Damit erst gar keine Missverständnisse entstehen. Sartorius ist ein erstklassiges Unternehmen mit einer beeindruckenden Entwicklung von Umsatz und Gewinn. Allein in den vergangenen fünf Jahren kletterte das um Sondereffekte aus Übernahmen oder Sicherungsgeschäfte bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen – bei Sartorius heißt diese Kennzahl „Underlying EBITDA“ – von 172,6 auf 353,2 Mio. Euro. Für das laufende Jahr stellt Sartorius-Vorstand Joachim Kreuzburg ein Umsatzplus zwischen neun und zwölf Prozent sowie eine Anstieg der bereinigten EBITDA-Marge um etwa 0,5 Punkte auf 25,6 Prozent in Aussicht. Demnach könnte das Underlying EBITDA für 2018 auf eine Größenordnung zwischen 392 und 403 Mio. Euro zusteuern. Dem steht mittlerweile allerdings eine Marktkapitalisierung von 10.513 Mio. Euro entgegen. Inklusive der Netto-Verbindlichkeiten von 895,5 Mio. Euro türmt sich Unternehmenswert (Enterprise Value) des Zulieferers für medizinische Labore und die biopharmazeutische Branche sogar auf 11.408 Mio. Euro. Das entspricht mehr als dem 28,3fachen des – in der günstigen Annahme – für 2018 erwarteten Underlying EBITDA. Eine mehr als stolze Bewertung, die sich, wenn man den Börsenwert um die im Bestand befindlichen eigenen Aktien korrigiert, auch nur auf ein Multiple von 24,9 ermäßigt.
Das Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV) der im TecDAX gelisteten Vorzüge hat sich nach der fast 80-Prozent-Rally seit Jahresbeginn auf nun 17,7 erhöht. Zum Vergleich: Der langfristige Mittelwert des KBV liegt bei rund 6,5. Auch das nicht gerade vorteilhaft. Hinzu kommt, dass der Goodwill (Firmenwert) in der Bilanz mit 646,6 Mio. Euro höher ist als das den Aktionären zurechenbare Eigenkapital von 634,7 Mio. Euro. Keine ganz alltägliche Relation, die – sofern es einmal Abschreibungsbedarf heben sollte – zu einem Bumerang werden würde. Unter Dividendenanspekten war die Sartorius-Aktie zwar nie sonderlich attraktiv, aber auch hier zeigen sich die Auswirkungen des rasanten Kursanstiegs. Wer am Tag der Hauptversammlung 2018 eingestiegen ist, kommt gerade mal auf eine Rendite von 0,4 Prozent. Nun: Anlegern wird das bislang egal sein, schließlich performt die Aktie zurzeit einfach nur gut.
Trotzdem ist es unserer Meinung nach sinnvoll, dass boersengefluester.de einmal auf die mittlerweile doch recht monströsen Bewertungsrelationen hinweist. Normalweise dürfte sich niemand beschweren, wenn die Sartorius-Aktie um ein gutes Drittel niedriger notieren sollte. Auch dann käme der Titel schließlich noch immer auf ein KGV von 35. Und auf All-Time-High auszusteigen muss ja keine schlechte Idee sein. Die jünsten Kursziele der Analysten bewegen sich zwischen 78 Euro (Kepler Cheuvreux) und 141 Euro (Deutsche Bank bzw. M.M. Warburg).
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 1.404,57 | 1.566,03 | 1.826,97 | 2.335,66 | 3.449,22 | 4.174,70 | 3.395,70 | |
EBITDA1,2 | 353,20 | 405,00 | 495,80 | 636,70 | 1.134,26 | 1.410,40 | 962,70 | |
EBITDA-Marge3 | 25,15 | 25,86 | 27,14 | 27,26 | 32,89 | 33,78 | 28,35 | |
EBIT1,4 | 219,36 | 298,61 | 335,66 | 456,11 | 903,16 | 1.064,80 | 503,90 | |
EBIT-Marge5 | 15,62 | 19,07 | 18,37 | 19,53 | 26,18 | 25,51 | 14,84 | |
Jahresüberschuss1 | 159,33 | 197,48 | 218,74 | 299,56 | 426,98 | 913,10 | 290,00 | |
Netto-Marge6 | 11,34 | 12,61 | 11,97 | 12,83 | 12,38 | 21,87 | 8,54 | |
Cashflow1,7 | 206,51 | 244,52 | 377,19 | 511,53 | 865,81 | 734,20 | 853,60 | |
Ergebnis je Aktie8 | 2,10 | 2,57 | 3,07 | 4,38 | 8,09 | 9,58 | 4,95 | |
Dividende8 | 0,50 | 0,62 | 0,36 | 0,71 | 1,26 | 1,44 | 0,74 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: KPMG |
Foto: Sartorius AG