Eigentlich wollte sich Stefan Knoll, CEO und Mitgründer der DFV Deutsche Familienversicherung, die Neuigkeit bis zur Hauptversammlung am 25. Mai 2022 aufbewahren. Auf der Videokonferenz zur Vorlage der Zahlen für das erste Quartal hat er nun jedoch verraten, dass sein Ende März 2023 laufender Vorstandsvertrag jetzt bis 2026 verlängert wurde. Das klingt zunächst einmal nach einer Marginalie, ist aber insofern durchaus kursrelevant, weil CDU-Mitglied Stefan Knoll 2024 für die Wahl zum Oberbürgermeister von Frankfurt antreten will. Bis dahin fließt zwar noch einiges Wasser den Main hinunter. Doch es dürfte klar sein, dass beide Posten nicht miteinander in Einklang zu bringen sind. Und so macht Knoll auch bereits jetzt reinen Tisch: „Bis 2024 habe ich mein Amt so bestellt, dass ich wechseln kann.“ Hoch spannend also, was sich hier gerade hinter den Kulissen tut.
Nicht minder interessant ist jedoch, wie die DFV ihrem Ziel, für 2022 einen Gewinn vor Steuern von bis zu 1 Mio. Euro zu erzielen, näher kommt. Immerhin steht nach Ende des ersten Quartals 2022 bereits ein Gewinn vor Steuern von 1,4 Mio. Euro zu Buche. Mit ein wesentlicher Treiber hierfür ist allerdings das von 0,5 auf 1,9 Mio. Euro verbesserte Kapitalanlageergebnis. Eine Entwicklung, die sich kaum valide so fortschreiben lässt. Deutlich mehr Planungssicherheit gibt da schon das aus dem Konsortium von CareFlex Chemie übernommene Rückversicherungsgeschäft, womit die Deutsche Familienversicherung in den ersten drei Monaten 2022 – bei gebuchten Bruttobeiträgen von 9,0 Mio. Euro – knapp 200.000 Euro Gewinn vor Steuern erwirtschaftete. Eine Größenordnung, die sich aufs Gesamtjahr hochgerechnet durchaus Richtung 800.000 Euro bewegen sollte.
Um die 2021 aus der Balance geratenen Vertriebsaufwendungen wieder in die richtigen Bahnen zu lenken, gibt es die klare Ansage, dass die Kundengewinnungskosten künftig maximal 12 Monatsbeiträge (MB) betragen dürfen. Ansonsten gibt es auch keine Bonifikationen für die eigenen Vertriebler. Im ersten Quartal waren die Frankfurter mit 11 MB bereits im definierten Zielkorridor. Laut CEO Stefan Knoll liegt die Branche hier „deutlichst“ über der Marke von 12 und bewegt sich – so wird zumindest getuschelt – mitunter sogar in einem Bereichen zwischen 20 und 30. „Wir müssen unser Geld zusammenhalten“, sagt Knoll, was jetzt im Umkehrschluss aber auch nicht heißen soll, dass die Familienversicherung mit angezogener Handbremse unterwegs ist.
Im Gegenteil: Vielmehr geht es darum, den eingeschlagen Weg des „Projekts 22“ (Wachstum, Automatisierung, Service, Produkte und Kommunikation) konsequent weiter zu gehen und dem Unternehmen so den nötigen „Biss“ zurückzugeben. Dem Vernehmen nach hat das Anfang des Jahres gestartete Projekt bereits eine erhebliche Dynamik im Unternehmen freigesetzt. Im Aktienkurs spiegelt sich das allerdings erst ansatzweise wider. Immerhin hat sich der im Prime Standard gelistete Titel zuletzt auf leicht erhöhtem Niveau zwischen 11 und 12 Euro festgesetzt. Die jüngsten Kursziele der Analysten liegen im Schnitt dagegen bei etwa 20 Euro. Potenzial ist also ausreichend vorhanden.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 70,66 | 66,52 | 90,92 | 114,74 | 155,22 | 183,51 | 119,50 | |
EBITDA1,2 | 2,12 | -2,88 | -2,71 | -7,52 | 2,42 | 4,03 | 7,33 | |
EBITDA-Marge3 | 3,00 | -4,33 | -2,98 | -6,55 | 1,56 | 2,20 | 6,13 | |
EBIT1,4 | 2,12 | -4,10 | -5,20 | -10,56 | -0,81 | 1,67 | 5,72 | |
EBIT-Marge5 | 3,00 | -6,16 | -5,72 | -9,20 | -0,52 | 0,91 | 4,79 | |
Jahresüberschuss1 | 1,48 | -3,34 | -2,10 | -7,43 | -1,70 | 0,99 | 4,16 | |
Netto-Marge6 | 2,09 | -5,02 | -2,31 | -6,48 | -1,10 | 0,54 | 3,48 | |
Cashflow1,7 | 16,62 | 6,63 | 14,33 | 17,67 | 14,62 | 46,35 | 23,40 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,14 | -0,25 | -0,37 | -0,53 | -0,12 | 0,26 | 0,28 | |
Dividende8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Deloitte |
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