Ist ja nicht so, dass Versicherungsaktien momentan grundsätzlich schlecht performen. So notiert der Anteilschein der Talanx sogar auf All-Time-High, die Münchener Rück und auch Allianz liegen trotz kräftigem Dividendenabschlag im laufenden Jahr noch deutlich im Plus und selbst das sonst eher träge Papier von Wüstenrot & Württembergische entwickelt sich unterm Strich ganz manierlich. Umso auffälliger, dass sich die Aktie der DFV Deutsche Familienversicherung mit Kursen von weniger als 8 Euro beinahe auf Rekordtief bewegt. Dabei kommen die Frankfurter auf ihrem Profitabilitätspfad weiter gut voran und haben auch in Sachen IR-Aktivitäten zuletzt viele Veranstaltungen durchgeführt. Was tut ein Investor in so einer Situation, wenn er vom langfristigen Erfolg des Unternehmens überzeugt ist? Ganz einfach: Er stockt seinen Bestand kräftig auf.
So jedenfalls agiert Aufsichtsrat und Großaktionär Luca Pesarini, der allein Ende April rund 210.000 DFV-Aktien im Gesamtwert von knapp 1,62 Mio. Euro gekauft hat. Dabei hat die Gesellschaft zuletzt auch in ihrer Kommunikation Richtung Kapitalmarkt ein neues Kapitel aufgeschlagen und positioniert sich nun als unabhängiger digitaler Direktversicherer. „Aus der Insurtech-Rolle sind wir rausgewachsen“, sagt CEO Stefan Knoll bei seiner Präsentation auf der Frühjahrskonferenz am 16. Mai im Frankfurter Le Meridien Hotel. Nachdem das schwerpunktmäßig in der Krankenzusatzversicherung tätige Unternehmen 2022 mit einem Gewinn vor Steuern von 1,67 Mio. Euro abgeschlossen hat, sieht die Planung für das laufende Jahr ein entsprechendes Ergebnis zwischen 3 und 5 Mio. Euro vor. „Ich beabsichtige profitabel zu bleiben und will ab 2027 dividendenfähig werden“, sagt Stefan Knoll.
Weiter ins Detail gehen konnte der Firmengründer bei seinem Vortrag auf der Frühjahrskonferenz nicht gehen, da die Veröffentlichung der Q1-Zahlen erst einen Tag später angesetzt waren. Ein Part, der wie gemacht ist für CFO Karsten Paetzmann. Das gilt umso mehr, weil die DFV Deutsche Familienversicherung mit dem Zwischenbericht erstmals die neuen IFRS-Standards 17 und 9 für Versicherungsunternehmen umgesetzt hat. Am deutlichsten zeigen sich die Veränderungen im Finanzergebnis, weil unrealisierte Marktwertschwankungen von bestimmten Papieren aus dem freien Vermögen nun direkt durch die Gewinn- und Verlustrechnung laufen und nicht – wie früher üblich – im Eigenkapital gepuffert werden. Die Konsequenz ist eine erheblich höhere Volatilität im Finanzergebnis, die mit der operativen Entwicklung im Versicherungsbereich nicht immer im Einklang steht.
Entsprechend sollten Investoren differenzieren: So kam das versicherungstechnische Ergebnis der Deutschen Familienversicherung im ersten Quartal 2023 zwar um 39 Prozent auf 2,4 Mio. Euro voran. Gleichwohl sorgte das von 1,5 auf 0,3 Mio. Euro eingeknickte Finanzergebnis dafür, dass der Gewinn vor Steuern per saldo von 2,3 auf 1,8 Mio. Euro zurückgefallen ist. CFO Karsten Paetzmann bleibt dennoch ganz cool und bestätigt die bisherige Prognose für das Gesamtjahr: „Wir liegen gut im Ziel.“ Die Schaden-Kosten-Quote – Combined Ratio – bewegt sich mit 95 Prozent zum Auftaktquartal 2023 weiter im grünen Bereich und signalisiert, dass die Gesellschaft im eigentlichen Versicherungsgeschäft Gewinne gemacht. Nichtsdestotrotz bleiben die wesentlichen Aufgabenstellungen bestehen: Neugeschäft möglichst günstig zu akquirieren und darüber hinaus auskömmlich zu kalkulieren. „Prozessautomatisierung bleibt eine Kernaufgabe in unserem Haus“, sagt Finanzvorstand Karsten Paetzmann.
Nächster wichtiger Termin des Eintracht Frankfurt-Sponsors ist die Hauptversammlung (HV) am 24. Mai 2023 unweit des Frankfurter Firmensitzes im spanischen Kulturinstitut Instituto Cervantes. Wer es als Aktionär einrichten kann, sollte die Veranstaltung unbedingt besuchen. CEO Stefan Knoll gibt dort mit Sicherheit einen impulsiven Einblick in das Unternehmen. Und ja: Normalerweise sollte auch der Aktienkurs der DFV Deutsche Familienversicherung endlich diesen Schwung bekommen . Der aktuelle Börsenwert von gut 116 Mio. Euro spiegelt die zunehmende Profitabilität sowie die vielen operativen Veränderungen jedenfalls nur unzureichend wider, selbst wenn es eben noch ein paar Jahr dauern wird, bis auch die DFV mit einem Dividendenabschlag nach der HV gehandelt wird.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 70,66 | 66,52 | 90,92 | 114,74 | 155,22 | 183,51 | 119,50 | |
EBITDA1,2 | 2,12 | -2,88 | -2,71 | -7,52 | 2,42 | 4,03 | 7,33 | |
EBITDA-Marge3 | 3,00 | -4,33 | -2,98 | -6,55 | 1,56 | 2,20 | 6,13 | |
EBIT1,4 | 2,12 | -4,10 | -5,20 | -10,56 | -0,81 | 1,67 | 5,72 | |
EBIT-Marge5 | 3,00 | -6,16 | -5,72 | -9,20 | -0,52 | 0,91 | 4,79 | |
Jahresüberschuss1 | 1,48 | -3,34 | -2,10 | -7,43 | -1,70 | 0,99 | 4,16 | |
Netto-Marge6 | 2,09 | -5,02 | -2,31 | -6,48 | -1,10 | 0,54 | 3,48 | |
Cashflow1,7 | 16,62 | 6,63 | 14,33 | 17,67 | 14,62 | 46,35 | 23,40 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,14 | -0,25 | -0,37 | -0,53 | -0,12 | 0,26 | 0,28 | |
Dividende8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Deloitte |
Foto: boersengefluester.de
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