Vergnügungssteuerpflichtig sind die Zwischenberichte und Jahresabschlüsse von Softing schon seit einer gefühlten Ewigkeit nicht mehr. Irgendwo hakt es bei dem Messtechnik- und Automatisierungsdienstleister momentan immer, was sich entsprechend auch in der schlechten Performance an der Börse zeigt. In den vergangenen fünf Jahren hat das Papier um etwa die Hälfte an Wert eingebüßt. Und dennoch gehört die Softing-Aktie zu den Titeln, die Analysten und Finanzpresse nicht ganz fallen lassen. Schließlich besteht durchaus die Chance, dass das Unternehmen zurück auf die Spur kommt und CEO Wolfgang Trier endlich einmal wieder positiv überrascht. Immerhin hat Softing in den drei Segmenten Automotive, Industrial und IT Networks kräftig investiert und neue Produkte an den Start gebracht. Sollte die Konjunktur nicht komplett abwürgen, müsste sich das im Normalfall auszahlen. Und mit der 2018 erworbenen Telematikgesellschaft GlobalmatiX hat Softing ohnehin einen Joker im Ärmel.
Derweil liefern die Zahlen zum – traditionell eher schwächeren – Auftaktviertel 2019 ein gemischtes Bild: Positiv ist der Umsatzanstieg auf Konzernebene von 5,9 Prozent auf 19,61 Prozent, auch wenn das Automotivegeschäft und IT Networks einen eher schwächeren Jahresstart hatten. Weniger erbaulich ist dagegen, dass das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) von plus 388.000 auf minus 478.000 Euro in den roten Bereich driftete. Hier wirken sich in erster Linie höhere Materialaufwendungen und Abschreibungen aus. Zudem bewegen sich die aktivierten Eigenleistungen – wie zu erwarten war – mit 895.000 Euro spürbar unter dem entsprechenden Vorjahreswert von 1,34 Mio. Euro. Unterm Strich kommt Softing nach drei Monaten 2019 auf ein Ergebnis je Aktie von minus 0,03 Euro – nach plus 0,01 Euro in der vergleichbaren Vorjahresperiode. Den Ausblick für das Gesamtjahr tastet Vorstand und Großaktionär Trier nicht an, betont aber, dass die Prognose angesichts der konjunkturellen Unsicherheiten mit einer „Portion Vorsicht“ versehen ist. Demnach ist bei Erlösen von mindestens 88 Mio. Euro mit einem EBIT von mehr als 4,00 Mio. Euro zu rechnen. Das um Sondereffekte bereinigte operative Betriebsergebnis soll bei Untergrenze 3,70 Mio. Euro landen.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 78,71 | 83,89 | 91,07 | 77,60 | 84,69 | 98,31 | 112,60 | |
EBITDA1,2 | 6,84 | 9,02 | 12,12 | 7,76 | 9,07 | 9,73 | 13,92 | |
EBITDA-Marge3 | 8,69 | 10,75 | 13,31 | 10,00 | 10,71 | 9,90 | 12,36 | |
EBIT1,4 | 2,35 | 4,08 | 4,30 | -3,93 | -0,48 | 0,76 | -2,72 | |
EBIT-Marge5 | 2,99 | 4,86 | 4,72 | -5,06 | -0,57 | 0,77 | -2,42 | |
Jahresüberschuss1 | 0,73 | 3,33 | 2,93 | -4,58 | -0,07 | -1,18 | -5,71 | |
Netto-Marge6 | 0,93 | 3,97 | 3,22 | -5,90 | -0,08 | -1,20 | -5,07 | |
Cashflow1,7 | 3,56 | 9,43 | 10,37 | 4,91 | 11,05 | 3,82 | 9,10 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,10 | 0,38 | 0,31 | -0,50 | 0,01 | -0,13 | -0,63 | |
Dividende8 | 0,13 | 0,13 | 0,04 | 0,04 | 0,10 | 0,10 | 0,13 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Rödl & Partner |
Sollte sich die Einschätzung der globalen Wirtschaftslage als zu skeptisch herausstellen, sieht Trier jedoch Chancen, dass die Ziele für Umsatz und Gewinn übertroffen werden. Dementsprechend liegen die Schätzungen von boersengefluester.de auch ein Stück über der offiziellen Guidance der im Prime Standard gelisteten Gesellschaft. Die Marktkapitalisierung von Softing beträgt zurzeit 63 Mio. Euro – bei einer Netto-Finanzverschuldung von 7,75 Mio. Euro. Demnach wäre das Unternehmen aus Haar östlich von München mit etwas mehr als dem Siebenfachen des für 2019 erwarteten EBITDA (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) bewertet. Das ist angesichts der gegenwärtigen Renditekraft keine super günstige Kenngröße, aber eben auch längst nicht besorgniserregend teuer. Die Ausgangslage ist klar: Wolfgang Trier muss im zweiten Halbjahr unbedingt liefern, wenn er das Vertrauen der Investoren nicht komplett verspielen will. Wenn ihm das gelingt, wird auch der Aktienkurs wieder spürbar höhere Regionen erklimmen und aus dem langfristigen Abwärtstrend nach oben ausbrechen. Immerhin war Softing von 2010 bis 2013 mal so etwas wie ein Liebling der Small Cap-Szene.