Wir fanden die Geschichte bereits damals ziemlich irre. 2014 kam eine Studie der amerikanischen Seton Hall Universität (Download HIER) doch tatsächlich zu dem Ergebnis, dass Aktien von Unternehmen, deren Anfangsbuchstabe sich im Alphabet eher vorn befindet, im Schnitt häufiger gehandelt werden und auch höher bewertet sind, als Titel von Firmen mit einem Anfangsbuchstaben aus dem hinteren Teil des Alphabets. Dabei lieferten die US-Forscher auch gleich eine einleuchtende Erklärung für dieses Phänomen: Beim Durchforsten von Aktienlisten fangen Investoren – ihrer Meinung nach – regelmäßig oben an, so dass Titel wie Amazon oder Apple besonders viel Aufmerksamkeit bekommen. Boersengefluester.de wollte es schon damals wissen und hatte eine entsprechende Analyse für die von uns gecoverten Unternehmen erstellt – konnte aber keine signifikanten Unterschiede feststellen.
Vier Jahre später haben wir unsere Datenbank noch einmal auf den Kopf gestellt und die Unternehmen in alphabetische Cluster eingeteilt. Unsere These war, dass sich die Unterschiede noch einmal verringert haben dürften, zumal alphabetische Kurslisten, wie sie in Tageszeitungen oder Anlegermagazinen abgedruckt werden, bei der Betrachtung von Aktienkursen nochmals an Relevanz verloren haben dürften. Kurioserweise sieht es auf den ersten Blick allerdings ganz anders aus. In den vergangenen 52 Wochen zeigten nämlich ausgerechnet die Unternehmen die mit Abstand beste Performance, deren Firmennamen mit den Buchstaben V, W oder Y anfangen. Grund für die überraschende Statistik sind freilich die Kursraketen wallstreet:online (w:o), WireCard, Viscom, Vita 34 oder auch YOC. Trotzdem: Dass die Anleger nun bei den Kurslisten unten anfangen zu suchen, glauben wir nicht wirklich.
Und: Bereinigt um die 1.000-Prozent-Aktie w:o sieht die hintere Buchstabengruppe mit einer 52-Wochen-Performance von im Schnitt 38,5 Prozent schon wieder „ganz normal“ aus. So gesehen bleibt es dabei: Für den deutschen Markt lassen sich keine signifikanten Rückschlüsse vom Anfangsbuchstaben des Unternehmens auf die Bewertung oder gar Performance der Aktie ziehen. Trotzdem: Einen hoch interessanten Ansatz findet boersengefluester.de das Herangehen der US-Wissenschaftler allemal.
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