Mit Vulcan Energy, SFC Energy, PNE, Wolftank-Adisa, Photon Energy, Tube Solar und Friedrich Vorwerk präsentieren am 13. September 2022 gleich fünf Unternehmen auf der von AlsterResearch organisierten Konferenz zum Thema Erneuerbare Energien. Zumindest was das zahlenmäßige Interesse angeht, gibt es schon jetzt einen klaren Favoriten: Für den virtuellen Vortrag von SFC Energy-Vorstand Peter Podesser haben sich mit Abstand die meisten Investoren eingewählt. Das liegt allerdings nur zu einem Teil an dem parallel zu der Präsentation veröffentlichten Halbjahresbericht des Anbieters von Brennstoffzellentechnologie für stationäre Energieversorgung. Die wesentlichen Eckdaten zu Umsatz, EBITDA (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) sowie EBIT (Ergebnis vor Zinsen und Steuern) hatte SFC Energy schließlich bereits Ende August veröffentlicht – und die jetzt vorgelegten finalen Zahlen stimmen bis auf die dritte Nachkommastelle mit den Vorabgrößen überein.
Demnach kommt das in Brunnthal bei München ansässige Unternehmen auf ein kräftiges Erlösplus von 22,6 Prozent auf 38,16 Mio. Euro. Das im Wesentlichen um die Effekte aus Optionsprogrammen geringfügig bereinigte EBITDA fiel dagegen um 9,6 Prozent auf 3,11 Mio. Euro zurück. Wie nahezu alle Unternehmen, leidet auch SFC Energy unter der schwierigen Teileversorgung sowie deutlich höheren Preisen für Transport und Vorprodukte. Für das Gesamtjahr 2022 stellt Vorstand Peter Podesser trotzdem weiterhin Erlöse zwischen 75 und 83 Mio. Euro sowie ein bereinigtes EBITDA von 6,0 bis 9,1 Mio. Euro in Aussicht. Insbesondere mit Blick auf das Ergebnis ist das eine weit gefasste Spanne, was an der Börse für eine gewisse Unsicherheit sorgt. Doch das sollte sich bald ändern.
„In den nächsten Wochen sind wir in der Lage, den Korridor qualifiziert einzuengen“, sagt Peter Podesser und betont, dass sich SFC auch zum Halbjahr auf Kurs befindet. Offenbar beginnen die eingeleiteten Gegenmaßnahmen zur Stärkung der Profitabilität – wozu auch eigene Preiserhöhungen gehören – zu wirken. „Im dritten Quartal sehen wir bereits erhebliche Dynamik aus der Ecke“, sagt Podesser. Was den Kapitalmarkt vermutlich noch mehr umtreibt, ist allerdings der grundsätzliche Wandel im Produktportfolio von SFC Energy: Machen klassische Methanol-Brennstoffzellen zur Stromerzeugung derzeit noch mehr als 90 Prozent der Erlöse aus, könnte sich der Anteil von sehr viel leistungsstärkeren Aggregaten auf Wasserstoffbasis schon bis 2025 auf rund die Hälfte erhöhen.
Das wiederum sollte dafür sorgen, dass SFC Energy auch an der Börse prominenter als Wasserstoff-Player wahrgenommen wird. „Wir wandern von einer Nischenstrategie mitten in die Gesellschaft und sind erfolgreicher Teil der Energiewende“, sagt Podesser. „Verlässliche Stromversorgung ist ein Riesenthema.“ Da wirken sich die aktuellen Energieprobleme eher noch als Beschleuniger aus. In der Praxis tritt die Brennstoffzellentechnik dabei regelmäßig gegen klassische Generatoren an. In der Anschaffung sind Dieselaggregate zwar deutlich günstiger, doch bereits auf Sicht von 12 bis 18 Monaten dreht sich das Bild.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 54,29 | 61,70 | 58,54 | 53,22 | 64,32 | 85,23 | 118,15 | |
EBITDA1,2 | 0,86 | 2,48 | 1,70 | -0,99 | -0,80 | 8,59 | 14,62 | |
EBITDA-Marge3 | 1,58 | 4,02 | 2,90 | -1,86 | -1,24 | 10,08 | 12,37 | |
EBIT1,4 | -0,89 | 1,33 | -1,29 | -4,50 | -5,11 | 3,60 | 9,16 | |
EBIT-Marge5 | -1,64 | 2,16 | -2,20 | -8,46 | -7,95 | 4,22 | 7,75 | |
Jahresüberschuss1 | -2,07 | 0,00 | -1,93 | -5,18 | -5,83 | 2,02 | 21,06 | |
Netto-Marge6 | -3,81 | 0,00 | -3,30 | -9,73 | -9,06 | 2,37 | 17,83 | |
Cashflow1,7 | 1,70 | 2,01 | -1,26 | -0,60 | 1,08 | -4,76 | 3,58 | |
Ergebnis je Aktie8 | -0,23 | 0,00 | -0,17 | -0,39 | -0,40 | 0,07 | 1,18 | |
Dividende8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: PricewaterhouseCoopers |
Übliche Einsatzbereiche sind unter anderem Mobilfunkmasten, zivile Überwachungstechnik – von Radarfallen bis hin zur Baustellenüberwachung – oder auch die Stromversorgung in Caravanen oder auf Segelbooten. Rund acht Prozent der Erlöse entfallen auf den Verteidigungsbereich. Ein margentechnisch interessanter Markt, mit allerdings sehr langen Entscheidungswegen. Mit Abstand am wichtigsten für SFC Energy ist der industrielle Sektor. Kurstechnisch bewegt sich die im streng regulierten Börsensegment Prime Standard gelistete Aktie derweil seit etlichen Quartalen zwischen grob 20 und 30 Euro. Aktuelle Notiz: 23,50 Euro – also etwa in der Mitte der Range. Auf dieser Basis bringt es das Unternehmen auf einen Börsenwert von 408 Mio. Euro. Bezogen auf die aktuelle EBITDA-Prognose ist das viel. Mit Blick auf die für 2025 avisierten Umsatzerlöse zwischen 350 und 400 Mio. Euro sowie einem daraus vermuteten EBITDA von mindestens 55 Mio. Euro wäre die Bewertung wiederum recht moderat.
Insgesamt kommt SFC Energy jedenfalls mit einer starken Investmentstory daher. Hinzu kommt, dass sich die Bilanzqualität nach der jüngsten Kapitalerhöhung mit einem Emissionserlös von brutto 56 Mio. Euro deutlich verbessert hat und dem Unternehmen viel Spielraum für die weitere Expansion bietet. Wenig verwunderlich also, dass das Interesse der Anleger auf der AlsterResearch-Konferenz so groß ist. Die jüngsten Kursziele der Analysten bewegen sich zwischen 33 und 37 Euro, lassen also reichlich Luft nach oben. Charttechnisch wäre es hilfreich, wenn die Notiz es diesmal schafft, die psychologisch wichtige 200-Tage-Linie zu überwinden. Zuletzt war bei dieser Marke nämlich regelmäßig der Deckel drauf. Geeignet ist die Aktie von SFC Energy nur für risikobereite und erfahrene Investoren. Zudem sollte der Depotanteil vernünftig dosiert sein.
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