Als nächsten wichtigen Termin für die DFV Deutsche Familienversicherung hatte sich boersengefluester.de den 7. September 2022 angestrichen. Dann steht der Halbjahresbericht der Frankfurter an – eingebettet in einen für gut drei Stunden angesetzten Capital Markets Day. Traditionell berichtet das Versicherungsunternehmen hier – neben den üblichen Bilanzthemen – detailliert über strategische Planungen und gibt Extra-Updates aus Bereichen wie Vertrieb und IT. Beides Aspekte, die bei der Deutschen Familienversicherung eine besondere Bedeutung haben. Umso überraschter sind wir, dass das Team um CEO Stefan Knoll nun vorab schon eine kursrelevante Neuigkeit parat hat: Mit einem Gewinn vor Steuern von 1,9 Mio. Euro zum Halbjahr hat das Unternehmen den unerwartet hohen Gewinn von 1,4 Mio. Euro nach dem Auftaktviertel nämlich nochmals ausgebaut.
Auch wenn das für die Entwicklung der Zahlen so wichtige Kapitalanlageergebnis sich kaum valide vorhersagen lässt, dafür die sind Märkte einfach noch zu volatil: Aus heutiger Sicht scheint der von Stefan Knoll für 2022 bislang in Aussicht gestellte Gewinn vor Steuern von bis zu 1 Mio. Euro zunehmend als zu niedrig angesetzt. Umso interessanter wird, wie die DFV ihren Ausblickteil im anstehenden Q2-Report formulieren wird. Einiges hängt mit Sicherheit auch davon ab, welche Akzente der neue Vertriebsvorstand Ansgar Kaschel setzen wird. Grundsätzlich gilt es aber auch für Kaschel, einen vernünftigen Spagat zwischen Wachstum und Kostendisziplin zu meistern. Daran hatte es in der Vergangenheit mitunter gehapert, auch diesem Grund auch die Bestellung des neuen Vertriebsvorstands.
Derweil wird das Firmengebäude der Deutschen Familienversicherung in der Frankfurter City grundlegend renoviert. Auch hier zeigt sich Firmengründer Stefan Knoll kreativ: Er nutzt die Gebäudefassade am stark frequentierten Reuterweg kurzerhand als Werbefläche für Slogans wie „Der Umbau braucht Zeit, der Versicherungsabschluss nur 2 Minuten!“ oder auch den Klassiker „Erstes börsennotiertes InsurTech Deutschlands“. Insgesamt trauen wir der DFV-Aktie deutlich höhere Kurse zu. Das übernommene Rückversicherungsgeschäft aus dem CareFlex-Konsortium gibt wichtige Planungssicherheit. Ein Pluspunkt dürfte auch sein, dass das im Zuge der Corona-Beschränkungen eingeknickte Geschäft mit Auslandskrankenversicherungen wieder anziehen sollte. Und mit den Tierversicherungen hat das Unternehmen ohnehin eine schöne Nische besetzt. On top kommen die Planungen Richtung Vollsortimenter – plus die Ausweitung der Präsenz außerhalb Deutschlands. Alles wichtige Themen, die an der Börse zuletzt ein wenig untergegangen sind.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 70,66 | 66,52 | 90,92 | 114,74 | 155,22 | 183,51 | 119,50 | |
EBITDA1,2 | 2,12 | -2,88 | -2,71 | -7,52 | 2,42 | 4,03 | 7,33 | |
EBITDA-Marge3 | 3,00 | -4,33 | -2,98 | -6,55 | 1,56 | 2,20 | 6,13 | |
EBIT1,4 | 2,12 | -4,10 | -5,20 | -10,56 | -0,81 | 1,67 | 5,72 | |
EBIT-Marge5 | 3,00 | -6,16 | -5,72 | -9,20 | -0,52 | 0,91 | 4,79 | |
Jahresüberschuss1 | 1,48 | -3,34 | -2,10 | -7,43 | -1,70 | 0,99 | 4,16 | |
Netto-Marge6 | 2,09 | -5,02 | -2,31 | -6,48 | -1,10 | 0,54 | 3,48 | |
Cashflow1,7 | 16,62 | 6,63 | 14,33 | 17,67 | 14,62 | 46,35 | 23,40 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,14 | -0,25 | -0,37 | -0,53 | -0,12 | 0,26 | 0,28 | |
Dividende8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Deloitte |