Am meisten hätte Aktionäre natürlich interessiert, wie es um den Anfang Juli – gemeinsam mit der amerikanischen Investmentbank Lazard – angestoßenen Prozess zur künftigen Ausrichtung der Fintech Group steht. Immerhin geht es hier um so wichtige Weichenstellungen wie strategische Partnerschaften, einen (Teil-)Verkauf der Gesellschaft oder auch Gewinnung neuer Investoren (siehe dazu auch unseren Artikel HIER). Wie explosiv diese Ankündigung ist, zeigt sich schon allein daran, dass der zuvor dahinsiechende Aktienkurs des im Börsensegment Scale gelisteten Unternehmens seit dem um Mehra als 25 Prozent in die Höhe geschossen ist – was einem Plus an Marktkapitalisierung von fast 100 Mio. Euro entspricht. Doch zu diesem Aspekt findet sich in dem jetzt präsentierten Update zum Marktstart des zum Konzernverbund gehörenden Discountbrokers flatex in den Niederlanden sowie den ersten Eckdaten zu den Halbjahreszahlen der FinTech Group kein Wort.
Vermutlich ist es aber auch einfach noch zu früh für eine Wasserstandsmeldung. Umgekehrt ist es für CEO Frank Niehage wichtig, gerade in der jetzigen Phase starke Argumente in der Hand zu haben. Und was eignet sich da besser als harte Fakten? So kletterte der Umsatz im ersten Halbjahr 2019 um 9,9 Prozent auf 64,3 Mio. Euro. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) kam um 7,1 Prozent auf 19,7 Mio. Euro voran – entsprechend einer EBITDA-Marge von 30,6 Prozent. „Trotz geringerer Volatilität an den Märkten im Vergleich zum Vorjahr und der Einmalinvestition für Holland, haben wir das beste erste Halbjahr aller Zeiten hingelegt“, sagt Finanzvorstand Muhamad Chahrour und setzt in einem Atemzug gleich die Zielsetzung für das Gesamtjahr auf eine EBITDA-Rendite von 31 Prozent herauf. Zur Einordnung: Ursprünglich peilte die in Frankfurt ansässige FinTech Group eine operative Marge von rund 27 Prozent an. Da der Marktstart in Holland aber deutlich günstiger verlief als gedacht, hob die Gesellschaft die EBITA-Zielrendite Mitte Mai auf 29 Prozent an. Keine Veränderung gibt es dagegen beim angepeilten Umsatz von mehr als 138 Mio. Euro für 2019.
Interessant ist derweil, dass die FinTech Group – bestärkt durch den erfolgreichen Launch in den Niederlanden – mit Spanien nun doch noch ein weiteres Land im laufenden Jahr angehen wird. Dem Vernehmen nach laufen die Vorbereitungen für den Marktstart im vierten Quartal 2019 auf Hochtouren. Ganz unbescheidenes Ziel ist es, flatex zum „führenden pan-europäischen Online-Broker in den nächsten Jahren zu entwickeln“. Dabei dienen die Erfahrungen in den Niederlanden als Blaupause. „Mehr als 120.000 Besucher verzeichnete unsere flatex.nl Website in den ersten vier Wochen, über 2.500 Kunden haben sich für ein flatex Depot entschieden. An unserem Ziel, bis Ende des Jahres 60.000 Neukunden zu begrüßen, halten wir fest“, sagt Niehage. Von Analystenseite hat sich zuletzt Warburg Research mit einem Kursziel von immerhin 37 Euro am weitesten aus dem Fenster gewagt. Aber selbst die häufig eher skeptische Commerzbank siedelt den fairen Wert der FinTech-Group-Aktie mittlerweile bei 29 Euro an.
Letztlich ist entscheidend, welchen Ausgang die laufenden Verhandlungen mit Lazard nehmen werden. Da der Spannungsbogen weiterhin hoch und der sonstige Newsflow ansprechend ist, dürfte der Aktienkurs weiter Richtung Norden ziehen. Nächster wichtiger Termin ist die Hauptversammlung am 12. August 2019 im Hotel Sofitel an der Alten Oper in Frankfurt. Dort steht – neben den üblichen Programmpunkten sowie der Schaffung eines neuen Kapitalrahmens – auch die Umfirmierung in flatex AG auf der Agenda. Auch das ein kluger Schachzug. Bestand hat ebenfalls der Hinweis von unserem jüngsten Artikel zur Fintech Group, dass die Beteiligungsgesellschaften Heliad Equity Partners und FinLab wesentliche indirekte Profiteure der Aufwärtsbewegung bei der Fintech Group sind.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 107,01 | 125,10 | 131,95 | 261,49 | 417,58 | 406,96 | 390,73 | |
EBITDA1,2 | 32,07 | 42,37 | 37,58 | 98,43 | 112,09 | 183,28 | 140,35 | |
EBITDA-Marge3 | 29,97 | 33,87 | 28,48 | 37,64 | 26,84 | 45,04 | 35,92 | |
EBIT1,4 | 26,48 | 30,62 | 24,75 | 73,79 | 80,26 | 151,28 | 104,35 | |
EBIT-Marge5 | 24,75 | 24,48 | 18,76 | 28,22 | 19,22 | 37,17 | 26,71 | |
Jahresüberschuss1 | 16,80 | 17,47 | 14,91 | 49,92 | 51,55 | 106,19 | 71,86 | |
Netto-Marge6 | 15,70 | 13,96 | 11,30 | 19,09 | 12,35 | 26,09 | 18,39 | |
Cashflow1,7 | 0,11 | 250,07 | -157,25 | 141,45 | 125,03 | 113,32 | 63,08 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,15 | 0,16 | 0,14 | 0,55 | 0,47 | 0,97 | 0,65 | |
Dividende8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,04 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: BDO |
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