Nun schon zum zweiten Mal in diesem Jahr setzt PWO seine Prognose für das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (vor Währungseffekten) um 3 Mio. Euro herauf. Demnach kalkuliert der Produzent von Spezialgehäusen, Trägerelementen oder auch Airbagkomponenten jetzt mit einem EBIT zwischen 26 und 29 Mio. Euro – nach einer Bandbreite von zuvor 23 bis 26 Mio. Euro (siehe dazu auch unseren Bericht HIER). Ins Jahr gestartet war Progress-Werk Oberkirch – wie die Gesellschaft mit vollem Namen heißt – mit einem entsprechenden EBIT-Ziel von 20 bis 23 Mio. Euro. Die Befürchtung des Kapitalmarkts, wonach auch der Automobilzulieferer PWO stärker in den konjunkturellen Abwärtssog geraten könne, haben sich also nicht eingestellt. Im Gegenteil: So weist der Vorstand darauf hin, dass die vielen Maßnahmen zur Produktivitätssteigerung ihre erhoffte Wirkung zeigen, zudem profitiert das Unternehmen von einem vorteilhaften Produktmix.
Was vor wenigen Quartalen kaum denkbar erschien, rückt demnach nun immer näher: Offenbar wird PWO 2023 tatsächlich an die Rekordzahlen von 2022 anknüpfen. Das in der Kommunikation von PWO stets prominent erwähnte Neugeschäftsvolumen – es umfasst das Seriengeschäft plus damit verbundene Werkzeugaufträge – wird 2023 mit bis zu 900 Mio. Euro nun sogar leicht oberhalb des Vorjahreswerts erwartet. All das wird an der Börse allerdings so gut wie nicht honoriert. Die Marktkapitalisierung war zuletzt im Tief auf knapp 86 Mio. Euro abgerutscht. Das mag zu einem guten Teil daran liegen, dass die Netto-Finanzschulden mit rund 100 Mio. Euro (und da sind die Pensionsrückstellungen von rund 42 Mio. Euro noch gar nicht mit einberechnet) ein echter Störfaktor sind, selbst wenn sie das EBITDA der vergangenen zwölf Monate nur um einen Faktor von 2,1 übersteigen und damit deutlich unterhalb der selbst gesteckten Maximalgrenze von 3,0 liegen.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 461,01 | 476,27 | 458,62 | 371,15 | 404,27 | 530,76 | 555,84 | |
EBITDA1,2 | 44,96 | 42,70 | 45,98 | 21,17 | 47,16 | 51,19 | 52,04 | |
EBITDA-Marge3 | 9,75 | 8,97 | 10,03 | 5,70 | 11,67 | 9,64 | 9,36 | |
EBIT1,4 | 20,53 | 18,43 | 19,93 | -10,10 | 21,82 | 26,78 | 27,86 | |
EBIT-Marge5 | 4,45 | 3,87 | 4,35 | -2,72 | 5,40 | 5,05 | 5,01 | |
Jahresüberschuss1 | 10,06 | 6,64 | 9,10 | -11,66 | 14,74 | 15,21 | 16,22 | |
Netto-Marge6 | 2,18 | 1,39 | 1,98 | -3,14 | 3,65 | 2,87 | 2,92 | |
Cashflow1,7 | 38,31 | 38,45 | 47,95 | 49,20 | 20,96 | 11,57 | 37,39 | |
Ergebnis je Aktie8 | 3,22 | 2,12 | 2,91 | -3,73 | 4,72 | 4,87 | 5,19 | |
Dividende8 | 1,65 | 1,35 | 0,00 | 0,00 | 1,50 | 1,65 | 1,75 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: KPMG |
Trotzdem: Gerade im Small Cap-Bereich schauen die Investoren seit Monaten sehr genau auf die Finanzierungsseite – mit ein wesentlicher Grund für die schwache Performance des gesamten Sektors. Und bei PWO sind etwas weniger als die Hälfte der Finanzschulden variabel verzinslich, was grundsätzlich nicht ungewöhnlich ist – in Zeiten steigender Zinsen aber eine potenzielle Belastung darstellt. Das sollte jedoch nicht übertünchen, dass es bei PWO operativ sehr erfreulich läuft und die Aktie deutlich höhere Kurse verdient hätte. Das KGV ist klar einstellig, der Abschlag zum Buchwert beträgt von 40 Prozent, zudem gab es zuletzt wieder ansehnliche Dividenden. Etwas mehr als die Hälfte der PWO-Anteile befinden sich im Streubesitz, knapp 47 Prozent hält seit vielen Jahren die Beteiligungsgesellschaft Consult Invest um Klaus-Georg Hengstberger aus Böblingen.
Grundsätzlich eine stabile Ausgangslage, aber eben auch verbunden mit einem nicht gerade übermäßig liquiden Börsenhandel. Zumindest für Privatanleger sind die Umsätze auf Xetra, Tradegate oder auch an der Regionalbörse Stuttgart aber meist ausreichend groß. Boersengefluester.de bleibt bei der Kaufen-Einschätzung.
Foto: PWO AG (Wartung eines Transferwerkzeugs)
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