Aus unserer Serie “so funktioniert die DAX Familie lesen Sie heute den dritten Teil, der sich mit der Zusammensetzung des DAX beschäftigt und einen Überblick über die Anpassungen von 1997 bis 2013 gibt.
So funktioniert die DAX-Familie – Teil 3: DAX-Startaufstellung 1997 + Bisherige Anpassungen bis 2013
Als „Erfinder“ des DAX gilt der damalige Börsen-Zeitungs-Redakteur Frank Mella. Tonangebend bei der Umsetzung war allerdings der Platzhirsch Deutsche Bank. Markant für den DAX ist der Umstand, dass – im Gegensatz zu den meisten anderen weltweiten Leitindizes – die Dividenden in den Index einfließen. Aus diesem Grund nennt man den DAX einen Performance-Index. Berechnet wir der DAX aber auch als reiner Kurs-Index. Die Gewichtung der einzelnen Unternehmen nach der Höhe des Streubesitzes wurde erst 2002 eingeführt, obwohl Mella dies bereits bei der Einführung im Jahr 1988 vorgeschlagen hatte. Bis September 2004 hatte sich die Deutsche Börse zudem eine Hintertür für die Besetzung des DAX offen gelassen. Passte den Indexhütern etwa die Branchenzugehörigkeit eines potenziellen Aufsteigers nicht, konnte dem Hoffnungsträger der Zutritt verwehrt werden. Ein Umstand, der MLP lange Zeit die DAX-Karte verwehrte. Schließlich gab es bereits etliche Banken und Versicherungen im Mitgliederkreis. Seit einigen Jahren gelten für den DAX aber nur noch die beiden harten Kriterien Börsenwert und Handelsumsatz.
Die Startaufstellung
Im Sommer 1988 ging der DAX an den Start. Prägend waren die vielen ehemaligen Staatsbetriebe wie Deutsche Lufthansa, RWE, Veba, Viag oder Volkswagen. Wenig später kam mit dem damaligen Stahlkonzern Preussag (heute TUI) gar ein weiteres Unternehmen mit staatlichen Wurzeln hinzu. Auffällig ist auch die Dominanz der Finanzbranche: Zum Auftakt kamen immerhin sechs der 30 DAX-Mitglieder aus dem Bank- oder Versicherungssektor – und da war die Münchener Rückversicherung noch gar nicht mit eingerechnet. Mitte 1995 schaffte es der Softwareanbieter SAP in den DAX. Ein Zeichen, für den damals allmählich einsetzenden Technologiewandel. Deutlich erhöht hat sich die Zahl der Ein- und Auswechselungen während des Börsenhypes und dem anschließenden Zusammenbruch in den Jahren 1998 bis 2003. Höhepunkt des Übernahmefiebers war wohl der Verkauf des Telekomanbieters Mannesmann an die britische Vodafone im Jahr 2000. Wer einmal aus dem DAX herausgefallen ist, hat meist keine Chance auf eine Rückkehr. Goldene Ausnahmen sind der Chipproduzent Infineon und Continental. Der Automobilzulieferer hat es sogar schon zweimal zurück in den DAX geschafft.
1997
Allianz | Deutsche Babcock | MAN |
BASF | Deutsche Bank | Mannesmann |
Bayer | Deutsche Lufthansa | Nixdorf |
Bayer. Hypo. und Wechsel-Bank | Dresdner Bank | RWE |
Bayerische Vereinsbank | Feldmühle Nobel | Schering |
BMW | Henkel | Siemens |
Commerzbank | Hoechst | Thyssen |
Continental | Karstadt | Veba |
Daimler-Benz | Kaufhof | Viag |
Degussa | Linde | Volkswagen |
Bisherige Anpassungen im DAX
Veränderungen im DAX haben Seltenheitswert. In den vergangenen drei Jahren gab es mit Continental, Lanxess und HeidelbergCement nur drei Neuaufnahmen. Am meisten Bewegung war der Blue-Chip-Index zur Jahrtausendwende. Firmenzusammenschlüsse (Viag/Veba), Spin-offs (Epcos, Infineon) oder Übernahmen (Mannesmann) sorgten damals für jede Menge Veränderung. Ein trauriges DAX-Kapitel ist die Ende 2005 erfolgte Aufnahme der späteren Skandalbank Hypo Real Estate. Unvergessen auch der Austausch von Volkswagen Stammaktien zu der Vorzügen der Wolfsburger. Ende 2008 schossen die stimmberechtigen Stammaktien von VW im Zuge des Machtpokers mit Porsche zuvor derart durch die Decke, dass der DAX zeitweilig zum VW-Index wurde. Die nächste etatmäßige DAX-Überprüfung findet im September 2013 statt.
Änderungsdatum | Jahr | Aufnahme | Herausnahme |
3. September | 1990 | Metallgesellschaft | Feldmühle Nobel |
3. September | 1990 | Preussag | Nixdorf |
18. September | 1995 | SAP | Deutsche Babcock |
22. Juli | 1996 | Metro | Kaufhof |
23. September | 1996 | Münchner Rück | Metro |
18. November | 1996 | Deutsche Telekom | Metallgesellschaft |
22. Juni | 1998 | Bayer. Hypo- und Vereinsbank | Bayerische Vereinsbank |
22. Juni | 1998 | adidas Salamon | Bayer. Hypo. und Wechsel-Bank |
22. März | 1999 | Degussa-Hüls | Degussa |
25. März | 1999 | ThyssenKrupp | Thyssen |
20. September | 1999 | Fresenius Medical Care | Hoechst |
14. Februar | 2000 | Epcos | Mannesmann |
19. Juni | 2000 | e-on | VEBA |
19. Juni | 2000 | Infineon | VIAG |
18. Dezember | 2000 | Degussa | Degussa-Hüls |
19. März | 2001 | Deutsche Post | KarstadtQuelle |
23. Juli | 2001 | MLP | Dresdner Bank |
23. September | 2002 | Altana | Degussa |
23. Dezember | 2002 | Deutsche Börse | Epcos |
22. September | 2003 | Continental | MLP |
31. Januar | 2005 | Lanxess (Bayer-Spin-Off) | Lanxess (Bayer-Spin-Off) |
19. Dezember | 2005 | Hypo Real Estate | Bayr. Hypo und Vereinsbank |
18. September | 2006 | Deutsche Postbank | Schering |
18. Juni | 2007 | Merck KGaA | Altana |
22. September | 2008 | Kali & Salz | TUI (Preussag) |
22. Dezember | 2008 | Salzgitter | Hypo Real Estate |
23. März | 2009 | Fresenius VZ | Infineon |
23. März | 2009 | Hannover Rück | Deutsche Postbank |
21. September | 2009 | Infineon | Hannover Rück |
23. Dezember | 2009 | Volkswagen VZ | Volkswagen Stämme |
21. Juni | 2010 | HeidelbergCement | Salzgitter |
24. September | 2012 | Lanxess | MAN |
24. September | 2012 | Continental | Metro |
Teil 1: Zum Artikel · So funktioniert die DAX-Familie – Warum es EADS nicht in den DAX schafft
Teil 2: Zum Artikel · So funktioniert die DAX-Familie – Nach diesen Regeln entscheiden die Indexhüter beim DAX
Teil 4: Zum Artikel · So funktioniert die DAX-Familie – MDAX, SDAX und TecDAX