Bereits seit Jahren zählt die Biotest-Aktie zu den besten Titeln aus dem SDAX – und trotzdem gilt das Papier am Kapitalmarkt unverändert als eine Art Geheimtipp, über den nur wenig berichtet wird. Mit ein Grund dafür könnten die erklärungsbedürftigen Produkte sein. Die Gesellschaft aus Dreieich in der Nähe von Frankfurt stellt Medikamente zur Behandlung von Blut- und Immunerkrankungen her. Außerdem befinden sich mehrere monoklonale Antikörper zur Behandlung von Rheuma, Blutkrebs und anderer Autoimmunerkrankungen in der Entwicklung. Die Analysten äußern sich meist sehr positiv zu dem Pharmaunternehmen – leichte Bauchschmerzen bekommen die Experten höchstens aufgrund der mittlerweile doch sportlichen Bewertung.
Immerhin: Die Zahlen für 2013 bewegten sich im oberen Bereich der Erwartungen. Bei einem Umsatzanstieg von knapp 14 Prozent auf 500,8 Mio. Euro zog der Gewinn vor Zinsen und Steuern (EBIT) um gut 20 Prozent auf 53,8 Mio. Euro an. Unterm Strich blieb ein Überschuss von 32 Mio. Euro stehen, verglichen mit 23,1 Mio. Euro im Jahr 2012. Mitte November hatte Biotest die Prognosen für 2013 angehoben und stellte einen Umsatz von 484 bis 506 Mio. Euro in Aussicht. Für das Betriebsergebnis kalkulierte Vorstandschef Gregor Schulz seit dem mit einer Spanne zwischen 51,4 und 53,6 Mio. Euro. Einen Ausblick für 2014 gab Schulz noch nicht. Der dürfte dann mit der Vorlage des Geschäftsberichts am 25. März folgen.
Bei so viel Wein in den vergangenen Wochen, servierte Schulz noch ein paar Gläser Wasser – auch wenn es sich nicht um frisches Quellwasser handelt. So sprach der Manager im neuesten Aktionärsbrief ein bekanntes, leidiges Thema an. „Was unsere Freude trübt, sind die andauernden Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Frankfurt, die ja bekanntermaßen im Oktober 2013 erneut zu einer Hausdurchsuchung bei Biotest geführt haben.“ So ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen Untreue, Steuerhinterziehung und Bestechung im Russlandgeschäft des Unternehmens. Zwar betont Schulz, dass es „keinen konkreten Hinweis auf Bestechung“ gibt und auch die Vernehmungen „angeblicher Belastungszeugen“ keine Hinweise erbracht haben. Allerdings vermag auch er nicht zu sagen, wie lange das Thema Biotest noch beschäftigen wird. „Solche Verfahren kosten Kraft, Zeit und Geld und binden Ressourcen in erheblichem Umfang“, ärgert sich Schulz.
Nun: An der Börse war die Russland-Problematik zuletzt kein größeres Thema. Hier konzentrierten sich die Investoren vielmehr auf die guten Wachstumsperspektiven und ermutigende Studienergebnisse. Und angesichts der zu erwartenden dauerhaften Gewinnsteigerungen akzeptieren die Anleger derzeit auch ein KGV nördlich von 20. Für Firmenkenner scheint es jedenfalls nur eine Frage der Zeit zu sein, bis die im SDAX enthaltenen Vorzüge in dreistellige Kursregionen vordringen.