Ein neuralgischer Punkt in nahezu jeder Zwischenbilanz sind zurzeit die Auftragseingänge. Bei den meisten Unternehmen deutet sich hier nämlich eine spürbare Abkühlung an. Entsprechend nervös sind auch die Kursverläufe bei vielen Aktien. Zumindest was die Richtung des Orderbuchs angeht, macht da auch 2G Energy keine Ausnahme. So ist der Auftragseingang des Anbieters von Blockheizkraftwerken zum Halbjahr 2023 um knapp 31 Prozent auf 77,6 Mio. Euro zurückgefallen. Im Hintergrundgespräch mit boersengefluester.de bleibt Finanzvorstand Friedrich Pehle diesbezüglich aber eher entspannt und sagt mit einem Augenzwinkern: „Wir werden jedenfalls keine Phase der Unterbeschäftigung haben.“ Tatsächlich lohnt sich ein differenzierter Blick hinter die nackten Zahlen. So war der Vorjahreswert von 112 Mio. Euro Auftragseingang ungewöhnlich hoch, weil sich mit der Gaskrise im Zuge des beginnenden Ukraine-Kriegs jede Menge Unternehmen und auch kommunale Behörden alternative Energiequellen sichern wollten.
Dieses offensive Bestellverhalten hat sich – rein bezogen auf Deutschland – dann mit der später aufgekommenen leidigen Diskussion um Wärmepumpen und das Heizungsgesetz wieder deutlich abgekühlt, zumal sich parallel dazu die wirtschaftlichen Perspektiven der Kunden im Schnitt eher eingetrübt haben. Und auch das Thema Verfügbarkeit von Teilen hat sich längst normalisiert, so das es keine Angstbestellungen mehr gibt. Insgesamt ist CFO Friedrich Pehle jedoch zuversichtlich, dass 2G Energy im dritten Quartal 2023 den vergleichbaren Vorjahreswert von um die 40 Mio. Euro übertreffen wird: „Damit wären wir komfortabel unterwegs, um unser strategisches Wachstumsziel von ‚10 Prozent plus Inflation‘ zu erreichen.“ Entsprechend sieht das Unternehmen aus dem münsterländischen Heek auch keinen Anlass, die bisherige Prognose für das Gesamtjahr anzufassen. Demnach kalkuliert 2G Energy für 2023 weiterhin mit Umsätzen zwischen 310 und 350 Mio. Euro. Bei einer erwarteten EBIT-Marge von 6,5 bis 8,5 Prozent würde das auf ein Ergebnis vor Zinsen und Steuern von vermutlich rund 25 Mio. Euro hinauslaufen.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 189,40 | 209,78 | 236,40 | 246,73 | 266,35 | 312,63 | 365,07 | |
EBITDA1,2 | 11,12 | 15,37 | 19,17 | 20,11 | 21,87 | 26,63 | 34,30 | |
EBITDA-Marge3 | 5,87 | 7,33 | 8,11 | 8,15 | 8,21 | 8,52 | 9,40 | |
EBIT1,4 | 7,33 | 11,45 | 15,45 | 16,45 | 17,93 | 21,96 | 27,64 | |
EBIT-Marge5 | 3,87 | 5,46 | 6,54 | 6,67 | 6,73 | 7,02 | 7,57 | |
Jahresüberschuss1 | 4,92 | 7,61 | 10,30 | 11,96 | 12,64 | 16,37 | 17,99 | |
Netto-Marge6 | 2,60 | 3,63 | 4,36 | 4,85 | 4,75 | 5,24 | 4,93 | |
Cashflow1,7 | 12,85 | 4,88 | 1,92 | 9,79 | 8,86 | 4,98 | 11,72 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,28 | 0,43 | 0,58 | 0,68 | 0,71 | 0,91 | 1,00 | |
Dividende8 | 0,11 | 0,11 | 0,11 | 0,11 | 0,12 | 0,14 | 0,17 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: PricewaterhouseCoopers |
Bis dahin ist es allerdings noch eine ordentliche Wegstrecke, denn zum Halbjahr zeigt 2G erst ein EBIT von etwas mehr als 4 Mio. Euro. Angesichts der üblichen Saisonalität im Geschäft mit starker Ausprägung auf das zweite Halbjahr, sollte der Schlussspurt jedoch möglich sein. Ein cleverer Schachzug dürfte derweil die Ausweitung des Geschäftsmodells auf Großwärmepumpen sein, zumal es erhebliche Überschneidungen mit den Stammaktivitäten im Bereich Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) gibt. Um hier schneller voran zu kommen, hat 2G kürzlich das niederländische Unternehmen NRGTEQ übernommen. Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart, wenn wir die Ausführungen von Friedrich Pehle richtig deuten, dürfte sich die aufzubringende Summe jedoch in einem überschaubaren Rahmen bewegen. Keinesfalls ist es so, dass hier ein Start-up mit einem Hipster-Produkt zu Höchstkursen den Besitzer gewechselt hat. Im Gegenteil: Alles sehr geerdet.
Die Gesellschaft erzielte in den vergangenen Jahren Umsätze zwischen 1,5 und 3,0 Mio. Euro und war dabei regelmäßig profitabel. Unterstellt man einfach, dass der Kaufpreis für NRGTEQ sich in einem ähnlichen Umsatz-Multiple bewegt, zu dem auch 2G Energy an der Börse gehandelt wird, wäre man bei irgendwas zwischen 4 und 6 Mio. Euro für NRGTEQ. Ein Betrag, den 2G locker aus dem Cash begleichen kann. Losgelöst davon zahlt es sich momentan aus, dass die im Börsensegment Scale gelistete Gesellschaft über ein anhaltend prosperierendes Service-Geschäft verfügt und zudem auch international aufgestellt ist. Die Bewertung der Aktie ist auf den ersten Blick jetzt nicht gerade niedrig, auch wenn die Analysten noch ein Potenzial bis rund 33 Euro sehen. Insbesondere mit Blick auf die sich bietenden mittelfristigen Ertragspotenziale sind solche Kursziele aber gut unterfüttert.
Zu guter Letzt findet boersengefluester.de es prima, dass 2G Energy in Sachen Investor Relations offensiv vorangeht und sich auch an alternative Formate wie das große Community Event am 6. Oktober 2023 mit den Finanzbloggern Lisa Osada (Aktiengram) und Jonathan Neuscheler (abilitato) am Hauptsitz in Heek herantraut und damit vor allen Dingen jüngeren Anlegern Einblicke in das Geschäftsmodell gewährt. „Wir haben doch coole Produkte“, sagt Friedrich Pehle und ist sich sicher, dass die Veranstaltung ein Erfolg wird.
Foto: 2G Energy AG
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