Ungefähr ein Jahr ist kurstechnisch mehr oder weniger gar nichts passiert. Zumindest gemessen nach der Notizaufnahme von Xlife Sciences Ende September 2019 im Münchner Spezialsegment m:access. Umso steiler ging es mit der Notiz dann plötzlich Richtung Norden. Auslöser für den Stimmungswechsel waren, neben einigen Meldungen um neue Beteiligungen, insbesondere die Aufnahme der Coverage der bis dahin kaum beachteten Pharmabeteiligungsgesellschaft mit Sitz in Zürich. Für Schlagzeilen sorgte zwischenzeitlich zudem ein möglicher Therapieansatz gegen COVID-19. Und natürlich hat sich in den vergangenen Quartalen das Sentiment gegenüber Aktien aus dem Gesundheitssektor grundsätzlich verbessert. Dass das Interesse der Investoren an Xlife Sciences spürbar zugenommen hat, zeigt sich aber auch an der lebhaften Resonanz der Leser von boersengefluester.de auf die Präsentation von CEO Oliver Baumann auf der jüngsten MKK Münchner Kapitalmarkt Konferenz (die entsprechende Video-Aufzeichnung haben wir im Artikel verlinkt). Boersengefluester.de hat sich daher noch einmal ausführlich mit dem IR-Manager Dennis Lennartz unterhalten und sich auch die bislang veröffentlichten Präsentationen und Berichte angesehen.
Die gute Nachricht vorweg: Mit seiner Fokussierung auf sehr frühe Projekte rund um die Bereiche Biotechnologie, Medizintechnik, Plattformen sowie Künstliche Intelligenz bewegt sich Xlife in der Tat in einer interessanten Nische. Die Beteiligungen an den einzelnen Projektgesellschaften bewegen sich meist zwischen 6 und 20 Prozent, können im Einzelfall aber auch deutlich höher sein. So zeitig wie die Schweizer den Einstieg suchen, so früh steht dann aber auch schon wieder der Exit auf dem Plan. Sollte ein Produkte tatsächlich das Ziel der Marktreife erreichen, wäre Xlife Science aber nicht ganz außen vor, sondern würde über Sonderzahlungen am Erfolg beteiligt. Soweit eine runde Investmentstory für risikobereite Investoren. Fakt ist aber auch, dass Investoren sich die nötigen Informationen – zumindest für den Geschmack von boersengefluester.de – sehr mühsam zusammen suchen müssen. Egal, ob es um detaillierte Kennzahlen zu den einzelnen Projektgesellschaften oder einfach um klassischen Stammdaten zur Aktie geht. Hier hat die Gesellschaft unbedingt noch Potenzial. IR-Manager Lennartz verspricht uns aber eine zeitnahe Besserung.
Wie bei vielen schnell wachsenden Unternehmen bleiben bestimmte Themen eben auf der Strecke. Grundsätzlich ist das nachvollziehbar, mittlerweile bringt es Xlife aber auch auf einen Börsenwert von 232 Mio. Euro – ist also nicht mehr ganz so klein. Dabei sind die gut 2 Millionen neuen Aktien aus der noch ausstehenden Wandelanleihe noch gar nicht einberechnet. Den Anteil der im Streubesitz befindlichen Aktien will die Gesellschaft perspektivisch Richtung 50 Prozent hieven – zurzeit sind rund 38,5 Prozent dem Streubesitz zuzurechnen. Weitere Barkapitalerhöhungen oder auch Umplatzierungen seitens der Gründer sollten Investoren also einkalkulieren. Ansonsten steht IR-technisch eine Roadshow im Sommer, sowie demnächst ein Update der Studie von Warburg Research an. Bislang siedeln die Analysten das Kursziel bei knapp 56 Euro an.
Das heißeste Eisen im Feuer ist zurzeit wohl die auf die Entwicklung antikörperbasierter Therapien spezialisierte Araxa Biosciences, einer Ausgründung vom Europäischen Institut für Molekularbiologie in Heidelberg. Im Rahmen einer mehr als 20-Millionen-Euro-Transaktion wurde der 60-Prozent-Anteil Ende 2020 in die Veraxa Biotech AG transformiert. Spätestens soll 2022 Veraxa dann an die Börse gebracht werden. Laut Geschäftsbericht hält Xlife per Jahresende 2020 rund 20 Prozent an dem IPO-Kandidaten. Entsprechend ambitioniert sind auch die offiziellen Ergebnisprognosen für 2022. So rechnet CEO Oliver Baumann für das kommende Jahr mit nicht weniger als einem Gewinn von 60 Mio. Schweizer Franken. Heruntergebrochen auf die einzelne Aktie und in Euro umgerechnet, käme die Xlife-Aktie damit auf ein rekordverdächtig niedriges KGV von nur etwas mehr als vier.
Mindestens ein Drittel des Gewinns will Xlife später auch in Form von Dividenden an die Aktionäre weiterreichen. Noch sollten Anleger sich den Titel aber nicht in erster Linie wegen potenzieller Ausschüttungen ins Depot legen. Greifbarer sind da schon die Erfolge von kleineren Projektgesellschaften wie die kürzlich erfolgte Notizaufnahme der Beteiligung Vitruvia Medical im Freiverkehr der Börse München. Und eben sollte Meldungen dürfte es künftig häufiger geben – so zumindest unsere Spekulation. Summa summarum handelt es sich bei der XLife-Aktie um eine Art BB Biotech für extreme Frühaufsteher.
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