Bei der Roadshow von Surteco-Vorstand Wolfgang Moyses Ende Januar 2020 in Frankfurt musste boersengefluester.de leider passen – klappte zeitlich einfach nicht. Dabei hätten wir den seit vergangenen Oktober an der Spitze des Möbelzulieferers agierenden Manager gern getroffen. Immerhin war Moyses zuvor fast 20 Jahre Vorstand bei dem börsennotierten Kunststoffspezialisten Simona, einem piekfeinen Unternehmen – allerdings mit Investor Relations-Aktivitäten auf Sparflamme. Umso gespannter ist boersengefleuster.de, wie sich Moyses bei Surteco – was die Kommunikation mit dem Kapitalmarkt angeht – positionieren wird. Die Ausgangslage ist tricky: Nach einer Kette von Umstrukturierungen, personellen Veränderungen und immer wieder auch enttäuschenden Zahlen, ist das Interesse der Börsianer an dem Anbieter von Spezialfolien und Kantenbändern merklich abgeflaut. Andererseits hält sich die Notiz der Surteco-Aktie momentan erstaunlich stabil.
Zugegeben: Der Spezialwert hatte seine Schwächeperiode bereits, als die meisten anderen Aktien im vergangenen Jahr nur den Weg nach oben kannten. Die negativen Fakten liegen im Wesentlichen bereits auf dem Tisch: Surteco wird nochmal massiv restrukturieren und kalkuliert dafür 15 bis 20 Mio. Euro an Sonderbelastungen ein, die das 2019er-Ergebnis entsprechend drücken werden. Dabei lag die ursprüngliche Messlatte für das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) in einer Bandbreite von 38 bis 40 Mio. Euro, was etwa dem Niveau von 2016 entspricht. Ohnehin schwanken die Resultate von Surteco sehr stark, was nicht gerade ein Pluspunkt aus Investorensicht ist. Höchste Zeit also, dass hier mehr Kontinuität reinkommt. Dabei ist das Unternehmen aus dem nördlich von Ausgburg gelegenen Buttenwiesen an der Börse nicht sonderlich anspruchsvoll bewertet.
Die Marktkapitalisierung beträgt rund 350 Mio. Euro, unter Berücksichtigung der Netto-Finanzschulden ergibt sich ein Unternehmenswert von etwa 540 Mio. Euro. Das entspricht dem gut siebenfachen des durchschnittlichen Ergebnisses vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) der vergangenen fünf Jahre. Zudem notiert die Surteco-Aktie momentan gerade einmal auf Höhe des Buchwerts. Mittelfristig peilt CEO Moyses ein operatives Ergebnis (EBIT) in einer Spanne von 55 bis 65 Mio. Euro an, was signifikant oberhalb der zuletzt ausgewiesenen Resultate liegt. Für Ergebnisfantasie ist also durchaus gesorgt. Kurzfristig werden viele Anleger wohl eher darauf schauen, ob die Sonderaufwendungen sich auch entsprechend in einer nochmals gekürzten Dividende widerspiegeln. Nun: Ein gewichtiges Wort haben hier wohl auch die Pool- und Familienaktionäre mitzureden, auf die immerhin 58,5 Prozent der Stimmen entfallen.
Dem Streubesitz sind bei dem ehemaligen SDAX-Unternehmen weniger als ein Viertel zuzurechnen. Die Kursziele der Analysten gehen derweil weit auseinander und reichen von 22,50 Euro (Hauck & Aufhäuser) bis 33,50 Euro (Sphene Capital). Eine riesen Hilfe für Privatanleger sind die Studien damit leider nicht. Nun: Sollte der neue Vorstand seinen Ergebniszielen tatsächlich näher kommen, müsste die Surteco-Aktie im Normalfall deutlich höher notieren. Konkret sollten 60 Mio. Euro EBIT für einen Gewinn nach Steuern von gut 38 Mio. Euro reichen, was wiederum einem Ergebnis je Aktie von rund 2,50 Euro entspricht. Unterstellt man ein faires KGV zwischen 12 und 15, sollte das mittelfristige Kurspotenzial (drei bis fünf Jahre) tatsächlich Richtung 35 Euro gehen.
Zuvor gilt es allerdings noch einige schlechte Nachrichten zu verdauen. Die Jahreszahlen für 2019 werden jedenfalls keine leichte Kost. Und an einen durchweg optimistischen Ausblick für 2020 wagen wir momentan auch nicht gerade zu glauben.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 689,65 | 698,98 | 675,27 | 626,99 | 757,06 | 747,70 | 835,09 | |
EBITDA1,2 | 83,09 | 72,78 | 66,29 | 88,32 | 114,76 | 84,18 | 66,57 | |
EBITDA-Marge3 | 12,05 | 10,41 | 9,82 | 14,09 | 15,16 | 11,26 | 7,97 | |
EBIT1,4 | 44,67 | 32,20 | 21,12 | 46,15 | 72,52 | 40,18 | 8,12 | |
EBIT-Marge5 | 6,48 | 4,61 | 3,13 | 7,36 | 9,58 | 5,37 | 0,97 | |
Jahresüberschuss1 | 26,33 | 18,93 | 9,76 | 33,77 | 47,81 | 25,23 | -2,42 | |
Netto-Marge6 | 3,82 | 2,71 | 1,45 | 5,39 | 6,32 | 3,37 | -0,29 | |
Cashflow1,7 | 82,90 | 60,70 | 84,04 | 82,66 | 43,75 | 69,14 | 100,58 | |
Ergebnis je Aktie8 | 1,69 | 1,20 | 0,61 | 2,17 | 3,08 | 1,63 | -0,79 | |
Dividende8 | 0,80 | 0,55 | 0,00 | 0,80 | 1,00 | 0,70 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: PricewaterhouseCoopers |
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