Vermutlich auch eine neue Erfahrung für Adi Drotleff, den CEO des Softwareanbieters Mensch und Maschine: Als der DAX-Konzern SAP zuletzt unter den Erwartungen liegende Quartalszahlen präsentierte, kam plötzlich auch Druck auf die Aktie von Mensch und Maschine (MuM). Der Zirkelschluss der Investoren ist freilich gar nicht mal soweit her geholt, denn – wer hätte es gedacht – mit einem Börsenwert von mittlerweile 566 Mio. Euro ist die im Handelssegment Scale gelistete Gesellschaft die fünftgrößte Softwarecompany auf dem heimischen Kurszettel. Nur RIB Software, die Software AG, Nemetschek und eben SAP sind größer. Umso bemerkenswerter, mit welch starken Zahlen MuM nun zum Halbjahr aufwartet, selbst wenn die Daten für das zweite Quartal erwartungsgemäß nicht an die ungemein guten Resultate aus dem Auftaktviertel heranreichen. Insgesamt kommt das Unternehmen in den ersten sechs Monaten 2019 auf ein Umsatzplus von knapp 27,3 Prozent auf 120,22 Mio. Euro. Etwas mehr als zwei Drittel davon stammen aus dem Systemhausbereich, den Rest steuert das Geschäft mit eigener Software bei.
Die Relation ist insofern beachtlich, weil MuM zum Jahresanfang 2019 mit der mehrheitlichen Übernahme von SOFiSTiK den Softwarebereich gestärkt hatte und das Systemhaus den Umsatzanteil rein organisch derart hoch halten konnte. Interessant ist in diesem Zusammenhang auch, dass MuM mit dem neuesten Halbjahresbericht auch den bisherigen Rekordumsatz von 119,59 Mio. Euro aus dem Jahr 2008 übertrumpft – damals freilich noch mit einem eher auf Volumen ausgerichteten Geschäftsmodell. Angesichts dieser Vorgaben ist es im Prinzip keine große Überraschung, dass CEO Adi Drotleff seine bisherige – ziemlich konservativ gesetzte – Umsatzprognose für 2019 von 215 bis 220 Mio. Euro nun auf eine Bandbreite zwischen 220 und 230 Mio. Euro heraufsetzt. Mit Blick auf das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) – der neuen Steuerungsgröße des Unternehmens – bleibt Drotleff jedoch bei der Vorschau, wonach mit einem Anstieg von 19,66 auf 24 bis 26 Mio. Euro zu rechnen ist.
Das kommt nicht von ungefähr, denn wenn Investoren sich die Zahlen der jüngsten Zwischenberichte genau anschauen, stellen sie fest, dass die operative Marge im Softwarebereich mit 23,21 Prozent im zweiten Quartal 2019 nicht nur leicht unterhalb der des vergleichbaren Vorjahresquartals (24,31 Prozent) liegt, sondern auch um 1,38 Prozentpunkte niedriger ist als im gesamten ersten Halbjahr 2019. In der Telefonkonferenz bezeichnet Drotleff diese Entwicklung als „Konsolidierung auf hohem Niveau“ und nennt unter anderem Sonderfaktoren wie einen relativ teuren, nur alle zwei Jahre stattfindenden internationalen Partner-Event, als Begründung. Wer Drotleff kennt, weiß aber auch genau, dass er die Entwicklung längst auf dem Schirm hat und alles unternimmt, um den Kostenanstieg zu dämpfen. „Die Ergebnisse hieraus sind aber erst im dritten Quartal zu spüren“, sagt Drotleff.
Ansonsten gilt die nicht zu unterschätzende Grundaussage, dass Mensch und Maschine noch keine Auswirkungen einer sich abzeichnenden Konjunkturdelle spürt. Bei den Kunden aus dem Industriebereich muss ein Abflachen der Kurve sogar nicht einmal negativ sein, denn erfahrungsgemäß gibt es hier ein antizyklisches Bestellverhalten. Soll heißen: Wenn die Industrie ohnehin auf Volllast läuft, kommen die Unternehmen kaum dazu, sich um effizienzsteigernde Softwarealternativen zu kümmern. Und so ist es auch mehr als verständlich, dass die Börsianer den Halbjahresbericht von Mensch und Maschine sehr positiv aufnehmen und die Aktie um fast acht Prozent auf 33 Euro an Wert gewinnt.
Zur Einordnung: das bisherige Rekordhoch vom 2. Mai 2019 liegt bei 37,90 Euro. Für boersengefluester.de bleibt der Anteilschein einer der Top-Picks aus der Softwarebranche – trotz der ambitionierten Bewertung: Aus heutiger Sicht dürfte das Wachstum der Wesslinger auch in den kommenden Jahren anhalten. Zudem ist muM ein super verlässlicher Dividendenzahler.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 160,85 | 185,40 | 245,94 | 243,98 | 266,16 | 320,47 | 323,31 | |
EBITDA1,2 | 18,04 | 22,75 | 36,55 | 40,33 | 44,44 | 52,67 | 56,64 | |
EBITDA-Marge3 | 11,22 | 12,27 | 14,86 | 16,53 | 16,70 | 16,44 | 17,52 | |
EBIT1,4 | 15,21 | 19,66 | 27,19 | 31,03 | 34,69 | 42,64 | 46,83 | |
EBIT-Marge5 | 9,46 | 10,60 | 11,06 | 12,72 | 13,03 | 13,31 | 14,49 | |
Jahresüberschuss1 | 8,98 | 12,47 | 18,31 | 20,90 | 23,88 | 28,91 | 31,93 | |
Netto-Marge6 | 5,58 | 6,73 | 7,44 | 8,57 | 8,97 | 9,02 | 9,88 | |
Cashflow1,7 | 15,22 | 15,23 | 26,35 | 33,73 | 36,91 | 39,05 | 50,59 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,53 | 0,71 | 0,99 | 1,12 | 1,26 | 1,55 | 1,72 | |
Dividende8 | 0,50 | 0,65 | 0,85 | 1,00 | 1,20 | 1,40 | 1,65 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: dhpg |
Die Berichterstattung und Handlungseinschätzungen durch boersengefluester.de stellen keine Anlageempfehlungen und auch keine Empfehlung oder einen Vorschlag einer Anlagestrategie dar. Boersengefluester.de hält keine Beteiligung an der Mensch und Maschine SE (MuM). Zwischen MuM und boersengefluester.de besteht eine Vereinbarung zur Soft-Coverage der MuM-Aktie.
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