Es ist jetzt keine Auszeichnung für die man sich etwas kaufen kann. Eine Erwähnung wert ist es aber trotzdem: Nach dem Ende Oktober 2020 erfolgten Uplisting von flatexDEGIRO in den Prime Standard ist Mensch und Maschine Software nicht nur wieder das wertvollste Unternehmen aus dem Spezialsegment Scale, sondern auch das einzige mit einem Börsenwert nördlich von 1 Mrd. Euro. Konkret ist das bei Mensch und Maschine (MuM) immer dann der Fall, wenn der Aktienkurs höher als 58,32 Euro notiert. Und das tut die Notiz des Anbieters von Konstruktions- und Steuerungssoftware mit einem Kurs von 63,40 Euro zurzeit ziemlich deutlich. Sogar das am 20. Januar 2021 erreichte Rekordhoch von 67,80 ist noch immer in unmittelbarer Sichtweite. Die starke Verfassung der MuM-Aktie hat ihre Gründe, denn unterm Strich hat das Unternehmen auch für 2020 – wie CEO Adi Drotleff es auf der Webkonferenz bezeichnet – „recht ordentliche“ Zahlen vorgelegt.
So kletterte das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) um knapp 14 Prozent auf 41,6 Mio. Euro. Auffällig dabei ist der Schwung, den die Gesellschaft ergebnistechnisch im Abschlussquartal bereits wieder bekommen hat. 2020 lag der Fokus ja nicht so sehr auf den Umsatzerlösen. „Wir wurden zum Jahresende hin immer margenstärker“, sagt Drotleff. Ebenfalls bemerkenswert: Der operative Cashflow setzte mit am Ende 35 Mio. Euro seinen Höhenflug fort. Das Ergebnis je Aktie stieg derweil von 0,99 auf 1,11 Euro je Aktie. Wie bei MuM üblich, wird es auch zur Hauptversammlung am 11. Mai 2021 mit einem Dividendenvorschlag von 1,00 Euro je Aktie nahezu eine Vollausschüttung geben. Für langjährige Investoren mit entsprechend niedrigeren Einstandskursen ergeben sich daraus attraktive Dividendenrenditen. Wer etwa vor fünf Jahren eingestiegen ist, bei dem türmt sich die Rendite (bei 1 Euro Dividende) auf zehn Prozent. Aber auch wer sich den Anteilschein erst vor drei Jahren ins Depot gelegt hat, kommt jetzt auf eine Rendite von fast fünf Prozent.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 160,85 | 185,40 | 245,94 | 243,98 | 266,16 | 320,47 | 323,31 | |
EBITDA1,2 | 18,04 | 22,75 | 36,55 | 40,33 | 44,44 | 52,67 | 56,64 | |
EBITDA-Marge3 | 11,22 | 12,27 | 14,86 | 16,53 | 16,70 | 16,44 | 17,52 | |
EBIT1,4 | 15,21 | 19,66 | 27,19 | 31,03 | 34,69 | 42,64 | 46,83 | |
EBIT-Marge5 | 9,46 | 10,60 | 11,06 | 12,72 | 13,03 | 13,31 | 14,49 | |
Jahresüberschuss1 | 8,98 | 12,47 | 18,31 | 20,90 | 23,88 | 28,91 | 31,93 | |
Netto-Marge6 | 5,58 | 6,73 | 7,44 | 8,57 | 8,97 | 9,02 | 9,88 | |
Cashflow1,7 | 15,22 | 15,23 | 26,35 | 33,73 | 36,91 | 39,05 | 50,59 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,53 | 0,71 | 0,99 | 1,12 | 1,26 | 1,55 | 1,72 | |
Dividende8 | 0,50 | 0,65 | 0,85 | 1,00 | 1,20 | 1,40 | 1,65 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: dhpg |
Neueinsteiger müssen sich – bezogen auf den aktuell sehr viel höheren Aktienkurs – mit knapp 1,6 Prozent begnügen. Das ist jetzt nicht übermäßig knackig, doch die Zeit arbeitet im Normalfall für MuM-Investoren. Schon jetzt avisiert Drotleff eine Dividende für 2021 zwischen 1,15 und 1,20 Euro. Im Jahr drauf will er dann nochmal 15 bis 20 Cent pro Anteilschein drauflegen. Derweil gilt für potenzielle Neueinsteiger: Um auf Regionen nördlich von drei Prozent zu kommen, wäre ein deutlicher Kursrücksetzer nötig. Auszuschließen ist das nicht, denn trotz der beeindruckend gut vorhersehbaren operativen Entwicklung, ist der Titel stolz bewertet. Das KGV auf Basis des eigenen Ausblicks für 2021 liegt zwischen 47 und 51. Dabei weist Drotleff selbst darauf hin, dass man nicht unbedingt auf ein Erreichen am oberen Ende des Korridors beim prognostizierten Gewinn wetten sollte. Dabei dürfte das Jahr sehr viel ruhiger über die Bühne gehen und nicht den Achterbahnverlauf wie 2020 nehmen.
Bezogen auf die EBITDA-Rendite von zuletzt rund 17 Prozent scheint noch längst nicht das letzte Wort gesprochen zu sein. Mit Sicht auf zwei bis drei Jahre kann sich Drotleff EBITDA-Margen von „locker über 20 Prozent“ vorstellen. Deutlich zurückhaltender bleibt der Firmengründer bezüglich möglicher Zukäufe: „Im Softwarebereich werden noch immer Mondpreise bezahlt. Das müssen wir nicht haben.“ Sehr viel entspannter sieht die Lage derweil für Systemhäuser aus, aber auch hier will MuM dem Vernehmen nach noch ein paar Jahre warten, um möglicherweise dann zuzuschlagen. Zur Einordnung: Innerhalb des Mensch und Maschine-Konzerns stammten 2020 knapp 54 Prozent des gesamten Rohertrags von rund 128 Mio. Euro aus dem Verkauf eigener MuM-Software. Den Rest steuerte der Bereich Systemaus bei, wo die Wesslinger im Wesentlichen AutoDesk-Software sowie spezifische Digitalisierungslösungen oder auch Schulungen direkt an Endkunden verkaufen.
Was tun mit der Aktie? Wer langfristig orientiert ist, sollte vermutlich einfach engagiert bleiben und auf das bewährte Geschäftsmodell vertrauen. Wer erst mit einem Investment liebäugelt, kann noch etwas warten und auf günstigere Preise hoffen. Auch eine super Aktie wie MuM hat nämlich immer wieder mal Schwächeperioden – die gilt es dann aber zu nutzen.
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