Zumindest die Dividendenfrage ist geklärt. Für 2013 – dem ersten Jahr an der Börse – schüttet der Spezialchemiekonzern Evonik Industries eine Gewinnbeteiligung von 1,00 Euro pro Anteilschein aus. Die Hauptversammlung findet am 20. Mai 2014 statt. Auf Basis des aktuellen Kurses von 28,25 Euro beträgt die Rendite damit gut 3,5 Prozent. Zwar wurde vereinzelt über eine noch höhere Dividende spekuliert, aber letztlich liegt der nun gewählte Satz leicht über dem Durchschnitt der Analystenerwartungen. Insgesamt fließen an den Großaktionär RAG-Stiftung (67,9 Prozent) damit rund 316 Mio. Euro. Mit knapp 18 Prozent sitzt noch der – allerdings ausstiegswillige – Finanzinvestor CVC im Boot. Der Streubesitz beträgt damit nur etwa 14,2 Prozent.
An der Börse hat die Aktie des MDAX-Konzerns immer noch nicht gezündet, auch wenn es schon mehrfach nach einem Ausbruch Richtung Norden aussah. Mit dem nun vorgelegten Zahlenüberblick für 2013 hat Evonik die Prognosen der Finanzexperten mehrheitlich erreicht. Der Umsatz beträgt 12.874 Mio. Euro, was einem Rückgang von etwa vier Prozent entspricht. Zur Einordnung: Die Marktkapitalisierung von Evonik entspricht 13.106 Mio. Euro. Demnach wird jeder Euro Umsatz an der Börse mit ungefähr einem Euro bewertet. Auf exakt die gleiche Wertschätzung kommt BASF. Lediglich bei der momentan defizitären Lanxess ist die Marktkapitalisierung zurzeit nur halb so hoch wie die Erlöse.
Ertragsmäßig hat Evonik ebenfalls sein Soll erfüllt. Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) fiel um rund ein Viertel auf 1.424 Mio. Euro zurück. Der um Sondereffekte korrigierte Gewinn je Aktie ging von 2,31 auf 1,78 Euro zurück. Hier lag die Erwartung im Schnitt bei einem Ergebnis pro Anteilschein von 1,80 Euro. „Trotz des schwierigen Marktumfelds hat sich unser Geschäft solide entwickelt“, fasst Evonik-Vorstandschef Klaus Engel die Resultate zusammen. Bis hierhin klingt die Investmentstory noch nicht sonderlich prickelnd. Allerdings sollten Anleger berücksichtigen, dass die Essener momentan ein gewaltiges Investitionsprogramm für neue Anlagen – etwa in Saudi-Arabien und China – im Volumen von mehr als 6 Mrd. Euro umsetzen. „Erste große Projekte unseres ehrgeizigen Investitionsprogramms wurden bereits fertiggestellt“, sagt Engel. Gleichzeitig betont das Unternehmen jedoch: „Bei der weiteren Umsetzung des Investitionsprogramms wird Evonik diszipliniert vorgehen und noch nicht begonnene Projekte stets auf sich verändernde Marktgegebenheiten überprüfen.“
Für das laufende Jahr beläuft sich das Budget für Sachinvestitionen auf bis zu 1,4 Mrd. Euro. Das wäre nochmal ein Anstieg von annähernd einem Viertel gegenüber 2013. Die Finanzierung soll weitgehend aus dem Cashflow erfolgen. Dabei profitiert Evonik von der deutlich verbesserten Bilanzstruktur nach dem Verkauf des Immobiliengeschäfts. Statt einer Nettofinanzverschuldung von 1.163 Mio. Euro verfügt der MDAX-Konzern nun über ein Guthaben von 552 Mio. Euro. Das sind umgerechnet knapp 1,20 Euro pro Aktie. Eher am unteren Ende der Erwartungen liegt allerdings der Ausblick: So kalkuliert Firmenlenker Engel mit einem „leicht höheren“ Umsatz und einem bereinigten Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) in einer Bandbreite von 1,8 bis 2,1 Mrd. Euro. Hier bewegten sich die Analystenschätzungen zuletzt in einer Range von 2,0 bis 2,4 Mrd. Euro. Grund für die zurückhaltende Einschätzung von Evonik ist die eher unbefriedigende Situation bei den Preisen, während sich die Absatzmengen eher in die gewünschte Richtung bewegen.
Für boersengefluester.de bietet die Evonik-Aktie unterm Strich ein attraktives Chance-Risiko-Profil. Verglichen mit vielen anderen Branchen, hat der Chemiesektor noch immer Nachholpotenzial. Die Bewertung des Titels ist moderat. Zudem dürfte auch die Dividendenrendite für Privatanleger ein ansprechendes Argument sein. Interessant wird, wie sich die institutionellen Investoren verhalten werden. Vorstandschef Engel ist in den kommenden Wochen auf Roadshow in Frankfurt, London und Paris.
Foto: Evonik Industries