Knapp ein Jahr nachdem der geplante Zusammenschluss von Colexon Energy und dem belgischen Solarunternehmen 7C Solarparken geplatzt ist, kommt erneut Bewegung ins Spiel. „Nach Gesprächen mit einzelnen Aktionärsgruppen“, sehen Vorstand und Aufsichtsrat von Colexon „es als aussichtsreich an, dass nunmehr die erforderlichen Mehrheiten in der Hauptversammlung erreicht werden können.“ Geplant ist eine Beteiligung von mindestens 80 Prozent, um so den Bestand an Solarkraftwerken um rund 150 Prozent auf etwa 67MWp zu hieven. Gegenwärtig ist Colexon bereits mit einem Viertel an 7C Solarparken beteiligt.
Bezahlen wollen die Hamburger den Deal mit eigenen Aktien. Laut einem aktuellen Bewertungsgutachten kommt die Frankfurter Beratungsgesellschaft Consus zu dem Schluss, dass jede Colexon-Aktie derzeit einen fairen Wert von 0,75 Euro besitzt. Das entspricht einem Aufschlag von rund 20 Prozent auf den aktuellen Kurs. Die Belgier sind zwar nicht börsennotiert. Ihnen billigen die Gutachter allerdings einen Wert in Höhe von 5.250 Euro je 7C-Anteilschein zu. Vor dem Zusammenschluss steht allerdings noch eine Kapitalherabsetzung im Verhältnis 1:2 an. Dadurch würde sich die Zahl der Colexon-Aktien von 17.744.557 auf 8.872.278 Stücke halbieren – der Kurs hat sich rechnerisch (bei einer Notiz von gegenwärtig 0,62 Euro) auf 1,24 Euro verdoppelt. Eine formale Hürde wäre damit genommen, denn die Untergrenze für eine Kapitalmaßnahme liegt bei einem Kurs von 1 Euro.
Anschließend würden die 7C-Anteilseigner für jede eingebrachte Aktie 3500 neu auszugebende Colexon-Papiere erhalten. Darüber hinaus soll eine Optionsanleihe im Volumen von bis zu 1,5 Mio. Euro emittiert werden. An diesem mit einem Kupon von drei Prozent versehenen Bond hängen insgesamt 4.436.139 Optionen, die – je nach Ausübungszeitraum – zum Bezug von Colexon-Aktien zu Preisen zwischen 1,56 und 1,98 Euro berechtigen. Bezugsrechte für die Warrants erhalten nur Colexon-Aktionäre. Damit soll ihnen ein Instrument gegeben werden, mit dem sie der durch die Einbringung von 7P zu erwartenden Verwässerung zumindest teilweise entgegenwirken können. Noch haben alle Parteien ein wenig Zeit mit der Umsetzung: Beschlossen werden soll der neuerliche Versuch auf der Hauptversammlung am 17. April 2014.
Die Aktie der Hamburger reagiert sehr positiv auf den neuerlichen Vorstoß – wohl auch eine Folge des Bewertungsgutachtens. Das Geflecht an Kapitalmaßnahmen ist wohl noch zu dicht, um die Wirkung im Detail abzuschätzen. Operativ lief es für Colexon zuletzt eher mau. Die Gesellschaft hat mit umfangreichen Garantiefällen zu kämpfen und muss einen Aufdach-Solarpark sanieren. Für 2013 sind daher rote Zahlen zu erwarten. Das Eigenkapital betrug zuletzt 24,8 Mio. Euro. Dem steht ein Börsenwert von 11 Mio. Euro entgegen. Allerdings türmten sich zum Halbjahr Finanzverbindlichkeiten von 80 Mio. Euro in der Bilanz von Colexon. Kein Wunder, dass viele Investoren einen großen Bogen um den einstigen Überflieger aus der Solarbranche machen. Nun: Gegenwärtig eröffnet sich zumindest wieder so etwas wie eine Perspektive.
Foto: Colexon Energy AG