Als boersengefluester.de im Spätsommer 2021 erstmals über die Börsenpläne von MHP Hotel – umgesetzt über ein Reverse-IPO mit der bereits gelisteten Lifespot Capital – berichtete (HIER), klang das Vorhaben der Münchner noch nach einem tollkühnen Plan: Mitten in der Corona-Krise in einen Betreiber von hochwertigen Hotels und den darin angeschlossenen Restaurants zu investieren, ist nicht unbedingt jedermanns Sache. Immerhin waren Geschäftsreisen, Konferenzen und sonstige Veranstaltungen zu der Zeit praktisch abgeschafft und durch Online-Meetings ersetzt. Geblieben sind die virtuellen Termine zwar auch mit Abflauen der Corona-Einschränkungen, doch die Lust und auch Akzeptanz von Präsenzveranstaltungen ist längst zurück.
Insofern hatte das Management von MHP Hotel doch ein glückliches Händchen in Sachen antizyklisches Timing, wenn nicht – so möchte man meinen – die nächsten Stolperfallen in Form von rasant gestiegenen Energiepreisen, allgemeiner Inflation und drohendem konjunkturellen Abschwung dazwischengekommen wären. Nun: Bislang hat das Unternehmen der Fülle an Widrigkeiten getrotzt und jetzt ansehnliche Eckdaten für 2022 vorgelegt. Demnach erreicht der kumulierte Umsatz rund 105 Mio. Euro, das sind etwa 5 Mio. Euro mehr, als zuletzt in Aussicht gestellt. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) bewegt sich mit etwa 4 Mio. Euro dagegen ungefähr in der Mitte der prognostizierten Bandbreite zwischen 2 und 7 Mio. Euro.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 0,05 | 0,04 | 0,01 | 34,43 | 33,31 | 104,85 | 136,27 | |
EBITDA1,2 | -0,25 | -1,07 | -0,16 | 4,06 | 4,42 | 3,65 | 1,13 | |
EBITDA-Marge3 | -500,00 | -2.675,00 | -1.600,00 | 11,79 | 13,27 | 3,48 | 0,83 | |
EBIT1,4 | -1,25 | -1,22 | -0,16 | 3,53 | 3,32 | -3,05 | -6,04 | |
EBIT-Marge5 | -2.500,00 | -3.050,00 | -1.600,00 | 10,25 | 9,97 | -2,91 | -4,43 | |
Jahresüberschuss1 | -1,25 | -1,26 | -0,16 | -3,32 | 2,09 | -7,25 | -6,47 | |
Netto-Marge6 | -2.500,00 | -3.150,00 | -1.600,00 | -9,64 | 6,27 | -6,91 | -4,75 | |
Cashflow1,7 | -0,25 | -1,11 | -0,16 | -0,17 | 4,60 | -1,54 | 0,91 | |
Ergebnis je Aktie8 | -0,36 | -0,36 | -0,04 | -0,08 | 0,05 | -0,17 | -0,15 | |
Dividende8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: SDA Treuhand |
Bereinigt um „Corona-Prämien“ für Mitarbeiter und ausgegebene Belegschaftsaktien ergibt sich ein adjustiertes EBITDA von circa 6 Mio. Euro. Bezogen auf diese Größe ist MHP Hotel sogar am oberen Ende der Messlatte herausgekommen. „Das spricht zum einen für die Resilienz unseres Geschäftsmodells mit seinem dynamischen Preissystem und schlanken Strukturen. Zum anderen zeigt es die Attraktivität unserer Häuser, die von der Erholung des Hotelmarktes stark profitieren“, sagt CFO Ralf Selke. Mit dem Thema Inflation kann die Gesellschaft also gut umgehen. Keine merklichen Beeinträchtigungen gibt es bislang offenbar auch, was die Ausweitung des derzeit neun Hotels umfassenden Portfolios angeht. Immerhin gab es auch diesbezüglich regelmäßig Updates um prestigeträchtige Objekte wie zuletzt etwa das bisherige Park Hyatt in der Hamburger City, was künftig unter der Hilton-Premiummarke Conrad unter MHP-Leitung steht.
Umgesetzt ist nun auch die Sachkapitalerhöhung zur Begleichung der erfolgsabhängigen Komponente aus dem damaligen Einbringungsdeal der Munich Hotel Partners GmbH in die jetzige AG, wodurch sich die gesamte Aktienzahl um knapp 7,6 Prozent auf jetzt annähernd 43,25 Millionen Stück erhöht hat. Bezogen auf den aktuellen Kurs ergibt sich daraus ein Börsenwert von 55,8 Mio. Euro. Zum Vergleich: Die Analysten von Alster Research und SMC Research halten in ihren jüngsten Studien eine deutlich höhere Kapitalisierung zwischen 142 und 152 Mio. Euro für angebracht. Das erscheint aus jetziger Sicht zwar schon ziemlich ambitioniert. Aber selbst wenn man den fairen Wert sehr viel tiefer ansetzt: Unstrittig ist wohl, dass der Spezialwert über eine Menge Potenzial verfügt.
Umso unverständlicher, dass die im Münchner Spezialsegment m:access gelistete Aktie auch in der jüngsten Markterholung kaum signifikant vom Fleck gekommen ist. Ganz offensichtlich warten einige Investoren mit ihren Engagements bis zur vollständigen Normalität in Sachen börsengelistetes Unternehmen. Sprich: Die Vorlage eines geprüften Konzernabschlusses für die MHP Hotel AG in ihrer aktuellen Aufstellung. Spätestens danach sollte die Börsenampel für den Hot Stock aber endlich auf Grün springen.
Foto: MHP Hotel AG (Hotel Luc, Berlin)