Über mangelnde Beschäftigung kann sich HanseYachts momentan wahrlich nicht beklagen. „Die Bücher sind Rand voll mit stolzen 87 Mio. Euro Auftragsvolumen. Dies liegt weit über unseren eigenen Erwartungen“, betont der Hersteller von Segelbooten und Motoryachten. Dennoch müssen Aktionäre beim Blick auf das Ergebnis – wie stets in den ersten beiden Quartalen des jeweils am 30. Juni endenden Geschäftsjahrs – beide Augen schließen. Mit minus 4,76 Mio. Euro ist das Ergebnis nach Steuern nicht nur tiefrot, sondern fällt auch noch um rund 3 Mio. Euro schlechter aus, als im entsprechenden Vorjahreszeitraum. Allerdings: Damals sorgte eine Zuschreibung von 2,2 Mio. Euro auf die Sportbootmarke Fjord für einen positiven Einmaleffekt. Bereinigt um dieses Bilanzresultat liegt das Unternehmen aus Greifswald „nur“ um rund 900.000 Euro unter Vorjahr. Aber auch hierfür gibt es gute Gründe: Angesichts des strammen Wachstums – die Erlöse kletterten im ersten Halbjahr um gut 14 Prozent auf knapp 51,2 Mio. Euro – werden zurzeit deutlich mehr Boote gebaut, die aber noch nicht komplett fertig oder ausgeliefert sind.
Das spiegelt sich im Zahlenwerk in der Position „Erhöhung an fertigen und unfertigen Erzeugnissen“ wider, die um 17 Prozent auf 6,1 Mio. Euro gestiegen ist. Da diese Bestände noch zu Herstellkosten bewertet sind, fehlt die entsprechende Marge im Ergebnis. Hinzu kommt, dass HanseYachts die Marketingaufwendungen weiter erhöht hat, insbesondere für den neuen Messeauftritt sowie für die im Sommer 2017 zum Konzern gekommene französische Katamaran-Marke Privilège. Den Ausblick für das Gesamtjahr formuliert die zu gut 75 Prozent zu Aurelius Equity Opportunities gehörende Gesellschaft weitgehend gleich: Höchstens mit Blick auf die Erlöse gibt sich das Management etwas forscher und spricht von einem „erneuten kräftigen Umsatzwachstum“. Nach Ablauf des ersten Quartals war nur von einem „weiteren Umsatzwachstum“ die Rede.
Bei der Ergebnisvorschau hält sich CFO Sven Göbel weiterhin relativ bedeckt und kündigt ein positives Konzernergebnis an, ohne Hinweis auf mögliche Bandbreiten. In Nuancen konkreter wird das Management beim EBITDA (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen), das – bereinigt um Einmaleffekte – „trotz gewisser temporärer Wachstumskosten“ ebenfalls den Vorjahreswert überschreiten soll. Demnach liegt die Messlatte für das EBITDA 2017/18 bei mindestens 8,8 Mio. Euro. Insgesamt sieht boersengefluester.de die Vorpommeraner gut auf Kurs, wenngleich das Geschäft erheblichen Zyklen unterworfen ist. Das hat die Finanzkrise 2008 nur zu deutlich gezeigt. Mit einer Marktkapitalisierung von gegenwärtig 102 Mio. Euro – bei Netto-Finanzschulden von gut 18,5 Mio. Euro – ist HanseYachts an der Börse aber noch immer eher moderat eingestuft. Bezogen auf das von uns für 2017/18 erwartete Erlösniveau von 142 Mio. Euro, wird bei HanseYachts jeder Euro Umsatz mit etwa 85 Cent bewertet. Zur Einordnung: Bei dem – freilich deutlich größeren – französischen Wettbewerber Benetau liegt die entsprechende Relation bei knapp 1,1.
Wir bleiben daher bei unserer positiven Einschätzung für den Small Cap, auch wenn der Chart momentan keinen besonderen Charme versprüht und die Notiz seit Jahresbeginn von 11 auf 9 Euro zurückgefallen ist. Fundamental ist derweil alles in Ordnung. Mittelfristiges Szenario bleibt darüber hinaus, dass der langjährige Großaktionär Aurelius den Exit bei HanseYachts sucht und es entweder zu einer breiten Platzierung – wie bei Berentzen – kommt. Oder aber HanseYachts bekommt einen neuen starken Großaktionär. Aber das ist derzeit noch Zukunftsmusik.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 140,27 | 146,69 | 128,39 | 120,75 | 132,38 | 164,00 | 184,90 | |
EBITDA1,2 | 5,01 | 8,40 | 3,81 | -2,33 | -6,15 | -4,50 | 11,00 | |
EBITDA-Marge3 | 3,57 | 5,73 | 2,97 | -1,93 | -4,65 | -2,74 | 5,95 | |
EBIT1,4 | -0,64 | 3,18 | -14,37 | -8,15 | -11,63 | -10,10 | 4,00 | |
EBIT-Marge5 | -0,46 | 2,17 | -11,19 | -6,75 | -8,79 | -6,16 | 2,16 | |
Jahresüberschuss1 | -2,28 | 2,36 | -15,86 | -8,99 | -20,72 | -12,70 | 1,80 | |
Netto-Marge6 | -1,63 | 1,61 | -12,35 | -7,45 | -15,65 | -7,74 | 0,97 | |
Cashflow1,7 | 1,09 | 2,20 | 2,37 | 8,69 | -0,85 | -4,60 | 7,50 | |
Ergebnis je Aktie8 | -0,21 | 0,21 | -1,32 | -0,64 | -1,32 | -0,67 | 0,09 | |
Dividende8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Forvis Mazars |
Foto: HanseYachts AG (Hanse 388)