Seit mittlerweile mehr als einem Jahr kreisen die Diskussionen bei SGT German Private Equity um die Neuaufstellung des Geschäftsmodells: Weg von einem Investor in junge Technologiefirmen, hin zu einem Asset-Manager, der regelmäßig Performance-Fees für die Verwaltung von Vermögen Dritter bezieht. Eine verdammt lange Zeit, selbst wenn es sich um komplexe Prozesse handelt und es nicht mal eben darum geht, einen Minifonds zu lancieren. Der aktuelle Status: Mitte August erwarb SGT Capital den IT-Security-Anbieter Utimaco als Auftaktinvestment für den Private Equity-Fonds SGT Capital Fund II. Die erste Runde des übergeordneten Fundraising-Prozesses wird derweil nun bereits mit dem Utimaco-Deal geschlossen. Dem Vernehmen nach, weil sich einige Institutionelle Investoren sowohl für eine Zeichnung des Fonds als auch für ein Co-Investment in Utimaco interessierten.
Super glücklich – zumindest aus Sicht der Kommunikation gegenüber dem Kapitalmarkt – sind solche Extralocken natürlich nicht. Immerhin wurde als wesentlicher Vorteil des transformierten Geschäftsmodells damals ja die deutlich bessere Planbarkeit des Zahlenwerks in den Vordergrund gerückt. Nun: Sofern sich die verschiedenen Investorenwünsche materiell auszahlen, ist am Ende doch wieder alles gut. Allerdings sind auch die jetzt kommunizierten Vorabzahlen für das erste Halbjahr 2021 zumindest erklärungsbedürftig. Als glückliche Fügung erweisen sich insbesondere Wertsteigerungen und Verkäufe aus dem früheren Venture Capital-Portfolio. Hier sind in erster Linie die mittlerweile börsennotierte Mister Spex sowie die Online-Sprachschule Lingoda zu nennen. Dem standen im ersten Halbjahr zwar noch keine Einnahmen aus dem neuen Business entgegen. Insgesamt sei der auf Ebene der SGT German Private Equity angefallene Verlust im „niedrigen sechsstelligen“ Euro-Bereich aber geringer als erwartet, wie das Unternehmen betont.
Mit Blick auf das zweite Halbjahr rechnet die Fonds-Tochter SGT Capital Pte. Ltd. mit Erlösen aus dem – wie es weit gefasst heißt – Private Equity-Geschäft in einer Bandbreite von 5 bis 8 Mio. Euro. Das wiederum würde dann auf einen „deutlich siebenstelligen“ Konzerngewinn für das Gesamtjahr 2021 hinauslaufen. Keine Frage: Gemessen an den ursprünglichen Szenariorechnungen im Zuge der Neuaufstellung ist das weniger als gedacht – und dann auch noch begünstigt durch Rückenwind aus dem VC-Portfolio. Ab 2022 sollten die Management-Fees von – wie es ursprünglich hieß – rund 2,0 Prozent p.a. dann jedoch endlich für deutlich größere Ergebnisse sorgen. Dafür muss das Geschäftsmodell allerdings auch endlich einen eingeschwungenen Zustand annehmen.
Kaum valide einzuschätzen ist derweil, inwiefern etwa die kürzlich gemeldete Partnerschaft mit dem Investmentmanager Tyrus Capital tatsächlich eine Kursrelevanz besitzt. Zu hoch aufhängen würde boersengefluester.de die Meldung im Zweifel aber nicht. Trotzdem bleibt es dabei, dass die SGT-Aktie längst reif ist für einen nachhaltigen Richtungswechsel gen Norden. Auch wenn das Chartbild des im Börsensegment Scale gelisteten Titels noch immer so wenig inspirierend aussieht.
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