„Die Projektpipeline ist enorm“, sagt Andreas Empl, CFO von Pyramid, auf dem Update-Call zur Vorlage des Halbjahresberichts 2023. Das hört sich zunächst einmal gut an, doch nach dem überraschenden und schmerzhaften Verlust des Faytech-Großkunden ButterflyMX in den USA sowie dem allgemein ruppigen konjunkturellen Umfeld bleibt Empl – trotz der vielen Ausschreibungen, an denen der Spezialist für Industriecomputer, Server und Spezialdisplays teilnimmt – betont vorsichtig: „Am Ende zählen nur Umsatz und Ertrag.“ Und genau hieran hapert es zurzeit. Spätestens seit der im Sommer deutlich reduzierten Prognose für das Gesamtjahr 2023 sind die Investoren bei der Pyramid-Aktie auf Distanz gegangen. Mittlerweile bewegt sich der Kurs unterhalb von 1,40 Euro, was auf voll verwässerter Aktienzahl einem Börsenwert von nur noch rund 30 Mio. Euro entspricht.
Nicht gerade viel für ein Unternehmen, was im laufenden Jahr 80 Mio. Euro Umsatz sowie ein EBITDA (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) von 4 bis 5 Mio. Euro anpeilt. Dabei kommen die Münchner zur Hälfte des Jahres auf Erlöse von 38,42 Mio. Euro sowie ein EBITDA von 3,93 Mio. Euro. Im dritten Quartal 2023 soll der Umsatz dem Vernehmen nach zwischen 15 und 16 Mio. Euro gelegen haben, das EBITDA dürfte bei circa 0,5 Mio. Euro angekommen sein. Mit anderen Worten: Um die aktualisierte Planung zu erreichen, braucht Pyramid im Schlussquartal Erlöse von etwa 26 Mio. Euro sowie ein idealerweise zumindest ausgeglichenes EBITDA. Das sollte trotz des gestutzten US-Geschäfts und den gedämpften Aussichten in China machbar sein, reißt die Investoren aber natürlich nicht von den Sitzen.
Entsprechend stuft Vorstandssprecher Andreas Empl den aktuellen Kursverlauf auch als eine „eher traurige Veranstaltung“ ein. Dieser Zustand kann sich freilich schnell ändern. Der Auftragseingang stimmt zuversichtlich, zudem soll der Vertrieb für 2024 deutlich mehr Schlagkraft bekommen. Entsprechende Personalverhandlungen und Planungen laufen zurzeit auf Hochtouren. Sobald mehr Visibilität besteht, will Pyramid in den kommenden Wochen dann auch eine erste Prognose für 2024 veröffentlichen. Idealerweise sollte die Vorschau bis Ende November stehen, denn dann präsentiert das Unternehmen auf dem Eigenkapitalforum der Deutschen Börse in Frankfurt. Definitiv ein Thema bleiben weitere Übernahmen, zumal die Liquidität bis Jahresende 2023 bei rund 7 Mio. Euro liegen soll. Geld ist also ausreichend vorhanden und an günstigen Opportunitäten sollte es in der jetzigen konjunkturellen Situation nicht mangeln. Dabei dürfte das Team um Andreas Empl nach den vielfältigen Erfahrungen aus den Transaktionen mit Pyramid Computer und Faytech auch gezielt die richtigen Kandidaten für den Pyramid-Verbund herauspicken.
Insgesamt ist der Titel auf dem jetzigen Niveau eine gute Halten-Position. Viel hängt davon ab, mit welcher Prognose für 2024 der Vorstand an die Investoren tritt – und dann muss Pyramid in den kommenden Quartalen nachhaltig liefern. Daran hat es in der bisherigen Börsenhistorie gehapert. Das weiß auch der Finanzvorstand und plant entsprechend konservativ. Grund für übertriebenen Pessimismus gibt es aber auch nicht. „Wir sind vorsichtig positiv gestimmt”, sagt Empl.
Foto: Unsplash+
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