Die Nachricht zu den vorläufigen Neun-Monats-Zahlen von Softing war denkbar knapp gefasst, verfehlte aber ihre Wirkung nicht. Jedenfalls hat sich der Aktienkurs des Anbieters von Automatisierungslösungen und Messtechnikprodukten nach dem Rutsch der vergangenen Wochen stabilisiert und bewegt sich wieder oberhalb von 8 Euro. Das ist freilich immer noch ein gutes Stück entfernt von dem Mitte September 2018 erreichten Niveau um 10 Euro ist – von früheren Niveaus nördlich der 15 Euro ganz zu schweigen. Nach den vielen Enttäuschungen der vergangenen Jahre ist es eben doch ein hartes Stück Arbeit, das verloren gegangene Vertrauen der Investoren zurück zu gewinnen. Im Hintergrundgespräch mit boersengefluester.de zeigt sich Softing-CEO Wolfgang Trier aber zuversichtlich, dass der Prozess erfolgreich sein wird: „Die Kursentwicklung und die wirtschaftliche Entwicklung passten zuletzt einfach nicht zusammen.“ Auch aus diesem Grund hat Trier die Vorabdaten zu Umsatz und Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) veröffentlicht. Demnach kommt Softing nach neun Monaten 2018 bei einem Erlösplus von 3,6 Prozent auf 60,5 Mio. Euro auf ein EBIT von 2,4 Mio. Euro – nach einem Betriebsergebnis von 0,6 Mio. Euro in der entsprechenden Vorjahresperiode.
„Die Überraschungen halten sich eigentlich in Grenzen. Vielleicht sind die Zahlen einen Schnaps besser, als wir es erwartet hatten“, sagt Trier und stuft den Verlauf des dritten Quartals insgesamt als „sehr erfreulich“ ein. Wichtig: Im umsatzmäßig größten Bereich „Industrial“ kommt Softing weiter gut voran, während die Verluste im Sektor „Automotive“ kontinuierlich schmelzen. Insgesamt geht das im Prime Standard gelistete Unternehmen sogar davon aus, Umsatz und Ergebnis am oberen Ende der zuletzt kommunizierten Ziele zu erreichen. Demnach wären Erlöse von 80 Mio. Euro und ein EBIT von 4 Mio. Euro das Mindestmaß. Zu berücksichtigen ist, dass hier die Effekte der im Frühjahr 2018 erworbenen GlobalmatiX AG – für die mit einem Umsatz von rund 0,8 Mio. Euro sowie einem EBIT von bis zu minus 1 Mio. Euro kalkuliert wird – noch nicht eingearbeitet sind. „Im besten Fall könnte es sogar sein, dass wir die 4 Mio. Euro inklusive Sonderbelastungen schaffen“, sagt Trier. Noch möchte sich der Manager aber nicht unnötig weit aus dem Fenster lehnen, wenngleich er bei der Diskussion um die jüngst gelaunchten Softing-Produkte locker ins Schwärmen gerät (siehe dazu auch unser Interview HIER).
Enorme Fantasie versprüht auch weiterhin das Geschäftsmodell von GlobalmatiX: Das mit einer Liechtensteiner Mobilfunklizenz ausgestattete Unternehmen ist in der Lage, zu extrem günstigen Preisen mobile Daten für Fahrzeuge und Maschinen weiterzuleiten. Potenzielle Kunden sind etwa Flottenbetreiber, die sich mit Hilfe der ausgelesenen Informationen vor Diebstahl oder Manipulation (getürkte Tachostände etc.) schützen wollen oder auch Fahrprofile auslesen können. Hierfür werden die aus dem Fahrzeug ausgelesenen Diagnosedaten direkt über ein Mobilfunkmodem in eine Softing-Cloud übertragen. Den Fokus legt Softing dabei klar auf das Servicegeschäft, der Verkauf von Hardware dient vorwiegend als Antreiber. Insgesamt ist die Komplexität des jetzigen Geschäfts von GlobalmatiX aber noch immer zu hoch – zumindest für ein Unternehmen von der Größenordnung wie Softing –, räumt Trier ein. Hier gilt es also weitere Vereinfachungsprozesse anzustoßen.
Nicht ein Jota weicht der Softing-Großaktionär derweil von seiner Einschätzung ab, dass Softing perspektivisch auf EBIT-Margen von mehr als zehn Prozent kommen muss. So gesehen ist der für 2018 angekündigte Ergebnisswing Richtung einer zu vermutenden operativen Rendite von vier bis fünf Prozent nur ein erster Schritt. „2019 soll es schon signifikant mehr sein. Wir gehen jetzt stufenweise nach oben“, sagt Trier ohne sich festlegen zu wollen, wann seiner Meinung nach zweistellige Margen möglich sind. Per saldo hat boersengefluester.de definitiv den Eindruck, dass die Meldungslage bei Softing in den kommenden Quartalen sukzessive besser werden müsste. Und dann wäre die aktuelle Bewertung des Spezialwerts in der Tat eine Einladung zum Einstieg. Das kompletten Zahlenwerk zum dritten Quartal 2018 veröffentlicht Softing mit Sitz in Haar bei München am 15. November.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 78,71 | 83,89 | 91,07 | 77,60 | 84,69 | 98,31 | 112,60 | |
EBITDA1,2 | 6,84 | 9,02 | 12,12 | 7,76 | 9,07 | 9,73 | 13,92 | |
EBITDA-Marge3 | 8,69 | 10,75 | 13,31 | 10,00 | 10,71 | 9,90 | 12,36 | |
EBIT1,4 | 2,35 | 4,08 | 4,30 | -3,93 | -0,48 | 0,76 | -2,72 | |
EBIT-Marge5 | 2,99 | 4,86 | 4,72 | -5,06 | -0,57 | 0,77 | -2,42 | |
Jahresüberschuss1 | 0,73 | 3,33 | 2,93 | -4,58 | -0,07 | -1,18 | -5,71 | |
Netto-Marge6 | 0,93 | 3,97 | 3,22 | -5,90 | -0,08 | -1,20 | -5,07 | |
Cashflow1,7 | 3,56 | 9,43 | 10,37 | 4,91 | 11,05 | 3,82 | 9,10 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,10 | 0,38 | 0,31 | -0,50 | 0,01 | -0,13 | -0,63 | |
Dividende8 | 0,13 | 0,13 | 0,04 | 0,04 | 0,10 | 0,10 | 0,13 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Rödl & Partner |
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