Eigentlich gibt es für einen scheidenden Finanzvorstand ja keinen zwingenden Grund, ausgerechnet Aktien des (Noch)-Arbeitgebers zu kaufen. Umso bemerkenswerter, dass Ivo Huhmann, der den Haushaltswarenhersteller Leifheit per März 2020 verlässt, kurz nach der Veröffentlichung der Eckdaten für das abgelaufene Geschäftsjahr für immerhin 45.700 Euro 2.000 Leifheit-Aktien für sein privates Depot erwarb. Offenbar schätzt Huhmann das Zahlenwerk positiver ein, als es zuvor der Kapitalmarkt getan hat, denn ein Highflyer war der Small Cap in den vergangenen Wochen nun wahrlich nicht, auch wenn das Kursminus von im Tief knapp zehn Prozent seit Jahresbeginn nun wahrlich noch keine dramatischen Ausmaße angenommen hatte. Letztlich hat Leifheit mit einem Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) von 9,9 Mio. Euro die eigenen Prognosen sicher eingelöst.
Nur mit dem ganz leicht rückläufigen Umsatz von 234,0 Mio. Euro haben die Nassauer sogar ihre ohnehin schon auf ein Plus von knapp unter ein Prozent reduzierte Erlösvorschau verfehlt. Kein besonders gutes Signal ist dabei, dass die Umsätze im Heimatmarkt Deutschland um deutliche 4,2 Prozent auf 93,5 Mio. Euro geschmolzen sind. Für CEO Henner Rinsche wird 2020 also bereits zur Nagelprobe, wo sich zeigen wird, ob die kürzlich auch hierzulande angelaufenen Leifheit-Werbespots tatsächlich zur erhofften Belebung in Deutschland führen. Nun: In Nachbarländern wie Holland und Österreich haben die TV-Kampagnen zumindest gewirkt. Rein aufs Marketing verlässt sich aber auch Rinsche nicht: „Zudem werden wir uns darauf fokussieren, unsere Sortimente zu straffen und unsere Distribution weiter auszubauen. Da haben wir unser Potenzial noch nicht voll ausgeschöpft.“
Nächster wichtiger Termin für die Aktionäre des ehemaligen SDAX-Konzerns ist die Bilanzvorlage am 25. März 2020. Spätestens dann wird Klarheit darüber herrschen, ob Leifheit trotz des deutlichen Ergebnisrückgangs im vergangenen Jahr auch zur Hauptversammlung am 20. Mai 2020 erneut eine Dividende von 1,05 Euro auf die Agenda setzen wird. Bilanziell wäre eine solche zum Teil aus der Substanz zu zahlende Ausschüttung darstellbar – sicher ist diese Variante der Dividendenpolitik aber keinesfalls. Und so kalkulieren vorsichtige Investoren wohl besser eine gewisse Kürzung ein. Zur Einordnung: Bei einer unveränderten Dividende käme der Spezialwerte auf eine sehr attraktive Rendite von 4,6 Prozent. Bei einem Dividendenschnitt von einem Viertel auf 0,80 Euro betrüge die Rendite aber immer noch gute 3,5 Prozent.
Summa summarum bleiben wir daher bei unserer Kaufen-Einschätzung für die Leifheit-Aktie. Außerdem machte CEO Henner Rinsche bei seiner Präsentation auf dem Eigenkapitalforum im November 2019 (siehe dazu unseren Beitrag HIER) einen derart dynamischen Eindruck, dass es uns wundern würde, wenn der ehemalige Soda Stream-Manager die Leifheit-Aktie nicht zum Sprudeln bringt. Und das sieht offenbar auch Noch-CFO Ivo Huhmann so. Interessant: Auch die britische JPMorgan Asset Management hat ihre – bislang eher negative – Einschätzung zur Leifheit-Aktie überdacht und den Anteil ihrer Shortposition von ehemals 0,53 auf nun 0,39 Prozent des ausstehenden Kapitals reduziert.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 236,80 | 234,20 | 234,04 | 271,60 | 288,32 | 251,52 | 258,29 | |
EBITDA1,2 | 25,25 | 20,01 | 18,10 | 27,30 | 27,89 | 10,28 | 15,00 | |
EBITDA-Marge3 | 10,66 | 8,54 | 7,73 | 10,05 | 9,67 | 4,09 | 5,81 | |
EBIT1,4 | 18,84 | 13,06 | 9,88 | 18,78 | 20,07 | 2,77 | 6,02 | |
EBIT-Marge5 | 7,96 | 5,58 | 4,22 | 6,91 | 6,96 | 1,10 | 2,33 | |
Jahresüberschuss1 | 12,88 | 8,41 | 5,83 | 12,53 | 14,18 | 1,21 | 3,20 | |
Netto-Marge6 | 5,44 | 3,59 | 2,49 | 4,61 | 4,92 | 0,48 | 1,24 | |
Cashflow1,7 | 7,22 | 10,19 | 15,89 | 4,03 | 16,44 | 14,02 | 20,78 | |
Ergebnis je Aktie8 | 1,35 | 0,88 | 0,61 | 1,32 | 1,49 | 0,13 | 0,34 | |
Dividende8 | 1,05 | 1,05 | 0,55 | 1,05 | 1,05 | 0,70 | 1,05 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: KPMG |
Foto: Clipdealer