Seit fast neun Jahren kommentiert boersengefluester.de nun die Quartalszahlen von Voxeljet. Ganz überwiegend keine besonders schöne Entwicklung: Die Umsätze des Anbieters von großvolumigen 3D-Druckanlagen und damit einhergehenden Services sind in der Regel überschaubar, von der anhaltenden Verlustsituation ganz zu schweigen. All das spiegelt sich in dem desaströsen Langfristchart wider. Umso erfreuter sind wir, dass die Daten für das zweite Quartal 2022 überwiegend in die richtige Richtung zeigen, auch wenn Voxeljet weiter Verluste schreibt. Jedenfalls liegen die zwischen Anfang April und Ende Juni erwirtschafteten Erlöse mit 6,69 Mio. Euro deutlich oberhalb der jüngsten Vorstandsprognose von 5 bis 6 Mio. Euro. Zum Halbjahr kommt das bayerische Unternehmen mit Börsenheimat USA damit auf ein Umsatzplus von knapp 26 Prozent, das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) verbesserte sich von minus 6,57 auf minus 3,08 Mio. Euro.
Dank eines sehr viel vorteilhafteren Finanzergebnisses verringerte sich der Nettoverlust sogar von minus 10,83 auf minus 2,55 Mio. Euro. „Wir sind mit den Ergebnissen des Quartals sehr zufrieden“, sagt CEO Ingo Ederer – schiebt in einem Atemzug aber nach, dass auch Voxeljet von den zurzeit üblichenProblemen bei der Zulieferung von Teilen betroffen ist. Insgesamt bleibt es aber bei der Prognose, wonach für das Gesamtjahr mit Erlösen zwischen 25 und 30 Mio. Euro zu rechnen ist. Das bereinigte EBITDA für das vierte Quartal 2022 soll dabei weiter „neutral bis positiv“ sein wird. Ganz allmählich nähert sich Voxeljet also der Turnaroundphase. Um die im Zuge der anhaltenden Verlustsituation arg in Mitleidenschaft geratene Bilanzqualität zu verbessern, hat Voxeljet kürzlich den Verkauf und die anschließende Miete des Firmengeländes im bayerischen Friedberg auf die Schiene gesetzt. Diese Sale-and-Leaseback-Transaktion soll für einen Bruttoerlös von 26,5 Mio. Euro sorgen und die Ablöse der Finanzverbindlichkeiten ermöglichen.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | |
EBITDA1,2 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | |
EBITDA-Marge3 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | |
EBIT1,4 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | |
EBIT-Marge5 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | |
Jahresüberschuss1 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | |
Netto-Marge6 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | |
Cashflow1,7 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | |
Dividende8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 |
in nicht zu unterschätzender Deal, denn am Ende wäre Voxeljet damit tatsächlich nahezu schuldenfrei, dann allerdings auch einen stattlichen Teil des Tafelsilbers los. Nun: Für die weitere Entwicklung des operativen Geschäfts ist die Vereinbarung mit dem Immobilieninvestor doch positiv. Immerhin bleibt den Anlegern so eine Verwässerung ihrer Anteile – wie es bei einer Barkapitalerhöhung der Fall gewesen wäre – erspart. Losgelöst davon ist zurzeit ohnehin nicht das Umfeld für die Ausgabe neuer Aktien. Und die jetzigen Kreditvereinbarungen sind mit ihren mitunter erheblichen Bewertungseffekten auf die Bilanz auch nicht unbedingt das, was man sich als Aktionär im Sinne einer möglichst großen Transparenz erhofft. Summa summarum sehen wir Voxeljet jedenfalls klar auf dem Weg der Besserung, da sieht der aktuelle Börsenwert von 50 Mio. Euro nicht überzogen aus. Gut ins Bild passt in diesem Zusammenhang auch, dass der Lübecker Marktbegleiter SLM Solutions zuletzt ebenfalls ansprechende Halbjahreszahlen präsentiert hat und auch beim Ausblick durchaus zuversichtlich nach vorn schaut.
Foto: Voxeljet AG