Ein wenig hat Oliver Michel, CEO von Tokentus Investment, bei seiner Präsentation auf der von AlsterResearch initiierten virtuellen FinTech-Konferenz schon untertrieben, als er sagte: „Wir haben bislang nichts für unsere Bekanntheit getan.“ Schließlich hat Michel das Unternehmen bereits Anfang Dezember ausführlich in einem Interview auf boersengefluester.de (HIER) vorgestellt und kürzlich nochmals bei den geschätzten Kollegen von Plusvisionen (HIER) nachgelegt. Zudem wurde in der Small Cap-Szene schon im Sommer 2021 intensiv über das Börsencomeback von Oliver Michel als Vorstand einer Blockchain-Beteiligungsgesellschaft diskutiert. Immerhin kennen viele Investoren den Manager noch aus früheren Zeiten bei der MAX21 – heute Binect. Eine Story, die nie richtig zündete und beinahe vornehmlich durch regelmäßige Kapitalerhöhungen in Erinnerung blieb.
Doch die Geschichte hat interessante Wendungen genommen: Der Telekomexperte Michel entdeckte Krypto-Währungen sowie die Blockchain als Investmentthemen für sich und avancierte in diesem Metier zu den Top-Tradern auf der Social Investing-Plattform eToro. Diese Expertise nutzte der 59jährige für den Aufbau der Tokentus Investment AG. Die Frankfurter investieren ausschließlich in Gesellschaften, die mit ihren blockchainbasierten Geschäftsmodellen etablierte Märkte aufrollen. Oben drauf kommen Engagements in Token; allerdings nur den Unternehmen emittiert, die sich bereits im Portfolio von Tokentus befinden. Wichtig: Tokentus investiert nicht in Kryptowährungen.
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Zudem hat sich in den vergangenen Quartalen insofern ein strategischer Schwenk ergeben, dass die für Tokentus in Frage kommenden Unternehmen eher der Growth- oder gar der Later Stage angehören. Klassische Startups kommen eher nicht mehr in Frage. „Unsere Positionierung ist teurer, dafür aber sicherer“, sagt Michel auf der AlsterResearch-Konferenz. Insgesamt umfasst das Depot der im Münchner Freiverkehrssegment m:access gelisteten Firma zurzeit zehn Beteiligungen. Am wichtigsten davon ist wohl das nun nochmals um 1 Mio. Dollar auf jetzt 1,66 Prozent aufgestockte Paket an der britischen Qredo Ltd, einem Unternehmen was institutionellen Investoren dabei hilft, ihre Krypto-Assets zu sichern und miteinander handelbar zu machen. Wie dem Wertpapierprospekt zur jüngsten Kapitalerhöhung (Seite 17) zu entnehmen ist, hat Tokentus bereits in zwei Runden zuvor insgesamt knapp 334.000 Euro in Qredo investiert. Ein Einsatz, der sich auf Basis der jüngsten Finanzierungsrunde, bereits um den Faktor 17 erhöht hat. Inklusive der jetzigen Investition liegt der aktuelle Wert der Qredo-Beteiligung bei rund 7,6 Mio. Dollar. Heruntergerechnet auf die einzelne Tokentus-Aktie entspricht das einem Wert von beinahe 0,79 Euro – bei einem Aktienkurs von 2,88 Euro.
Hinzu kommt, dass Tokentus laut Prospekt (Seite 20) knapp 12.195.568 Qredo-Token hält. Der Token ist zwar fürchterlich volatil, doch beim aktuellen Kurs von rund 3 Euro steht diese Position für einen Gegenwert von fast 36,6 Mio. Euro – entsprechend 4,34 Euro je Tokentus-Aktie. Mit ein Grund dafür, warum auch die Analysten von AlsterResearch das Kursziel für Tokentus jetzt auf 6,40 Euro heraufgesetzt haben (Studie HIER). Zu den Hintergründen an dem ebenfalls erst vor wenigen Tagen umgesetzten 0,5 Mio. Dollar-Investment in dem Londoner Zahlungsdienstleister BCB Group finden Anleger weitere Infos in dem Plusvisionen-Interview. An dieser Stelle reicht vermutlich die Einschätzung von Oliver Michel auf dem virtuellen Round Table: „Wir wollten gern mehr investieren.“ Soll heißen: Die Tickets für außenstehende Finanzgeber an begehrten Unternehmen sind eng limitiert.
Bleibt abzuwarten, ob diese Gemengelage nachhaltig Bestand hat. Immerhin räumt selbst Michel ein, dass das Geschäft mitunter „kranke Züge“ annimmt und er die Gefahr eines Krypto-Winters mit massiven Einbußen sieht. Ähnlich wie der Absturz der Telekom- und Internetwerte in der New Economy-Blase 2000. Doch wie heißt es an der Börse: Short-term pain, long-term gain. Wer also auf die richtigen Unternehmen mit finanzkräftigen Investoren im Hintergrund setzt, wird am Ende die großen Gewinne einfahren. Und bei einer Sache ist sich Oliver Michel ebenfalls sicher: „In Sachen Blockchain stehen wir derzeit noch ganz am Anfang.“ Was die Tokentus-Aktie angeht, brauchen Anleger also eine erhebliche Portion Risikobereitschaft. Insgesamt aber eine überzeugende Präsentation von Michel und boersengefluester.de ist schon jetzt gespannt, was es noch alles an Newsflow geben wird.
Jedenfalls verspricht der Tokentus-CEO 2022 sehr viel zu tun, um den Bekanntheitsgrad der Aktie zu erhöhen und so neue Investoren zu gewinnen. An Cash stehen dafür noch rund 10 Mio. Euro in der Bilanz. Damit kann man schon einiges machen als Beteiligungsgesellschaft, die eher kleine Positionen eingeht und niemals der Führungsinvestor ist.
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