Einstellige Aktienkurse gab es bei SMT Scharf zuletzt im Oktober 2022 – und da auch nur an einem einzigen Tag. Ansonsten hatte sich die Notiz des Anbieters von Transportsystemen für den Einsatz im Bergbau zuletzt meist in einer Bandbreite zwischen 11 und 13 Euro bewegt. Mit Blick in den Rückspiegel ist das ein ausgesprochen moderates Niveau, denn SMT Scharf hat mit seinen bereits vor einigen Wochen vorgelegten Eckdaten für 2022 durchaus überzeugt. Der hohe Ergebnisbeitrag der chinesischen 50-Prozent-Beteiligung Shandong Xinsha Monorail sorgte sogar dafür, dass SMT Scharf für das vergangene Jahr mit 14,80 Mio. Euro auf einen Überschuss gekommen ist, der deutlich über unseren Erwartungen liegt. Das Ergebnis je Aktie kletterte derweil von 2,45 auf 2,73 Euro. „Es ist uns gelungen, das Geschäft in den internationalen Kernmärkten erfolgreich auszubauen“, sagt CEO Hans Joachim Theiß und betont zudem den Ergebniseffekt des starken Neuanlagengeschäfts.
Warum zeigt die Notiz des ehemaligen SDAX-Unternehmens zurzeit dennoch so deutlich Richtung Süden? Die erneute Nullrunde bei der Dividende ist es nicht, denn Ausschüttungen stehen bei SMT Scharf eher nicht auf der Agenda. Für Ernüchterung bei den Investoren sorgt vielmehr der Ausblick für 2023 im jetzt veröffentlichten Geschäftsbericht. Demnach rechnet der Vorstand „unter konservativen Prämissen“ mit Erlösen von 83 Mio. Euro (Vorjahr: 93,71 Mio. Euro) sowie einem Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) von nur noch 1,2 Mio. Euro. Zum Vergleich: Für 2022 steht ein EBIT von 14,32 Mio. Euro zu Buche. Und selbst wenn man den darin enthaltenen positiven Effekt von 4,36 Mio. Euro aus der Auflösung einer Rückstellung herausrechnet, bleibt immer noch ein operatives Ergebnis von rund 10 Mio. Euro als Vergleichsmaßstab stehen. Der drohende Ergebnisrückgang ganz ist also massiv.
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Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 52,13 | 70,80 | 75,40 | 50,18 | 85,87 | 93,71 | 73,17 | |
EBITDA1,2 | 5,85 | 6,98 | 9,67 | -1,45 | 13,89 | 17,02 | 7,20 | |
EBITDA-Marge3 | 11,22 | 9,86 | 12,82 | -2,89 | 16,18 | 18,16 | 9,84 | |
EBIT1,4 | 4,55 | 5,30 | 6,82 | -8,13 | 11,24 | 14,32 | 3,95 | |
EBIT-Marge5 | 8,73 | 7,49 | 9,05 | -16,20 | 13,09 | 15,28 | 5,40 | |
Jahresüberschuss1 | 3,98 | 4,63 | 5,74 | -8,05 | 12,58 | 14,80 | 5,23 | |
Netto-Marge6 | 7,63 | 6,54 | 7,61 | -16,04 | 14,65 | 15,79 | 7,15 | |
Cashflow1,7 | 0,96 | -3,09 | 2,99 | 2,79 | -5,50 | 5,68 | 3,88 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,94 | 1,01 | 1,20 | -1,79 | 2,45 | 2,73 | 0,89 | |
Dividende8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Rödl & Partner |
CEO Hans Joachim Theiß verweist in diesem Zusammenhang auf das grundsätzlich weiterhin unsichere Marktumfeld – neben Russland gehört China zu den Kernmärkten – sowie die „erheblich gestiegenen Preise für Energie, Frachten oder Materialien“. Gegenwärtig schwer zu sagen, ob das in Hamm ansässige Unternehmen ganz tief stapelt, oder ob es tatsächlich so trübe aussieht. Am 12. Mai 2023 steht der Bericht für das erste Quartal 2023 an. Wenige Tage später wird Hans Joachim Theiß dann auf der Frühjahrskonferenz in Frankfurt (15. bis 17. Mai 2023) vor Investoren, Analysten, Fondsmanagern und auch der Finanzpresse präsentieren. Möglicherweise lässt sich dann schon näher erkennen, wohin die Reise bei der im Münchner Spezialsegment m:access gelisteten Gesellschaft geht.
Hier ein paar Mutmacher: Bezogen auf Substanzkennzahlen wie das Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV) gibt es den Small Cap derzeit mit einem Discount von fast 40 Prozent auf das ausgewiesene Eigenkapital. Im langjährigen Mittel wird die Aktie eher mit einem KBV leicht oberhalb von 1,0 gehandelt. Und sollte die Profitabilität im kommenden Jahr zudem nur einigermaßen das Niveau von 2017/18 erreichen, käme die Aktie auf ein KGV zwischen 10 und 11 – auch das ein attraktives Niveau. Wer den Titel im Depot hat, sollte auf dem aktuellen Niveau also nicht verkaufen. Last but not least gehört zudem eine mögliche Neuarrondierung auf Seiten der Ankerinvestoren zu den Punkten, die Anleger im Hinterkopf behalten sollten.
Foto: SMT Scharf AG