Das nimmt längst bedrohliche Ausmaße an: Seit Mitte April 2019 ist der Aktienkurs von MS Industrie nun um 40 Prozent eingeknickt und hat den Börsenwert des Zulieferers für Lkw-Motoren und Spezialschweißgeräten auf knapp 54 Mio. Euro gedrückt. Das entspricht etwa dem Niveau von vor sechs Jahren und geht einher mit einem Abschlag auf den Buchwert von mittlerweile einem Drittel. Der historische Mittelwert für das Kurs-Buchwert-Verhältnis liegt derweil etwas nördlich von 1,50 und zeigt, wie groß derzeit die Skepsis der Investoren ist. Dabei befindet sich MS Industrie eigentlich in einer kommoden Situation: Immerhin hat der Vorstand vor nicht allzu langer Zeit die Fertigung von Ventiltriebsystemen für den Daimler-Weltmotor am amerikanischen Standort in Webberville an die italienische Gnutti-Gruppe verkauft. Damit geht zwar ein signifikanter Teil profitabler Umsatz verloren. Andererseits hat sich durch den Deal die massive Abhängigkeit vom Daimler-Konzern – stets ein Knackpunkt aus Investorensicht – spürbar verringert. „Die antizipierte Abkühlung der LKW-Konjunktur verdeutlicht nochmals das gute Timing beim Verkauf von US-Powertrain“, betonen zudem die Analysten Montega in ihrer jüngsten Analyse (Download HIER).
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 250,62 | 282,75 | 226,26 | 164,04 | 164,67 | 206,16 | 246,70 | |
EBITDA1,2 | 22,03 | 22,78 | 32,67 | 4,25 | 9,12 | 15,08 | 21,75 | |
EBITDA-Marge3 | 8,79 | 8,06 | 14,44 | 2,59 | 5,54 | 7,31 | 8,82 | |
EBIT1,4 | 8,97 | 10,76 | 18,47 | -9,70 | -4,43 | 2,73 | 9,36 | |
EBIT-Marge5 | 3,58 | 3,81 | 8,16 | -5,91 | -2,69 | 1,32 | 3,79 | |
Jahresüberschuss1 | 6,96 | 7,15 | 16,70 | -7,50 | -4,00 | 1,18 | 4,45 | |
Netto-Marge6 | 2,78 | 2,53 | 7,38 | -4,57 | -2,43 | 0,57 | 1,80 | |
Cashflow1,7 | 5,85 | 1,13 | 6,05 | 18,23 | -3,22 | 1,87 | 21,06 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,23 | 0,24 | 0,56 | -0,25 | -0,13 | 0,04 | 0,15 | |
Dividende8 | 0,03 | 0,09 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: RSM Ebner Stolz |
Trotzdem ist der Kapitalmarkt mit dem Kursrutsch für die MS Industrie-Aktie nicht völlig auf dem Holzweg, wie die um die US-Transaktion bereinigten Zahlen der ersten sechs Monaten 2019 zeigen: So sackte das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) von 5,75 auf 1,72 Mio. Euro an. Der Überschuss fiel zum Halbjahr von 3,62 auf 0,56 Mio. Euro zurück. Und nicht gerade vergnügungssteuerpflichtig sind auch die Aussagen des Managements zur allgemeinen Situation im Maschinenbau. Kostprobe: „Der deutsche Maschinenbau gewärtigt gerade wieder Szenen, die an dunkelste Zeiten in diesem Jahrtausend erinnern: Auf manchem Werksgelände stehen Maschinen, die bestellt, aber wieder storniert wurden. Ob diese Maschinen jemals verkauft werden, ist ungewiss. Neue Aufträge kommen kaum herein.“ So gesehen sind die Aussagen des Vorstands zur voraussichtlichen Entwicklung für das Gesamtjahr 2019 beinahe schon wieder versöhnlich. Immerhin ist von „stabilen Auftragsbeständen für den Rest des Jahres“ die Rede. Zudem sollen sich die operativen Geschäfte bei allen Tochtergesellschaften „im Wesentlichen plangemäß“ entwickeln.
Spannend bleibt in dieser Gemengelage die Frage, ob MS Industrie auch im kommenden Jahr zur Hauptversammlung einen Teil des Veräußerungserlöses für die Ausschüttung einer Zusatzdividende freigibt oder, ob nicht vorsichtshalber dich thesauriert wird. Nun: Eine Beibehaltung der Vorjahresauszahlung (0,03 Euro Basis- plus 0,06 Euro Zusatzdividende) würde den Titel zurzeit auf eine Rendite von rund fünf Prozent hieven. Trotz aller gebotenen Skepsis hält boersengefluester.de zurzeit eine solche Ausschüttungsvariante noch immer für möglich. Charttechnisch ist der Spezialwert zwar noch immer von einer Bodenbildung entfernt. Doch die Gesellschaft selbst sieht schon jetzt Kaufkurse, wie das kürzlich lancierte Aktienrückkaufprogramm von bis zu 250.000 Aktien zeigt.
Ausgeschöpft haben die Münchner diesen Rahmen bislang freilich erst zu einem sehr kleinen Teil, so dass das Rückkaufprogrmm in den kommenden Wochen durchaus noch eine positive Wirkung entfalten kann. Die Analysten von GBC aus Augsburg setzen den fairen Wert des Small Caps in ihrer jüngsten Studie (HIER) bei immerhin 4,10 Euro an und raten zum Kauf. Bezogen auf den gegenwärtigen Kurs wäre das immerhin mehr als ein Verdoppler.
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