Ein smartes Detail: Das Schlüsselwort für die englischsprachige Operator-Dame in der Frage-Antwort-Runde der Webkonferenz zu den Neun-Monats-Zahlen der DFV Deutsche Familienversicherung lautete: „Please buy shares“. Zumindest was die Entwicklung des Aktienkurses angeht, könnte die DFV tatsächlich mal wieder ein paar positive Impulse gebrauchen. Nach der – durch den spektakulären Börsengang des US-Versicherers Lemonade induzierten – Hausse aus dem Sommer, hat die Notiz zuletzt nämlich wieder um rund ein Viertel vom Hoch eingebüßt. Grund zur Unruhe besteht aber nicht. Der jetzt vorgelegte Zwischenbericht liegt im Rahmen der Erwartungen. CEO Dr. Stefan Knoll spricht in seiner Präsentation gar von „wundervollen Zahlen“. So kletterten die gebuchten Bruttobeiträge – quasi die Umsatzerlöse des Versicherungsunternehmens – in den ersten neun Monaten 2020 um gut 27 Prozent auf 83,5 Mio. Euro.
Anzeige:
Treiber sind zurzeit Krankenzusatz- sowie Sachversicherungen, wohingegen Auslandkrankenversicherungen momentan erwartungsgemäß eher ein Ladenhüter sind. „Hinsichtlich des Prämienvolumens liegen wir im Zeitziel“, sagt Knoll. So wollen die Frankfurter im laufenden Jahr ein Umsatzplus von mindestens 25 Prozent erreichen. Keine Veränderungen gibt es auch beim Ertragsziel eines Verlusts auf EBIT-Basis von 9 bis 11 Mio. Euro. Nach neun Monaten steht hier ein Verlust vor Zinsen und Steuern von 6,93 Mio. Euro zu Buche – nach minus 3,29 Mio. Euro in der vergleichbaren Vorjahresperiode. Deutlich tiefer als sonst üblich, ist Knoll in das Thema Kapitalanlage eingestiegen. Hier liegt die Gesellschaft noch immer um 3 Mio. Euro unter Vorjahr, hat die massiven Schwankungen der Finanzmärkte im Zuge der Corona-Krise also nicht zu ihrem Vorteil nutzen können. Zumindest im freien Vermögen trennte sich die DFV Deutsche Familienversicherung zu schnell von ihren Aktienbeständen, was sich rückblickend als Fehler erwiesen hat.
Nun: Der Bereich wird seit geraumer Zeit umfassend restrukturiert, wozu auch eine Neubesetzung der zurzeit noch offenen Stelle des CFO gehört. Hier dürfte es schon bald Neuigkeiten geben. Zudem steht die Familienversicherung in Berlin unmittelbar vor dem Erwerb einer Gewerbeimmobilie. Dominantes Thema für 2021 bleibt aus Börsensicht die anstehende Umsetzung der Pflegezusatzversicherung CareFlex für die Angestellten der Chemiebranche. Salopp gesagt wird sich das Unternehmen in etwa verdoppeln und darüber hinaus auch eine gut kalkulierbare Vergütung für die Rolle als Service-Dienstleister des Konsortiums – mit im Boot sitzen noch R+V und Barmenia – beziehen. Die Analysten der Berenberg Bank taxieren diesen Betrag in ihrer kürzlich erschienenen Auftaktstudie (Kaufen mit Kursziel 30 Euro) auf jährlich 8 Mio. Euro. Für DFV-Vorstand Stefan Knoll handelt es sich um nicht weniger als einen Jahrhundert-Deal: „Sensationell, was uns da gelungen ist.”
Keine Veränderungen gibt hinsichtlich der in Aussicht gestellten Expansion ins europäische Ausland sowie die Komplettierung des Produktportfolios, wofür im Vorgriff eigene Risikoträger für die Bereiche Kranken, Sach und im letzten Schritt auch Leben gegründet werden sollen. Mittelfristig bleibt es beim Ziel, wonach bei Bestandsbeiträgen von 500 Mio. Euro eine operative Marge von mehr als 10 Prozent herausspringen soll. Per saldo bietet die Aktie also weiterhin eine runde Investmentstory. Und mit Blick auf den treppenförmigen Kursverlauf seit dem IPO vor mittlerweile knapp zwei Jahren, wäre die Notiz tatsächlich reif für den nächsten Schritt nach oben. Wie hieß es so schön in der Präsentation: Please buy shares.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 70,66 | 66,52 | 90,92 | 114,74 | 155,22 | 183,51 | 119,50 | |
EBITDA1,2 | 2,12 | -2,88 | -2,71 | -7,52 | 2,42 | 4,03 | 7,33 | |
EBITDA-Marge3 | 3,00 | -4,33 | -2,98 | -6,55 | 1,56 | 2,20 | 6,13 | |
EBIT1,4 | 2,12 | -4,10 | -5,20 | -10,56 | -0,81 | 1,67 | 5,72 | |
EBIT-Marge5 | 3,00 | -6,16 | -5,72 | -9,20 | -0,52 | 0,91 | 4,79 | |
Jahresüberschuss1 | 1,48 | -3,34 | -2,10 | -7,43 | -1,70 | 0,99 | 4,16 | |
Netto-Marge6 | 2,09 | -5,02 | -2,31 | -6,48 | -1,10 | 0,54 | 3,48 | |
Cashflow1,7 | 16,62 | 6,63 | 14,33 | 17,67 | 14,62 | 46,35 | 23,40 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,14 | -0,25 | -0,37 | -0,53 | -0,12 | 0,26 | 0,28 | |
Dividende8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Deloitte |