Mit einem Börsenwert von 61,5 Mio. Euro liegt ad pepper media International gerade einmal auf Platz 420 der insgesamt mehr als 620 von boersengefluester.de zurzeit kontinuierlich betrachteten Aktien. Entsprechend wenig Aufmerksamkeit bekommt das auf Online-Marketing spezialisierte Unternehmen von den meisten Investoren. Zu Unrecht, wie wir meinen: Immerhin hat ad pepper media nicht nur in den Quartalen vor der Corona-Krise regelmäßig geliefert, sondern legt jetzt sogar noch eins auf. So kletterten die um Media-Aufwendungen bereinigten Netto-Erlöse im Auftaktviertel 2020 um 15,7 Prozent auf 5,84 Mio. Euro. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) zog dazu klar überproportional um 59,0 Prozent auf 1,12 Mio. Euro an. „Hinsichtlich Umsatz und EBITDA ist das erste Quartal somit das bisher beste in der Unternehmensgeschichte“, sagt CEO Jens Körner. Dem Vernehmen nach entwickelten sich die Umsätze im sonst eher unauffälligen März ähnlich dynamisch, wie sie das sonst nur im wichtigen Weihnachtsgeschäft tun.
Dabei gibt es durchaus gemischte Einflussfaktoren: Während es aus dem Touristiksektor Stornos hagelt, laufen Bereiche wie Sport und Freizeit oder auch Garten – also die „Stay-at-Home-Economy“ – zurzeit wie geschnitten Brot. Wichtigste Ergebnisbringer auf Konzernebene bleiben die Töchter ad pepper media (Leadgenerierung) mit einem EBITDA von 0,704 Mio. Euro sowie das Affiliate-Marketing-Netzwerk Webgains, das in den ersten drei Monaten des laufenden Jahres 0,603 Mio. Euro zum EBITDA besteuerte. Nun ist der Status-Bericht für Q1 noch kein Garantieschein für das Gesamtjahr, dafür lassen sich die langfristigen Konsequenzen der Corona-Pandemie einfach zu wenig abschätzen. Andererseits ist es bemerkenswert, dass Körner bereits jetzt darauf hinweist, dass er im zweiten Quartal 2020 insbesondere für Webgains mit einer nochmaligen „deutlichen Beschleunigung“ des Wachstums rechnet. Umso lohnender ist nach Auffassung von boersengefluester.de ein Blick auf die Konkurrenz von Webgains – und zwar konkret auf den hiesigen Marktführer Awin.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 18,72 | 20,27 | 21,79 | 25,62 | 27,65 | 24,87 | 21,75 | |
EBITDA1,2 | 2,21 | 1,35 | 3,51 | 6,56 | 4,38 | 1,28 | 0,02 | |
EBITDA-Marge3 | 11,81 | 6,66 | 16,11 | 25,60 | 15,84 | 5,15 | 0,09 | |
EBIT1,4 | 1,82 | 1,03 | 2,52 | 5,45 | 3,19 | 0,19 | -0,99 | |
EBIT-Marge5 | 9,72 | 5,08 | 11,57 | 21,27 | 11,54 | 0,76 | -4,55 | |
Jahresüberschuss1 | 1,14 | 0,54 | 1,92 | 4,34 | 2,56 | -0,25 | -0,70 | |
Netto-Marge6 | 6,09 | 2,66 | 8,81 | 16,94 | 9,26 | -1,01 | -3,22 | |
Cashflow1,7 | 3,10 | -1,52 | 6,48 | 3,38 | 2,21 | 1,93 | 1,24 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,03 | 0,01 | 0,06 | 0,17 | 0,08 | -0,04 | -0,05 | |
Dividende8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Ernst & Young |
Entstanden ist das Unternehmen 2017 durch den Zusammenschluss von Axel Springers Zanox und dem zu United Internet gehörenden Netzwerk affilinet. An dem Gemeinschaftsunternehmen, was eigentlich mal an die Börse gebracht werden sollte, hält Axel Springer 80 Prozent, der Rest gehört zu United Internet. Aus den 2019er-Geschäftsberichten der beiden Gesellschaften ist nun zu entnehmen, dass Awin im vergangenen Jahr auf Erlöse von rund 194 Mio. Euro, einem EBITDA von gut 35 Mio. Euro sowie ein Jahresergebnis von 6,7 Mio. Euro gekommen ist. Zum Vergleich: Webgains weist für 2019 Brutto-Umsätze von 51,27 Mio. Euro sowie ein EBITDA von 1,86 Mio. Euro aus – ist also eine ganze Ecke kleiner und weniger profitabel. Das Ding ist nun aber, dass Awin in den Büchern von Axel Springer und United Internet mit stattlichen 314 Mio. Euro steht – davon entfallen knapp 63 Mio. Euro auf United Internet und 251 Mio. Euro auf Axel Springer.
Der Wertansatz von Webgains in der Bilanz von ad pepper geht dagegen gegen Null, da ad pepper im Zuge der Finanzkrise 2009 reinen Tisch gemacht hat und nahezu alle Goodwills komplett abgeschrieben hat. Nun lassen sich Awin und Webgains schlecht genau gegeneinander aufrechnen. Aber die Tatsache, dass der gesamte Börsenwert von ad pepper media International abzüglich des Netto-Finanzguthabens gerade einmal 41 Mio. Euro beträgt, mutet schon ziemlich schräg an. Wir bleiben also dabei: Der Spezialwert wird deutlich unter seinem wahren Wert gehandelt – gerade jetzt, wo so viele „Stay-at-home-Aktien“ durch die Decke gehen. Höchste Zeit also, dass die Gesellschaft in unserem Börsenwert-Ranking etliche Plötze nach über klettert.
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