Seit dem Geschäftsbericht 2018 steht auf der Titelseite sämtlicher Quartalsabschlüsse von R. Stahl unverkennbar das Wort „Aufbruch“. Dieses Motto kommt nicht von ungefähr, denn der Anbieter von explosionsgeschützten Elektronikprodukten befindet sich in einem komplexen Umstrukturierungsprozess, der sämtliche Unternehmensbereiche umfasst: Von der Organisation über die Produktpalette bis hin zur Finanzseite. Großartige Schlagzeilen für die Börsenpresse produziert R. Stahl dabei nicht, aber trotzdem sind den Investoren die operativen Fortschritte nicht verborgen geblieben. Die Folge: Seit rund einem Jahr geht es kontinuierlich bergauf mit dem Aktienkurs – eine Entwicklung, auf die boersengefluester.de bereits mehrfach hingewiesen hat. Eine wichtige Weichenstellung aus der jüngeren Zeit ist insbesondere der Abschluss eines neuen, günstigeren Konsortialkredits im Volumen von bis zu 95 Mio. Euro, der das künftige Wachstum finanziell untermauert.
Für Erleichterung – wohl vor allen Dingen aus Sicht der Mitarbeiter – dürfte derweil die jüngste Nachricht sorgen, wonach R. Stahl den Leasingvertrag für den Stammsitz im knapp 50 Kilometer östlich von Heilbronn gelegenen Waldenburg von ursprünglich 2023 auf 2038 verlängert hat. „Die neuen Vertragskonditionen, in die die aktuelle Lage an den Zins- und Immobilienmärkten eingeflossen ist, wirken sich auch positiv auf künftige Ertrags- und Bilanz-Kennzahlen aus: Ab 2024 verringert sich der jährliche Leasingaufwand gegenüber dem Geschäftsjahr 2019 um einen niedrigen einstelligen Millionenbetrag“, heißt es offiziell. Nächster wichtiger Termin für Aktionäre ist derweil der 21. Februar 2020. Dann will R. Stahl nämlich seine vorläufigen Zahlen zum abgelaufenen Geschäftsjahr vorlegen.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 268,46 | 280,11 | 274,78 | 246,59 | 248,11 | 274,34 | 330,56 | |
EBITDA1,2 | 7,00 | 9,46 | 25,27 | 17,18 | 16,82 | 20,59 | 36,64 | |
EBITDA-Marge3 | 2,61 | 3,38 | 9,20 | 6,97 | 6,78 | 7,51 | 11,08 | |
EBIT1,4 | -10,69 | -4,16 | 6,34 | 0,49 | -0,06 | 3,85 | 19,12 | |
EBIT-Marge5 | -3,98 | -1,49 | 2,31 | 0,20 | -0,02 | 1,40 | 5,78 | |
Jahresüberschuss1 | -21,78 | -7,00 | 1,35 | -3,53 | -4,93 | 1,93 | 0,18 | |
Netto-Marge6 | -8,11 | -2,50 | 0,49 | -1,43 | -1,99 | 0,70 | 0,05 | |
Cashflow1,7 | 19,75 | 18,22 | 19,62 | 17,86 | 11,86 | 5,99 | 14,22 | |
Ergebnis je Aktie8 | -3,28 | -1,10 | 0,21 | -0,54 | -0,76 | 0,30 | 0,03 | |
Dividende8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: BDO |
Die Prognose sieht bei Umsätzen von rund 275 Mio. Euro ein um Sondereinflüsse bereinigtes Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) von mehr als 30 Mio. Euro vor. Zur Einordnung: Nach neun Monaten 2019 kam R. Stahl hier auf ein EBITDA von 23,5 Mio. Euro, wobei die Restrukturierungsaufwendungen mit etwas mehr als 4 Mio. Euro zu Buche geschlagen haben. Der Börsenwert von R. Stahl beläuft sich zurzeit auf etwa 220 Mio. Euro. Ambitioniert bewertet ist der Anteilschein also nicht gerade. Selbst unter Berücksichtigung der in erster Linie durch die stattlichen Pensionsverpflichtungen aufgebauten Netto-Finanzverbindlichkeiten signalisieren die üblichen Bewertungsmultiples weiterhin grünes Licht. Boersengefluester.de bleibt also dabei: Nach vielen enttäuschende Jahren entwickelt sich R. Stahl wieder in die richtige Richtung. Das macht den Titel insbesondere für Langfristanleger zu einer interessanten Option.