Eigentlich komisch: Da kündigt die Deutsche Bahn gewaltige Investitionen in die Modernisierung abgenutzter und massiv befahrener ICE-Gleisstrecken an – und die Vossloh-Aktie reagiert überhaupt gar nicht darauf. Dabei gilt der Bahntechnikkonzern mit Produkten wie Schienenbefestigungssystemen, Betonschwellen, Signaltechnik und Logistikdienstleistungen – etwa für den Schienentransport – als klassischer Profiteur solcher Infrastrukturprojekte. Letztlich ist der Aktienkurs von Vossloh sogar nochmals unter Druck geraten und legte die Strecke von 50 auf 40 Euro kürzlich in nicht einmal zwei Monaten zurück. Klar: Deutschland ist nicht der Nabel der Welt und Vossloh bekam zuletzt insbesondere eine schwächere Umsatzentwicklung mit Kunden aus dem für die Werdohler so wichtigen chinesischen Markt zu spüren. Hinzu kommt, dass sich die US-Zölle auf Stahlimporte in höheren Materialaufwendungen niederschlagen werden. Insgesamt führte das sogar dazu, dass Vossloh die Prognose für das Gesamtjahr 2018 nun ein wenig vorsichtiger formuliert und sowohl bei der erwarteten Umsatzspanne von 875 bis 950 Mio. Euro, als auch bei der in Aussicht gestellten EBIT-Marge zwischen 6,0 und 7,0 Prozent davon ausgeht, eher am unteren Ende zu landen.
Und selbst da muss sich Vossloh noch ein wenig strecken, denn nach neun Monaten 2018 beträgt die Relation von Ergebnis vor Zinsen und Steuern zum Umsatz nur 5,6 Prozent. Vor einem Abschluss scheint hingegen der geplante Verkauf des defizitären Geschäfts mit Streckenlokomotiven zu stehen. Laut Zwischenbericht befindet sich das Unternehmen weiterhin in „intensiven“ Gesprächen und rechnet noch im laufenden Jahr mit einem Abschluss des bereits vor geraumer Zeit angestoßenen Prozesses. Interessant aus Investorensicht ist die Vossloh-Aktie aber vor allen Dingen aus Bewertungssicht. Bei einem gegenwärtigen Kurs von 40,45 Euro bringt es der SDAX-Konzern auf einen Börsenwert von knapp 646 Mio. Euro. Hinzu kommen Netto-Finanzschulden von 287,4 Mio. Euro, woraus sich ein Unternehmenswert (Enterprise Value) von rund 933 Mio. Euro ergibt. Zum Vergleich: Für 2018 rechnet boersengefluester.de mit einem Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) von 93,5 Mio. Euro, im Jahr darauf sollte das EBITDA ein deutlich dreistelliges Millionen-Volumen erreichen. Demnach wird das Unternehmen auf 2019er-Basis mit einem EV/EBITDA von nur rund 8,5 bewertet.
Ein Hingucker ist auch das Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV) von weniger als 1,3. Spannend bleibt die Aktionärsstruktur mit Heinz Hermann Thiele (44,73 Prozent) als Kerninvestor vor allen Dingen deshalb, weil Thiele erst kürzlich den Bahntechnikkonzern Knorr-Bremse an die Börse geführt hat – und zwar ausschließlich über den Verkauf eigener Aktien an Investoren. Bei Vossloh hingegen hatte Thiele den Aktionären Anfang 2015 ein Übernahmeangebot zu 48,50 Euro unterbreitet und so seinen Einfluss nochmal ausgeweitet. Abzuwarten bleibt freilich, wie sich die Dinge hier künftig entwickeln. Stockt er nochmals auf oder sucht er auch bei Vossloh einen Teilexit? An der Börse ist es jedenfalls verdächtig still um Vossloh – trotz des Börsengangs von Knorr-Bremse.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 918,30 | 865,00 | 916,40 | 869,70 | 942,80 | 1.046,10 | 1.214,30 | |
EBITDA1,2 | 133,50 | 92,60 | 105,39 | 133,90 | 124,20 | 131,20 | 157,50 | |
EBITDA-Marge3 | 14,54 | 10,71 | 11,50 | 15,40 | 13,17 | 12,54 | 12,97 | |
EBIT1,4 | 70,30 | 54,20 | -37,60 | 73,10 | 72,30 | 78,10 | 98,50 | |
EBIT-Marge5 | 7,66 | 6,27 | -4,10 | 8,41 | 7,67 | 7,47 | 8,11 | |
Jahresüberschuss1 | 0,30 | 22,70 | -136,80 | 20,80 | 35,90 | 56,00 | 55,30 | |
Netto-Marge6 | 0,03 | 2,62 | -14,93 | 2,39 | 3,81 | 5,35 | 4,55 | |
Cashflow1,7 | 24,50 | 37,60 | 12,30 | 56,10 | 81,30 | 71,60 | 137,30 | |
Ergebnis je Aktie8 | -0,50 | 1,14 | -8,32 | 0,98 | 1,31 | 2,38 | 2,21 | |
Dividende8 | 1,00 | 1,00 | 0,00 | 1,00 | 1,00 | 1,00 | 1,05 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Deloitte |
Foto: Vossloh AG
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 6.153,54 | 6.615,80 | 6.936,53 | 6.156,75 | 6.705,64 | 7.149,74 | 7.925,61 | |
EBITDA1,2 | 1.115,15 | 1.178,04 | 1.328,69 | 1.106,90 | 1.206,51 | 1.045,61 | 1.221,04 | |
EBITDA-Marge3 | 18,12 | 17,81 | 19,15 | 17,98 | 17,99 | 14,62 | 15,41 | |
EBIT1,4 | 904,03 | 972,47 | 1.062,91 | 814,00 | 916,07 | 721,26 | 869,87 | |
EBIT-Marge5 | 14,69 | 14,70 | 15,32 | 13,22 | 13,66 | 10,09 | 10,98 | |
Jahresüberschuss1 | 587,22 | 629,44 | 632,02 | 532,17 | 647,37 | 506,26 | 576,20 | |
Netto-Marge6 | 9,54 | 9,51 | 9,11 | 8,64 | 9,65 | 7,08 | 7,27 | |
Cashflow1,7 | 679,89 | 725,53 | 985,79 | 1.035,99 | 975,49 | 541,55 | 914,59 | |
Ergebnis je Aktie8 | 3,32 | 3,68 | 3,65 | 3,07 | 3,85 | 3,03 | 3,43 | |
Dividende8 | 2,26 | 1,75 | 1,80 | 1,52 | 1,85 | 1,45 | 1,64 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: KPMG |