Für Segelfans ist Düsseldorf zurzeit der Hotspot. Noch bis zum 26. Januar 2020 läuft dort die weltgrößte Branchenmesse boot mit rund 1.900 Ausstellern aus 71 Ländern. Klar, dass der börsennotierte Bootsbauer HanseYachts mit von der Partie ist und die neuesten Modelle zeigt. Zu feiern gab es auch gleich was: Die Dehler 30 one design aus dem Konzernverbund der Greifswalder wurde auf der boot zu Europas Yacht des Jahres in der Kategorie „Race Yachts“ gewählt. Für HanseYachts-CEO Jens Gerhardt ist der bisherige Messeverlauf also ein großer Erfolg, wie er auch gegenüber boersengefluester.de bestätigte: „Ich bin immer wieder erstaunt, wie viele Gäste hier sind und auch wie qualitativ hochwertig die Gespräche in Düsseldorf sind. Wir sind bisher vollauf zufrieden.“ Ganz besonders freut sich Gerhardt, dass die edlen Katamarane des offiziell seit Mitte 2019 von Großaktionär Aurelius Equity Opportunities zu HanseYachts gewechselten französischen Unternehmens Privilège auf besonders große Resonanz stoßen. „Unsere Katamarane waren beim Publikum bisher noch nicht so bekannt – durch die Aufnahme in die Hanse Group bekommen sie nun die Aufmerksamkeit, die sie verdienen“, sagt Gerhardt.
Derweil kam zuletzt auch der lange Zeit von einer Flaute betroffene Aktienkurs ein wenig in Schwung und hat sich oberhalb der Marke von 6 Euro festgesetzt. Eine Entwicklung, die mit der Vorlage des Geschäftsberichts für 2018/19 (30. Juni) nicht unbedingt abzusehen war, denn der Ausblick für das laufende Geschäftsjahr klang aufgrund der Integrationsaufwendungen für Privilège sowie den steigenden Personalausgaben nicht gerade super zuversichtlich. „Wir rechnen mit einem positiven Konzernergebnis, das deutlich unter dem Vorjahr liegen wird“, hieß es damals im Prognoseteil. Mit der Vorlage des Zwischenberichts für das erste Quartal 2019/20 hörte sich die Sache zwar bereits einen Tick freundlicher an, weil nur noch von einem „reduzierten Ergebnis“ die Rede war. Gleichwohl sollten Anleger mit dem für Ende Februar avisierten Halbjahresreport nicht unbedingt eine rapide Verbesserung erwarten. Die Musik spielt für HanseYachts traditionell erst in der zweiten Geschäftsjahreshälfte.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 140,27 | 146,69 | 128,39 | 120,75 | 132,38 | 164,00 | 184,90 | |
EBITDA1,2 | 5,01 | 8,40 | 3,81 | -2,33 | -6,15 | -4,50 | 11,00 | |
EBITDA-Marge3 | 3,57 | 5,73 | 2,97 | -1,93 | -4,65 | -2,74 | 5,95 | |
EBIT1,4 | -0,64 | 3,18 | -14,37 | -8,15 | -11,63 | -10,10 | 4,00 | |
EBIT-Marge5 | -0,46 | 2,17 | -11,19 | -6,75 | -8,79 | -6,16 | 2,16 | |
Jahresüberschuss1 | -2,28 | 2,36 | -15,86 | -8,99 | -20,72 | -12,70 | 1,80 | |
Netto-Marge6 | -1,63 | 1,61 | -12,35 | -7,45 | -15,65 | -7,74 | 0,97 | |
Cashflow1,7 | 1,09 | 2,20 | 2,37 | 8,69 | -0,85 | -4,60 | 7,50 | |
Ergebnis je Aktie8 | -0,21 | 0,21 | -1,32 | -0,64 | -1,32 | -0,67 | 0,09 | |
Dividende8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Forvis Mazars |
Gespannt sind wir trotzdem, ob der Vorstand bei seiner Präsentation auf dem Hamburger Investorentag (HIT) am 4. Februar 2020 bereits erste Tendenzen verrät. Im eigentlichen Fokus der Börsianer steht zurzeit aber ohnehin ein ganz anderer Punkt: Vor einiger Zeit hat Aurelius nämlich durchblicken lassen, sich von seiner bereits 2011 eingegangenen Beteiligung möglicherweise trennen zu wollen. Aurelius-CEO Dirk Markus würde sich zwar nie in die Karten schauen lassen und dem Vernehmen nach ist auch keine kurzfristige Entscheidung zu erwarten: Letztlich sollten sich Anleger aber darauf einstellen, dass es perspektivisch zu einem Komplettausstieg oder zumindest Teil-Exit kommen kann. Das muss nicht schlecht für HanseYachts sein, wie das Beispiel des Getränkeanbieters Berentzen zeigt, der vor geraumer Zeit ebenfalls aus dem Portfolio von Aurelius entlassen wurde.
Mehrere Szenarien sind denkbar: HanseYachts geht an einen Wettbewerber, der die Greifswalder dann möglicherweise ganz eingliedern und von der Börse nehmen könnte. Möglich wäre dieser Schritt aber wohl nur bei einem stattlichen Aufpreis gegenüber der aktuellen Notiz. Und da HanseYachts im Geregelten Markt beheimatet ist, wäre dann auch eine entsprechende Offerte an den Streubesitz vorgeschrieben. Variante 2 ist die (teilweise) Platzierung bei institutionellen Investoren, was die Equity Story schon allein deshalb runder machen würde, weil dann der Streubesitzanteil von zurzeit gerade einmal 23 Prozent ausgeweitet würde und der Small Cap mehr Handelsvolumen auf sich ziehen könnte. Insgesamt also eine sehr ordentliche Chance-Risiko-Kombination.