Die wirklich guten Zeiten beim Aktienkurs von Softing liegen mindestens schon sieben Jahre zurück. Seitdem bewegte sich die Notiz – von zwischenzeitlichen Erholungen abgesehen – meist Richtung Süden. Boersengefluester.de hat die Entwicklung schon mehrfach kommentiert, daher wollen wir es an dieser Stelle mit der Rückschau auch schon bewenden lassen. Deutlich interessanter aus Investorensicht ist ohnehin der Blick nach vorn, und da tut sich seit einigen Wochen endlich auch was im Chartverlauf der Softing-Aktie. Jedenfalls nähert sich die Notiz mit Schwung der Marke von 7 Euro. Ein Niveau, das der Kurs zuletzt im Februar 2020 gesehen hat. Mit ein Auslöser für den Stimmungswechsel waren die vergleichsweise guten Zahlen für das erste Quartal 2021 (siehe dazu unseren Beitrag HIER).
Um den Aktienkurs zu alter Stärke zurückzuführen, wird das angestammte Geschäft um Diagnosesysteme und Messtechnikgeräte für die Kundschaft aus dem Industrie- und Automotivesektor aber vermutlich nicht ausreichen. Das weiß auch CEO Wolfgang Trier. „Wir müssen in die neuen Themen rein“, sagt Trier im Hintergrundgespräch mit boersengefluester.de. Gemeint ist damit insbesondere die vor mittlerweile gut drei Jahren übernommene Globalmatix. Die Telematiktochter betreibt via Liechtensteiner Mobilfunklizenz eine Telekommunikationsplattform, die es Softing ermöglicht, zu attraktiven Preisen mobile Daten für Fahrzeuge und Maschinen anzubieten. Als Musterkunden gelten etwa Flottenbetreiber, die sich mit Hilfe der ausgelesenen Informationen vor Diebstahl oder Manipulation (getürkte Tachostände etc.) schützen wollen oder auch Fahrprofile auslesen können. Ein zukunftsträchtiger Markt, doch zuletzt hatten viele Flottenbetreiber und Autovermieter wegen Corona ihre Fahrzeugbestände eher abgebaut und sorgten sich um andere Dinge als die Aufrüstung ihres Fuhrparks mit der Globalmatix-Box. Entsprechend verzögerten sich etliche Projekte.
Umso positiver, dass Globalmatix mit der Schweizer MSS Holding des Multi-Unternehmers Andreas Buhl nun erfolgreich eine Testphase abgeschlossen hat und MSS bis Ende 2022 mindestens 10.000 Telematikboxen für die Fahrzeuge der eigenen Autovermietgesellschaften ordert. Für das laufende Jahr ist dabei die Installation von mehreren tausend Boxen vereinbart. Den Auftragswert aus Hard- und Software beziffert Trier auf einen mittleren einstelligen Millionen-Euro-Betrag. Interessant aus Anlegersicht ist das Modell von Globalmatix insbesondere wegen der nachgelagerten Serviceumsätze, die über mehrere Jahre laufen und auskömmliche Margen bescheren dürften. Mit steigender Zahl an installierten Boxen lässt sich das Geschäft also relativ einfach skalieren. Dabei soll Globalmatix bei im laufenden Jahr insgesamt geplanten mehr als 10.000 Installationen erstmals die Profitabilitätsschwelle erreichen. Das kann auch deutlich mehr werden, aber Trier plant lieber vorsichtig, auch wenn Globalmatix noch mehrere Eisen im Feuer hat: „Die Vorlaufzeiten für eine breite Installation sind erheblich.“ Hinzu kommt die allgemeine Problematik der zurzeit angespannten Verfügbarkeit von Elektronikbauteilen und Chips.
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Mit Blick auf den Gesamtkonzern bewegt sich Softing derweil weiter im Rahmen der Planungen für 2021: Die sehen bei steigenden Erlösen ein operatives EBIT zwischen 2 und 3 Mio. Euro vor. Insbesondere der Juni zieht wieder stärker an. Nun: Mitte August steht der Halbjahresbericht an, dann werden Anleger es wissen. Noch keine Vollzugsmeldung gibt es derweil hinsichtlich der zuletzt kommunizierten Akquisitionspläne. „Ja. Wir sind diesbezüglich in Gesprächen. Den einzelnen Sachen würde ich momentan eine 50:50-Chance geben“, sagt Trier. Soll heißen: Noch ist es zu früh, um hier konkreter zu werden. Rein mit Blick auf die Bewertung, kommt die Softing-Aktie aber auch ohne potenzielle Zukäufe auf genügend Pluspunkte. Immerhin wird das in Haar bei München ansässige Unternehmen noch immer mit einem Abschlag zum Buchwert gehandelt. Und wenn Globalmatix erst einmal genügend Schwungmasse aufgebaut hat, müsste der Titel ohnehin in deutlich höhere Kursregionen vordringen. Die Zeichen für ein Comeback der Softing-Aktie mehren sich aber schon jetzt.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 78,71 | 83,89 | 91,07 | 77,60 | 84,69 | 98,31 | 112,60 | |
EBITDA1,2 | 6,84 | 9,02 | 12,12 | 7,76 | 9,07 | 9,73 | 13,92 | |
EBITDA-Marge3 | 8,69 | 10,75 | 13,31 | 10,00 | 10,71 | 9,90 | 12,36 | |
EBIT1,4 | 2,35 | 4,08 | 4,30 | -3,93 | -0,48 | 0,76 | -2,72 | |
EBIT-Marge5 | 2,99 | 4,86 | 4,72 | -5,06 | -0,57 | 0,77 | -2,42 | |
Jahresüberschuss1 | 0,73 | 3,33 | 2,93 | -4,58 | -0,07 | -1,18 | -5,71 | |
Netto-Marge6 | 0,93 | 3,97 | 3,22 | -5,90 | -0,08 | -1,20 | -5,07 | |
Cashflow1,7 | 3,56 | 9,43 | 10,37 | 4,91 | 11,05 | 3,82 | 9,10 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,10 | 0,38 | 0,31 | -0,50 | 0,01 | -0,13 | -0,63 | |
Dividende8 | 0,13 | 0,13 | 0,04 | 0,04 | 0,10 | 0,10 | 0,13 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Rödl & Partner |