0,18 | |
Netto-Marge6 | -8,11 | -2,50 | 0,49 | -1,43 | -1,99 | 0,70 | 0,05 | |
Cashflow1,7 | 19,75 | 18,22 | 19,62 | 17,86 | 11,86 | 5,99 | 14,22 | |
Ergebnis je Aktie8 | -3,28 | -1,10 | 0,21 | -0,54 | -0,76 | 0,30 | 0,03 | |
Dividende8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: BDO |
Ein lupenreiner Turnaround also – das haben im laufenden Jahr nicht fürchterlich viele Kandidaten für einen operativen Umschwung hinbekommen. Umso konsequenter ist es, dass R. Stahl seine IR-Aktivitäten forciert und sich unter anderem für die am 7./8. Februar 2024 von Montega veranstalteten Hamburger Investorentage (HIT) angemeldet hat. Boersengefluester.de ist überzeugt davon, dass die Masse der institutionellen Anleger längst noch nicht in die Details der neu belebten R. Stahl-Story eingestiegen ist. Immerhin lieferte die Gesellschaft über viele Jahre eher enttäuschende Meldungen und ist so aus dem Radar etlicher Börsianer verschwunden. Bewertungstechnisch sehen wir noch ausreichend Spielraum nach oben. Unter Berücksichtigung der Netto-Finanzverschuldung von zuletzt 48,4 Mio. Euro kommt die Gesellschaft derzeit auf einen Unternehmenswert von rund 203 Mio. Euro – also etwa dem 5,5-Fachen des für 2023 zu erwartenden EBITDA.
Dieser Faktor verschlechtert sich zwar auf rund 7,4, wenn man die üppigen Pensionsrückstellungen sowie Leasingverbindlichkeiten mit zu den Finanzschulden zählt – doch auch das spricht für unseren Geschmack noch nicht gegen ein Investment in dem Spezialwert. Ein Risikofaktor bleibt indes die weitere Entwicklung der russischen Beteiligung Zavod Goreltex, auf die es 2022 bereits eine Wertberichtigung gab. Im Jahresverlauf 2023 zeigte Zavod zwar per saldo konstante Ergebnisse, doch valide prognostizieren lässt sich die weitere Performance hier kaum. Ebenfalls nicht ganz so schön ist, dass Dividenden aufgrund des noch hohen Bilanzverlusts innerhalb der AG vorerst nicht zu erwarten sind.
Foto: Clipdealer
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