Mit dem Label „Elektromobilität“ lässt sich zurzeit einiges hebeln – auch am Kapitalmarkt. Das zeigen die Börsengänge von Aumann und IBU-tec, aber auch auf dem Kurszettel etablierte Small Caps wie der Automobilzulieferer Paragon gehören zu den Gewinnern. Seit einigen Wochen bewegt sich die Marktkapitalisierung von Paragon klar nördlich von 200 Mio. Euro, das ist etwa doppelt so viel, wie vor zwölf Monaten. Ein Großteil des Zuwachses dürfte auf das Konto der von Paragon hergestellten Voltabox-Batteriesysteme für den Einsatz in Trolleybussen, Gabelstaplern oder Spezialfahrzeugen für den Untertageeinsatz im Bergbau gehen. „Der Geschäftsbereich Elektromobilität hatte im abgelaufenen Geschäftsjahr seine ganz eigene Wachstumsdynamik“, sagt Klaus Dieter Frers, der Vorstandsvorsitzende von Paragon. Konkret zogen die Erlöse hier von 7,40 auf 14,27 Mio. Euro an – bei einem allerdings immer noch negativen Segment-EBIT von 3,68 Mio. Euro.
Noch verdient die Gesellschaft aus Delbrück das Geld also an anderer Stelle – so steht der neu zusammengefasste Bereich Elektronik (Sensoren, Cockpit, Akustik) für immerhin 87 Prozent der Konzernerlöse von zuletzt 102,79 Mio. Euro. Doch die Gewichte werden sich weiter verschieben: So bekräftigte Frers seine bisherige Prognose, wonach für 2017 mit Konzernumsätzen in einer Bandbreite von 120 bis 125 Mio. Euro sowie einer EBIT-Marge zwischen 9,0 und 9,5 Prozent zu rechnen sei. Dabei wird rund die Hälfte des Wachstums durch die Elektromobilität gespeist. Mit anderen Worten: Für 2017 ist hier mit Erlösen zwischen 23 und 25 Mio. Euro zu rechnen. Letztlich haben die enormen Investitionen in den Bereich der Batterietechnik natürlich den Hintergrund, Paragon unabhängiger von den Zyklen im klassischen Automobilgeschäft zu machen. Ab 2018 soll dann jedoch auch der Elektronikbereich dank neuer Produkte wieder stärker Fahrt aufnehmen. Bei den Investoren kommt das gut an. Im vergangenen Oktober konnte Paragon sogar eine kleine Kapitalerhöhung ohne nennenswerten Kursabschlag unterbringen. Den Emissionserlös von brutto gut 13 Mio. Euro hat das Unternehmen bereits zu einem Teil in die Entwicklung – etwa für den neuen Partikelsensor – gesteckt.
Bei all den guten Nachrichten bleibt dennoch die Frage, ob die Paragon-Aktie auch auf dem aktuellen Niveau von 48,11 Mio. Euro noch immer kaufenswert ist. Immerhin bringt es die Company – inklusive der Netto-Finanzverbindlichkeiten von 34,9 Mio. Euro – auf einen Unternehmenswert von fast 253 Mio. Euro. Dem steht ein für 2017 zu erwartendes Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) zwischen 10,8 und 11,9 Mio. Euro entgegen. Bezogen auf den Mittelwert dieser Spanne, kommt der Small Cap also auf einen sportlichen Faktor von 22,3. Selbst auf Basis der durchschnittlichen EBIT-Schätzung der Analysten für 2018 von 14,5 Mio. Euro ermäßigt sich dieses Multiple auf gerade einmal 17,4. Zum Vergleich: Diemeisten Automobilzulieferer kommen bei der Relation von Enterprise Value zu EBIT (2018) im Schnitt auf eine Relation von weniger 10,0. Vorsichtige Investoren stellen Neuengagements also erst einmal zurück, zumal auch die Kursziele der Analysten eher im Bereich um 50 Euro – also dicht bei der aktuellen Notiz – angesiedelt sind.
Etwas mutiger sind zurzeit nur die Experten von Hauck & Aufhäuser: Sie raten weiterhin zum Einstieg und haben das ihrer Meinung nach faire Kursniveau von 53 auf 56 Euro heraufgesetzt. Demnach wäre der Titel noch immer eine 16-Prozent-Chance. Bemerkenswert ist noch ein formaler Schritt: Die Voltabox Deutschland GmbH soll in eine Aktiengesellschaft umgewandelt werden, offiziell, um die Geschäftsaktivitäten im Segment Elektromobilität „zügig auszubauen“. Doch wer weiß: Vielleicht entlässt Paragon die Tochter eines Tages ja sogar selbst an die Börse. Noch wäre es für so einen Schritt freilich viel zu früh.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 124,82 | 187,38 | 192,19 | 144,98 | 146,92 | 160,32 | 161,65 | |
EBITDA1,2 | 17,03 | 30,29 | -8,37 | -10,49 | 17,46 | 11,57 | 17,67 | |
EBITDA-Marge3 | 13,64 | 16,17 | -4,36 | -7,24 | 11,88 | 7,22 | 10,93 | |
EBIT1,4 | 7,63 | 14,83 | -119,95 | -49,15 | 0,78 | -3,05 | 1,05 | |
EBIT-Marge5 | 6,11 | 7,91 | -62,41 | -33,90 | 0,53 | -1,90 | 0,65 | |
Jahresüberschuss1 | -0,66 | 3,37 | -123,52 | -44,67 | -11,42 | -3,37 | -3,81 | |
Netto-Marge6 | -0,53 | 1,80 | -64,27 | -30,81 | -7,77 | -2,10 | -2,36 | |
Cashflow1,7 | -8,37 | -53,48 | -14,14 | 18,76 | 13,71 | 12,90 | -6,16 | |
Ergebnis je Aktie8 | -0,15 | 0,52 | -18,29 | -6,14 | -2,52 | -0,93 | -0,84 | |
Dividende8 | 0,25 | 0,25 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Rödl & Partner |
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