Schon die Anmoderation von AlsterResearch-Vorstand Oliver Wojahn hatte es in sich: Auf der virtuellen Immobilienkonferenz des Hamburger Analysehauses am 26. Oktober 2021 bezeichnete Wojahn Munich Hotel Partners (MHP) – beziehungsweise Lifespot Capital, wie das Unternehmen zurzeit noch heißt – als eine der „spannendsten Storys am deutschen Kapitalmarkt“. Regelmäßigen Lesern von boersengefluester.de ist die Revitalisierung des Börsenmantels von Lifespot hin zu einem Betreiber von hochwertigen Hotels bereits geläufig. Wir hatten Anfang September (HIER) ausführlich über die anstehenden Kapitalmaßnahmen sowie das Geschäftsmodell berichtet. Wenige Tage später hat sich boersengefluester.de auf der IR-Bootsfahrt von Rüttnauer Research in Potsdam dann auch noch die Präsentation von Interims-Vorstand Andreas Empl sowie Transaktionsberater Christian Damjakob angesehen. Schon damals eine gute Vorstellung, denn von den anwesenden Investoren, Analysten und Vertretern der Finanzpresse wurde die MHP-Aktie als heißer Anwärter für die beste Performance der kommenden zwölf Monate gehandelt – zumindest aus dem Kreis der Firmen, die in Potsdam präsentiert hatten.
Mittlerweile ist die erste kleinere Barkapitalerhöhung mit einem Emissionserlös von gut 3 Mio. Euro erfolgreich platziert und die auf der außerordentlichen Hauptversammlung am 1. Oktober 2021 beschlossene Einbringung des Geschäftsbetriebs der Munich Hotel Partners via Sacheinlage befindet sich auf der Schiene. Geplant ist das Closing noch für das vierte Quartal. Möglicherweise erfolgt der Registereintrag sogar bereits im November, aber das ist Spekulation. Immerhin geht es hier um eine Transaktion im Gegenwert von insgesamt 59 Mio. Euro, durch die sich die Zahl der umlaufenden Aktien auf einen Schlag um mehr als den Faktor sechs vergrößern würde. Hinweis in eigener Sache: Damit die Größenordnungen realistischer dargestellt sind, hat boersengefluester.de die Gesamtzahl der Aktien in der Datenbank bereits auf die künftigen 39.367.012 umgestellt.
Um das eigentliche operative Geschäft – sprich den Pachtbetrieb der zurzeit noch überwiegend Le Méridien-Hotels, die Forcierung der Eigenmarke Moons sowie den Ausbau der Aktivitäten als Co-Investor – den Investoren gegenüber noch detaillierter erläutern, war auf der AlsterResearch-Konferenz auch Munich Hotel Partners-CEO Jörg Frehse mit von der Partie. Und das war richtig gut, was der Hotelprofi an Hintergrundinformationen über die Anforderungen an den rentablen Betrieb eines Hotels zu berichten hatte. Keine Frage: Bis insbesondere auch die Buchungszahlen von internationalen Geschäftskunden das Vor-Corona-Niveau erreicht haben, wird es sicher noch ein paar Jahre dauern. Dafür ziehen die Belegungen von Privatreisenden in touristischen Städten wie Hamburg, München, Berlin oder auch Wien schon jetzt deutlich an.
Gleichsam bieten sich in der aktuellen Gemengelage interessante Chancen für eine Erweiterung des Portfolios. „Wir wollen wachsen“, lautet die klare Ansage von Frehse. Aus diesem Grund auch das Börsenlisting und daher auch die bereits frühzeitig kommunizierten Pläne für eine weitere Barkapitalerhöhung im Volumen von etwa 14 Mio. Euro. Pi mal Daumen und nach Umsetzung weiterer Earn-out-Komponenten, wird es künftig rund 50.000 Aktien der dann in MHP Hotel AG umfirmierten Gruppe geben. Bei einem angenommen Kurs von 2 Euro, käme der Titel dann auf eine Marktkapitalisierung von circa 100 Mio. Euro. Beachtlich, für eine vor wenigen Quartalen noch mit wenig Leben gefüllte Börsenhülle.
Angesichts einer solchen Veränderung ist klar, dass ein Uplisting vom normalen Freiverkehr der Börse München (vermutlich) in das bayerische Spezialsegment m:access auf der Agenda steht – inklusive Notierung auf Xetra. In Potsdam brachte Empl zwar auch das Frankfurter Scale-Segment ins Spiel. Schon aus lokalen Gründen liegt für Munich Hotel Partners eine Einbeziehung in den m:access aber eigentlich näher. Bleibt die Gretchenfrage der Bewertung: Die Analysten von AlsterResearch kommen in ihren Cashflow-Projektionen (HIER) auf einen abgezinsten Wert von gut 139 Mio. Euro, was bei den von AlsterResearch unterstellten knapp 46 Millionen Aktien auf ein Kursziel von rund 3 Euro je Anteilschein hinausläuft.
Zur weiteren Einordnung: Auf der Rüttnauer-Veranstaltung in Potsdam bezeichnete Vorstand Andreas Empl die MHP-Einbringung zu 59 Mio. Euro als sehr konservativ, die einen „Corona-Abschlag“ von 40 bis 50 Mio. Euro inkludiert. Immerhin mussten auch die Münchner durch die COVID-Beschränkungen erheblich Federn lassen, rechnen für 2021 aber zumindest schon wieder mit einer schwarzen Null abschließen zu können. Mit Blick auf mögliche Dividenden müssen sich Anleger aber wohl bis zur Hauptversammlung im Jahr 2024 gedulden. Trotzdem: Spannend ist die Story allemal. Da hat Oliver Wojahn nicht zu viel versprochen.
Foto: Hotel Luc (Berlin)