Da lagen wir doch gar nicht mal so verkehrt mit unserer Einschätzung von Mitte August, dass die Halbjahreszahlen von Softing durchaus höhere Aktienkurse verdient hätten (HIER). Immerhin hat sich der Anteilschein des Spezialisten für Automatisierungslösungen und Messtechnikwerkzeuge seitdem bereits spürbar an Höhe gewonnen – auch wenn der langfristige Abwärtstrend damit noch immer nicht gebrochen ist. Offensichtlich stehen die Chancen aber gut, dass die Zahlen von Softing nachhaltig an Qualität gewinnen. Auf der dieses Jahr in Wien veranstalteten IR-Konferenz von Rüttnauer Research zeigte sich CEO Wolfgang Trier jedenfalls gut aufgelegt, insbesondere was die Perspektiven der vor rund 1,5 Jahren gekauften Telematiktochter Globalmatix angeht. Punkten kann Globalmatix bei den Interessenten aus dem Automobilsektor sowie dem Leasingbereich insbesondere unter dem Aspekt der Datensicherheit – Stichwort „Security by Design“. In der Industriesparte rundet dagegen die kürzlich erworbene US-Gesellschaft Phoenix Digital die Produktpalette um Glasfasermodule für Steuerungseinheiten des Industriekonzerns Rockwell Automation ab.
Insgesamt rechnet CEO Trier für das laufende Jahr auf Konzernebene mit Erlösen von rund 90 Mio. Euro sowie einem um Bilanzeffekte aus Übernahmen bereinigten Ergebnis vor Zinsen und Steuern (operatives EBIT) von etwa 3,7 Mio. Euro – nach 3,5 Mio. Euro im Vorjahr. „Das Geschäft ist nicht einfach. Wir haben konjunkturell einiges vor uns, aber unsere breite Aufstellung hilft.“ Bemerkenswert an der Präsentation in Wien waren aber auch die Indikationen zur Geschäftsentwicklung der kommenden Jahre – immer unter der Voraussetzung, dass es zu keinen massiven konjunkturellen Einbrüchen kommt.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 78,71 | 83,89 | 91,07 | 77,60 | 84,69 | 98,31 | 112,60 | |
EBITDA1,2 | 6,84 | 9,02 | 12,12 | 7,76 | 9,07 | 9,73 | 13,92 | |
EBITDA-Marge3 | 8,69 | 10,75 | 13,31 | 10,00 | 10,71 | 9,90 | 12,36 | |
EBIT1,4 | 2,35 | 4,08 | 4,30 | -3,93 | -0,48 | 0,76 | -2,72 | |
EBIT-Marge5 | 2,99 | 4,86 | 4,72 | -5,06 | -0,57 | 0,77 | -2,42 | |
Jahresüberschuss1 | 0,73 | 3,33 | 2,93 | -4,58 | -0,07 | -1,18 | -5,71 | |
Netto-Marge6 | 0,93 | 3,97 | 3,22 | -5,90 | -0,08 | -1,20 | -5,07 | |
Cashflow1,7 | 3,56 | 9,43 | 10,37 | 4,91 | 11,05 | 3,82 | 9,10 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,10 | 0,38 | 0,31 | -0,50 | 0,01 | -0,13 | -0,63 | |
Dividende8 | 0,13 | 0,13 | 0,04 | 0,04 | 0,10 | 0,10 | 0,13 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Rödl & Partner |
Demnach kann sich Trier vorstellen, dass Softing – angetrieben durch Globalmatix – bereits ab 2021 wieder ein operatives EBIT im zweistelligen Millionen-Euro-Bereich erklimmt. Für das Jahr 2022 hält er dann sogar eine zweistellige operative Marge für möglich. Ein Renditeniveau, das der Vorstand und Großaktionär freilich schon seit einigen Jahren als Anspruch für Softing formuliert. Mit Blick auf den gegenwärtigen Börsenwert von nur rund 71 Mio. Euro zeigt sich jedoch deutlich, welches Potenzial in der Aktie steckt. Kein Wunder, dass die Analysten von Warburg Research das Kursziel mit 9,50 Euro ein gutes Stück oberhalb der aktuellen Notiz von 7,80 Euro ansetzen.
Positiv überrascht ist boersengefluester.de zudem von den klaren Aussagen, die Trier bei seiner Präsentation in Wien mit Blick auf mögliche Finanzierungsmaßnahmen über die Ausgabe neuer Aktien getätigt hat: „Wir werden in den nächsten zwei bis drei Jahren keinen Bedarf an Kapitalerhöhungen haben. Da lassen wir die Finger von.“ Das ist ein gutes Signal, wie wir finden und sollte ebenfalls für Vertrauen an der Börse sorgen. Ein gewisses Hintertürchen lässt sich Trier – wie sollte er es als Vorstand auch anders tun – nur insofern offen, dass er bei einer super attraktiven Akquisitionsmöglichkeit eben doch zuschlagen könnte. Geplant ist in dieser Richtung gegenwärtig aber nichts.
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