Die Rational-Aktie ist eine Ausnahmeerscheinung: Mit Kursen von in der Spitze 637 Euro schwebt sie in Höhen, in denen andere Unternehmen vermutlich schon drei- oder viermal einen Aktiensplit durchgeführt hätten. Zudem bringt es der Anbieter von professionellen Küchengeräten auf Bewertungskennzahlen, wo normalerweise längst die Alarmglocken geklingelt hätten. So wird der Anteilschein mit dem fast 30fachen des Buchwerts gehandelt und jeder erzielte Euro Umsatz ist den Börsianern zurzeit rund 9 Euro wert. Das ist auch bei operativen Margen nördlich von 25 Prozent und einem zweistelligen Erlöswachstum eine üppige Größenordnung. Beinahe überflüssig zu erwähnen, dass die Rational-Aktie mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 35 und einer Dividendenrendite von weniger als zwei Prozent auch in den klassischen Bewertungsdisziplinen eine ähnliche Sonderrolle spielt. Und trotzdem scheinen alle Bedenken – die auch boersengefluester.de ob der mittlerweile erreichten Bewertung hat – an der SDAX-Aktie abzuperlen.
Das zeigte sich einmal mehr sehr deutlich nach der Vorlage der Halbjahreszahlen für 2018, die die Notiz im Hoch um neun Prozent voranbrachten. „Getrieben durch Großaufträge aus Nordamerika befinden wir uns mit einem Umsatzwachstum von elf Prozent nach sechs Monaten auf einem Wachstumsniveau, das trotz negativer Währungseinflüsse höher als erwartet ausfällt“, sagt CEO Peter Stadelmann. Angesichts der guten Vorhaben peilt Rational für das Gesamtjahr nun einen Erlöszuwachs zwischen zehn und zwölf Prozent (zuvor: hohes einstelliges Wachstum) an. Die EBIT-Marge soll weiterhin in einem Korridor zwischen 26 und 27 Prozent liegen, was auf ein Ergebnis vor Zinsen und Steuern von ungefähr 208 Mio. Euro hinauslaufen würde. Per Ende Juni 2018 standen davon knapp 91 Mio. Euro bereits in den Büchern.
Verglichen mit der aktuellen Marktkapitalisierung von 7.066 Mio. Euro sieht die Gewinnausbeute freilich schon wieder überschaubar aus. Und diese Relation ändert sich auch nicht gravierend, wenn man die Netto-Liquidität von knapp 148 Mio. Euro gedanklich mit einbezieht. Also: Raus aus der Rational-Aktie? Wohl besser nicht, denn das Unternehmen aus Landsberg am Lech steht mit seinen Garöfen noch immer vor einem stattlichen Wachstumskurs – bei sehr vorzeigbaren Renditen. Gefühlt wird die Bewertung vielleicht auch ein wenig angenehmer, wenn man sich die familiendominierte Eigentümerstruktur, die sehr langfristig ausgerichtete Unternehmensphilosophie sowie die starke Marktstellung vor Augen hält.
Trotzdem: Für Neuengagements fehlen uns dann irgendwie doch die Argumente. Eine Halten-Position ist der Titel aber schon allein aus dem Grund, weil es bislang immer verkehrt war, sich aus der Rational-Aktie zu verabschieden – selbst wenn es schon häufiger auch einige schlechte Monate gab. Aber so ist das eben mit Dauerbrennern wie Sixt, Wirecard, Hypoport, Sartorius oder Isra Vision. Der Einstieg fällt – ob der harschen Bewertung – verdammt schwer. Danach sieht die Sache dann schon meist sehr viel entspannter aus.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 702,10 | 777,86 | 843,63 | 649,59 | 779,73 | 1.022,35 | 1.125,84 | |
EBITDA1,2 | 199,40 | 218,99 | 248,36 | 136,08 | 190,45 | 268,42 | 309,62 | |
EBITDA-Marge3 | 28,40 | 28,15 | 29,44 | 20,95 | 24,43 | 26,26 | 27,50 | |
EBIT1,4 | 187,57 | 205,01 | 223,38 | 106,81 | 160,13 | 237,51 | 277,00 | |
EBIT-Marge5 | 26,72 | 26,36 | 26,48 | 16,44 | 20,54 | 23,23 | 24,60 | |
Jahresüberschuss1 | 143,00 | 157,31 | 171,50 | 80,10 | 123,66 | 185,72 | 215,76 | |
Netto-Marge6 | 20,37 | 20,22 | 20,33 | 12,33 | 15,86 | 18,17 | 19,16 | |
Cashflow1,7 | 145,94 | 144,33 | 198,64 | 92,69 | 171,71 | 160,62 | 258,35 | |
Ergebnis je Aktie8 | 12,58 | 13,84 | 15,09 | 7,04 | 10,88 | 16,33 | 18,98 | |
Dividende8 | 11,00 | 9,50 | 5,70 | 4,80 | 10,00 | 13,50 | 13,50 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Deloitte |
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