Schön sieht der Chart von Softing nun wahrlich nicht aus. Weder auf die kurze Sicht, und schon gar nicht mit Blick längere Zeiträume. Und trotzdem macht ausgerechnet die Charttechnik ein wenig Mut, was die weitere Performance des Anbieters von Software- und Hardware-Produkten für die Messung und Steuerung von Datenaustauschprozessen angeht. Im Bereich um 5 Euro hat sich nämlich so etwas wie ein Boden ausgebildet, der in den vergangenen Monaten mehrfach gehalten hat. Dieses Niveau entspricht einem Börsenwert von rund 45 Mio. Euro, was wiederum nur etwa zwei Drittel des zuletzt ausgewiesenen Eigenkapitals und knapp 60 Prozent der für 2020 von boersengefluester.de erwarteten Erlöse entspricht. Das sind ausgesprochen moderate Relationen, die freilich nicht von ungefähr so niedrig sind. Allzu häufig hatte Softing nämlich die eigenen Prognosen gerissen und musste immer wieder mit Rückschlägen kämpfen.
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Umso ärgerlicher, dass die Folgen des Corona-Virus Softing ausgerechnet in einer Phase trafen, in der es endlich wieder aufwärts ging und die Orderbücher gut gefüllt waren. So knickten die Erlöse im zweiten Quartal 2020 um 29 Prozent auf 15,78 Mio. Euro ein. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) drehte dabei mit minus 1,15 Mio. Euro deutlich in den roten Bereich – nach plus 2,32 Mio. Euro in der entsprechenden Vorjahresperiode. Die Prognose für das Gesamtjahr hatte CEO Wolfgang Trier bereits Mitte Juni auf Eis gelegt. Eine quantitative Vorschau wagt Trier auch jetzt noch nicht. Nur so viel: „Wir setzen uns das Ziel, im zweiten Halbjahr die Umsatzerlöse gegenüber dem ersten Halbjahr zu steigern und das Jahr mit einem klar positiven Konzern-EBITDA und einem positiven operativen EBIT abzuschließen.“ Keine Frage: Diese Einschätzung ist zwar eine Abschwächung gegenüber der ursprünglichen Prognose, die für 2020 eine leichte Umsatzsteigerung sowie ein EBIT auf Vorjahresniveau vorsah. Aber alles andere wäre wohl auch ein Wunder gewesen.
„Wir konnten in allen Segmenten feststellen, dass die Umsatzrückgänge in erster Linie auf das abrupte Wegbrechen der direkten Kundenkontakte zurückzuführen sind und nicht etwa auf einen Mangel an Bedarf“, sagt Trier und lässt daher die Option für ein am Ende doch besseres Abschneiden offen. „Für den weiteren Jahresverlauf sehen wir uns gut positioniert. Wenn die äußeren Umstände es zulassen, besteht ein hohes Aufholpotenzial.“
Keinen unmittelbaren Korrekturbedarf sieht die Gesellschaft derweil für den Ansatz des Geschäfts- und Firmenwerts in der Bilanz – auch wenn die zugrunde liegenden Bewertungsparameter verschärft worden sind. Das Ergebnis der Goodwill-Analyse in Kurzform: Kurzfristig entsprechen die erwarteten Umsätze und Renditen zwar nicht den bisherigen Erwartungen bis Mitte/Ende 2021. Auf die mittlere Sicht sollte der Trend nach neuen Digitalisierungslösungen durch COVID-19 jedoch forciert werden, so dass per saldo momentan keine Anpassungen notwendig sind. Ein Auge sollten Investoren auf diesen Punkt trotzdem haben, schließlich macht der Firmenwert bei Softing mir gut 18 Mio. Euro knapp 17 Prozent der Bilanzsumme aus. Da kann eine größere Abschreibung das Eigenkapital durchaus nennenswert anknabbern. Nun: Momentan kommt es erst einmal darauf an, dass die Marke von 5 Euro im Chart auch diesmal hält – trotz der wenig erbaulichen Halbjahreszahlen.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 78,71 | 83,89 | 91,07 | 77,60 | 84,69 | 98,31 | 112,60 | |
EBITDA1,2 | 6,84 | 9,02 | 12,12 | 7,76 | 9,07 | 9,73 | 13,92 | |
EBITDA-Marge3 | 8,69 | 10,75 | 13,31 | 10,00 | 10,71 | 9,90 | 12,36 | |
EBIT1,4 | 2,35 | 4,08 | 4,30 | -3,93 | -0,48 | 0,76 | -2,72 | |
EBIT-Marge5 | 2,99 | 4,86 | 4,72 | -5,06 | -0,57 | 0,77 | -2,42 | |
Jahresüberschuss1 | 0,73 | 3,33 | 2,93 | -4,58 | -0,07 | -1,18 | -5,71 | |
Netto-Marge6 | 0,93 | 3,97 | 3,22 | -5,90 | -0,08 | -1,20 | -5,07 | |
Cashflow1,7 | 3,56 | 9,43 | 10,37 | 4,91 | 11,05 | 3,82 | 9,10 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,10 | 0,38 | 0,31 | -0,50 | 0,01 | -0,13 | -0,63 | |
Dividende8 | 0,13 | 0,13 | 0,04 | 0,04 | 0,10 | 0,10 | 0,13 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Rödl & Partner |