Northern Data ist ein Phänomen. Mit einem Börsenwert von knapp 2.436 Mio. Euro bewegt sich das in den Bereichen Krypto-Mining und Infrastruktur für spezielle Hochleistungsrechenzentren tätige Unternehmen sogar noch etwas oberhalb von SDAX-Gesellschaften wie flatexDEGIRO. Dabei wäre angesichts der Hängepartie um die Veröffentlichung des Geschäftsberichts 2020 sowie der massiv eingedampften Zahlen zu vermuten gewesen, dass der Aktienkurs von Northern Data nachhaltig in die Knie gegangen wäre. Doch das Gegenteil ist der Fall: Seit der Veröffentlichung des Reports Anfang November dreht die Notiz geradezu auf und bewegt sich mittlerweile wieder in dreistelligen Regionen. Dabei ist es längst nicht so, dass alle Zweifler besänftigt sind und das Geschäftsmodell der Frankfurter um eine möglichst margenstarke Verwertung von Rechenleistung bereits voll eingeschwungen ist. Auf der Agenda steht etwa noch der Einstieg in den Cloudbereich.
Zudem sind die jüngsten Zukäufe um Decentric und Bitfield noch vergleichsweise frisch. Doch der Kapitalmarkt gibt Northern Data eine zweite Chance und vertraut darauf, dass die Ziele für 2021 – mit einem Umsatz zwischen 180 und 220 Mio. Euro sowie einem Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) in einer Bandbreite von 100 bis 125 Mio. Euro – diesmal erreicht werden. Zudem geht Northern Data gerade in die Offensive und präsentiert ein Update zu den bislang geschürften Bitcoins sowie anderen Kryptos (HIER). Der eigentlich entscheidende Punkt ist aber wohl, dass CEO Aroosh Thillainathan die Zahl der Spezialcomputer (ASIC-Miner) von derzeit 17.000 nochmals „deutlich erhöhen“ will und die Gesellschaft damit in ganz andere Sphären vordringen könnte.
Laut der jüngsten Präsentation plant Aroosh Thillainathan bis Ende 2022 rund 110.000 ASIC-Miner im Betrieb zu haben. Dafür stehen in der Bilanz zurzeit mehr als 310 Mio. Euro an liquiden Mitteln zur Verfügung. „Wir werden einen großartigen Boost sehen“, sagt Aroosh Thillainathan. Tipp von boersengefluester.de: Auch wenn es gerade für Nicht-Krypto-Freaks teilweise harter Stoff ist. Es lohnt sich wirklich, rund eine Stunde Zeit zu investieren und sich die – allerdings englischsprachige – Präsentation von Aroosh Thillainathan von Anfang bis Ende anzusehen (HIER). Selbst wenn die Planungen für 2021 aufgehen, was auch noch nicht sicher ist: Die große Frage bleibt, was unterm Strich dann übrig bleibt. Immerhin werden sich die ohnehin schon stattlichen regelmäßigen Abschreibungen auf den Hardwarebestand nochmals signifikant erhöhen, das sollten Investoren beachten.
Am 20. Dezember 2021 findet erst einmal die Hauptversammlung (im virtuellen Format) statt. Mal schauen, wie dort das Update ausfällt. Zudem steht noch immer das Listing in den USA auf der Agenda. Gut ist zumindest, dass Northern Data die Kommunikation mit dem Kapitalmarkt wieder intensiviert und Zwischenstände zum Bitcoin- und Altcoin-Mining gibt. Trotzdem: Wer in die Northern Data-Aktie investiert, geht für unseren Geschmack – trotz aller Chancen – noch immer erheblich ins Risiko.
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