So einen Ausblick gibt s auch nicht alle Tage: Für 2021verspricht der Vorstand der Dermapharm Holding ein „außergewöhnlich starkes Wachstum“ mit einem Umsatzplus zwischen 24 und 26 Prozent sowie einer Zuwachsrate für das um Sondereffekte aus Übernahmen bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) in einer Bandbreite von 45 bis 50 Prozent. Jeweils im Mittel würde das auf Erlöse von rund 993 Mio. Euro sowie ein adjustiertes EBITDA von 296 Mio. Euro hinauslaufen. Die ohnehin schon sportliche Erwartungshaltung der Analysten bewegte sich hier eher im Bereich um 265 Mio. Euro. Kein Wunder, dass die sowieso schon rasant performende Notiz des SDAX-Titel auf die Nachricht hin nochmals einen Ganz zulegte und in der Spitze bis auf den historischen Rekordwert von 72,40 Euro kletterte.
Auf diesem Niveau bringt es Dermapharm auf eine Marktkapitalisierung von 3.898 Mio. Euro. Inklusive der auf annähernd 487 Mio. Euro gestiegenen Netto-Verschuldung türmt sich der Unternehmenswert damit auf 4.385 Mio. Euro. Das wiederum entspricht knapp dem 15fachen des für 2021 in Aussicht gestellten (bereinigten) EBITDA. So steil der Aktien-Chart auch aussieht, gänzlich abgehoben ist die Bewertung an der Börse damit eben doch nicht. Populärster Treiber der aktuellen Sonderkonjunktur ist die nochmals ausgeweitete Kooperation mit Biontech zur Herstellung des Corona-Impfstoffs Comirnaty. Kleiner Einschub an dieser Stelle: Ja, so heißt der früher unter der Bezeichnung BNT162b2 laufende Impfstoff von Biontech/Pfizer. Also bitte nicht lautstark protestieren bei der Impfung, dass man dieses Produkt nun wirklich nicht wolle und auf eine Biontech-Spritze besteht.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 467,12 | 572,42 | 700,88 | 793,83 | 942,91 | 1.024,78 | 1.135,35 | |
EBITDA1,2 | 108,60 | 139,63 | 168,53 | 184,52 | 354,07 | 344,87 | 287,48 | |
EBITDA-Marge3 | 23,25 | 24,39 | 24,05 | 23,24 | 37,55 | 33,65 | 25,32 | |
EBIT1,4 | 92,12 | 107,51 | 119,51 | 136,85 | 298,47 | 243,69 | 182,89 | |
EBIT-Marge5 | 19,72 | 18,78 | 17,05 | 17,24 | 31,65 | 23,78 | 16,11 | |
Jahresüberschuss1 | 77,74 | 75,23 | 77,81 | 85,93 | 208,90 | 132,62 | 60,53 | |
Netto-Marge6 | 16,64 | 13,14 | 11,10 | 10,82 | 22,16 | 12,94 | 5,33 | |
Cashflow1,7 | 86,74 | 159,13 | 100,61 | 131,10 | 250,37 | 288,53 | 219,42 | |
Ergebnis je Aktie8 | 1,56 | 1,41 | 1,43 | 1,59 | 3,89 | 2,49 | 1,16 | |
Dividende8 | 0,00 | 0,77 | 0,80 | 0,88 | 2,17 | 1,05 | 0,88 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Grant Thornton |
Losgelöst davon ist die Zusammenarbeit mit Biontech wie gemacht für die neue Plattformtechnologie von Dermapharm und verspricht auch künftig eine stark Marktposition. „Gerade die COVID-19-Pandemie hat die Notwendigkeit aufgezeigt, Produktionskapazitäten und Lieferketten für Arzneimittel in Deutschland vorzuhalten. Aufgrund dieses Standortvorteils ist Dermapharm in der Lage, jederzeit bedarfsgerecht zu produzieren, ohne von internationalen Produktions- oder Lieferbeschränkungen betroffen zu sein“, betont Vorstand Hans-Georg Feldmeier. Anhaltend gut hat sich bei dem Unternehmen aus Grünwald bei München aber auch das Geschäft mit Produkten zur Stärkung des Immunsystems entwickelt. Größter Umsatzbringer ist hier seit jeher das Vitamin-D Präparat Dekristol.
Derweil musste Dermapharm in den Segmenten Parallel-Import von EU-Arzneimitteln und dem in der spanischen Tochter Euromed zusammengefassten Geschäft mit Pflanzenextrakten für die pharmazeutische sowie kosmetische Industrie Abstriche gegenüber den ursprünglichen Ziele hinnehmen. Dafür betont der Vorstand im jetzt vorgelegten Geschäftsbericht 2020 mehrfach, wie wichtig die vor rund einem Jahr zugekaufte Allergopharma aus der Nähe von Hamburg mit Schwerpunkt auf der Behandlung von Allergien für Dermapharm ist. Beinahe überflüssig zu erwähnen, dass das Thema Akquisitionen auch künftig ein wichtiger Baustein für das eigene Wachstum sein wird. Auf dem aktuell massiv erhöhten Kursniveau eher von nachgelagerter Bedeutung ist hingegen die um 8 Cent auf 0,88 Euro je Aktie erhöhte Dividende. Immerhin bringt es der Anteilschein für Neueinsteiger gerade einmal auf eine Rendite von 1,2 Prozent. Da gibt es deutlich interesssantere Werte.
Gespannt ist boersengefluester.de indes, ob Großaktionär und Aufsichtsratsvorsitzender Wilhelm Beier über sein Investmentvehikel Themis perspektivisch die Gunst der Stunde nutzt und – nach Auslaufen der aktuellen Sperrfrist im Oktober – womöglich einige Stück platziert; so wie im Sommer 2019 – damals zum heutigen Schnäppchenpreis von 30 Euro – und im Oktober 2020 zu 46,50 Euro. Zurzeit hält Themis noch 65,05 Prozent der Dermapharm-Aktien, der Rest ist im Streubesitz. Summa summarum hat der Anteilschein noch immer etwas Luft nach oben. Keine Frage: Schöner für Neuengagements wäre natürlich ein Rücksetzer. Darauf zu spekulieren ist in der jetzigen Börsenphase aber freilich so eine Sache. Gerade bei einem so bullischen Ausblick, wie ihn Dermapharm parat hat.
Foto: Dermapharm Holding SE