Zur Sicherheit gleich vorweg: Ein klassischer Publikumswert ist die Deutsche EuroShop schon seit rund einem Jahr nicht mehr. Nach dem erfolgreichen Übernahmeangebot zu 21,50 Euro je Aktie durch das Bieterkonsortium Oaktree Capital Management und der CURA Vermögensverwaltung – einem Investmentvehikel der Unternehmerfamilie Otto – vom vergangenen Sommer, ist der Streubesitzanteil des Betreibers von Shoppingcentern auf überschaubare Dimensionen geschrumpft. Entsprechend musste die Deutsche EuroShop im September 2022 auch ihren Platz im SDAX räumen. Immerhin: Ein Delisting oder andere Strukturmaßnahmen wie etwa einen Beherrschungsvertrag, planen die Großaktionäre nicht, so dass der Titel offenbar eine Börsenzukunft hat, wenn auch unter geänderten Vorzeichen. Das Reporting läuft jedenfalls normal weiter und auch die für den 29. August 2023 angesetzte Hauptversammlung (HV) in der Hamburger Handwerkskammer findet normal als Präsenzveranstaltung statt, es versteckt sich also niemand hinter einem digitalen Format.
Besonders interessant aus Anlegersicht ist derweil der Dividendenvorschlag von 2,50 Euro je Aktie, womit es das Papier auf eine Dividendenrendite von mehr als 11 Prozent bringt. Verborgen geblieben ist das dem Kapitalmarkt naturgemäß nicht, doch boersengefluester.de kann sich gut vorstellen, dass mit nahender HV noch weitere Anleger auf den Dividendenzug aufspringen. Auf einem ganz anderen Blatt steht zwar, wie sinnvoll es ist, in einer weiterhin angespannten Einzelhandelssituation sowie dem unvorteilhaften Zinsumfeld mehr als 191 Mio. Euro auszuschütten. Aber der Dividendenvorschlag spiegelt eben nicht nur einen Nachholeffekt der Corona-Diät von 2019 und 2020 wider, sondern ist auch ein Zeichen der geänderten Aktionärsstruktur. Und in der neuen Konstellation stehen Dividenden ganz offensichtlich hoch im Kurs, selbst wenn dafür ein Darlehen zur Sicherung der für das Geschäft notwendigen Mindestliquidität nötig ist.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 218,49 | 225,05 | 225,94 | 224,10 | 211,75 | 212,81 | 273,30 | |
EBITDA1,2 | 192,42 | 199,19 | 197,64 | 190,46 | 152,67 | 160,56 | 212,78 | |
EBITDA-Marge3 | 88,07 | 88,51 | 87,47 | 84,99 | 72,10 | 75,45 | 77,86 | |
EBIT1,4 | 192,37 | 199,14 | 197,47 | 161,24 | 152,50 | 152,43 | 212,66 | |
EBIT-Marge5 | 88,05 | 88,49 | 87,40 | 71,95 | 72,02 | 71,63 | 77,81 | |
Jahresüberschuss1 | 134,33 | 79,40 | 112,09 | -251,72 | 59,95 | 21,36 | -38,28 | |
Netto-Marge6 | 61,48 | 35,28 | 49,61 | -112,32 | 28,31 | 10,04 | -14,01 | |
Cashflow1,7 | 156,02 | 159,20 | 170,21 | 111,09 | 172,67 | 140,63 | 175,06 | |
Ergebnis je Aktie8 | 2,31 | 1,29 | 1,81 | -4,07 | 0,97 | 0,35 | -0,51 | |
Dividende8 | 1,45 | 1,50 | 0,00 | 0,04 | 1,00 | 2,50 | 2,60 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: BDO |
Den operativen Geschäftsverlauf bezeichnete das Management der Hamburger zum Ende des ersten Quartals 2023 als planmäßig, so dass die Prognose für den Gesamtjahres-FFO (Fund From Operations) zwischen 2,00 und 2,10 Euro je Aktie weiter Bestand hat. Gegen diese Relation lässt sich nichts sagen, zumal auch andere Unternehmen mit ähnlichem Geschäftsmodell – wenn auch bezogen auf kleinere Gewerbeobjekte – etwa mit dem Zehnfachen des Cashflows aus dem Immobiliengeschäft bewertet sind. Hinzu kommt, dass sich der aktuelle Aktienkurs etwa mit der damaligen Übernahmeofferte deckt. Per saldo sieht das nach einer interessanten Sondersituation für dividendenorientierte Investoren aus.
Für regelmäßige Leser von boersengefluester.de ist es da beinahe überflüssig zu erwähnen, dass die Dividende nach der HV vom Kurs abgezogen wird – es sich also nicht um eine Verzinsung nach Art des Sparbuchs handelt. Zudem besteht die Gefahr, dass nach (oder vielleicht sogar kurz vor) der Ausschüttung etliche Anleger Kasse machen und weiterziehen, was sich dann entsprechend negativ auf das Chartbild auswirkt. Noch ist das jedoch Zukunftsmusik. Zum Schluss noch ein Tipp: Schauen Sie sich ruhig einmal den Geschäftsbericht 2022 der Deutsche EuroShop AG an. Das kann bekanntlich nie schaden, in diesem Fall wird die Lektüre aber noch durch eine besonders ansprechende Grafik schmackhaft gemacht. Auf unserer Satellitenseite geschaeftsberichte-download.de gehört der 2022er-Bericht daher zur Rubrik “Featured Reports“, in der wir jedes Jahr besonders gelungene Abschlüsse in diversen Kategorien hervorheben.
Foto: Deutsche EuroShop AG (Allee-Center Magdeburg)
Jetzt für unseren wöchentlichen Newsletter BGFL WEEKLY anmelden. Das Angebot ist kostenlos und präsentiert die Highlights von boersengefluester.de (BGFL) sowie Interna aus der Redaktion. Der Erscheinungstag ist immer freitags. Wer Interesse hat und noch nicht registriert ist, kann das gern unter diesem LINK tun. Wir freuen uns auf Sie! Selbstverständlich behandeln wir Ihre E-Mail-Adressen vertraulich und verwenden sie ausschließlich für den Versand des Newsletters BGFL WEEKLY.