So präsent das Thema Videoüberwachung in der Öffentlichkeit ist, für die noch verbliebenen Aktionäre des Softwarespezialisten und Anbieter von Überwachungskameras Mobotix brachte das am 30. September beendete Geschäftsjahr 2015/16 keine erhellenden Einblicke. Das Management selbst spricht von einem „sich verschärfenden Wettbewerb“ und einem „sich konsolidierendes Marktumfeld“: Die nun endlich vorgelegten Zahlen fallen jedenfalls noch einen Tick schlechter aus als zu vermuten war. Bei leicht rückläufigen Erlösen von 79,58 Mio. Euro drehte das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) von plus 6,55 Mio. auf minus 1,03 Mio. Euro. Unterm Strich sorgte das für einen Fehlbetrag von 1,66 Mio. Euro – nach einem Überschuss von 4,11 Mio. Euro im Jahr zuvor. Eingestellt hatte das Unternehmen seine Investoren nach der jüngsten Prognosesenkung im Juli 2016 auf ein „maximal ausgeglichenes“ Ergebnis. Die bereits vor einiger Zeit im Bundesanzeiger veröffentlichte Einladung zur Hauptversammlung am 12. Januar 2017 brachte zudem die Gewissheit, dass Mobotix für 2015/16 eine Nullrunde bei der Dividende einlegen wird.
Verblüffend war diese Entscheidung freilich nicht. Eher überraschend ist da schon eher, dass der neue Großaktionär Konica Minolta – die Japaner halten offiziell 65,5 Prozent an Mobotix – noch keine Aktivitäten in Sachen Börsenrückzug unternimmt. Der Chartverlauf deutet jedenfalls nicht gerade darauf hin, dass ein Aufkäufer am Werk ist. Auf eben dieses Szenario bauen aber Investorengruppen wie die Beteiligungsgesellschaft Scherzer & Co., die rund 2,3 Prozent an den Pfälzern hält. Nicht unbedingt eine schnelle Besserung der operativen Lage, lässt derweil der Ausblick von Mobotix erwarten – vermutlich ist erst in der zweiten Geschäftsjahreshälfte mit einer Trendwende zu rechnen. Summa summarum dürfte das zu weitgehend unveränderten Umsatzerlösen und einem „leicht positiven“ EBIT führen. Nach Abzug der Zinsbelastung und Steuern dürfte also auch das laufende Geschäftsjahr rote Zahlen bringen. Dabei ist die Gesellschaft durchaus zuversichtlich, sich mit neuen Produkten am Markt behaupten zu können. Bewertungstechnisch müssen Investoren bei der jetzigen Rentabilitätssituation allerdings schon beide Augen zu drücken. Immerhin bringt Mobotix auch auf dem aktuellen Kursniveau noch fast 188 Mio. Euro auf die Waagschale. Das entspricht dem 5,8fachen des Eigenkapitals und dem 2,3fachen des für 2016/17 zu erwartenden Erlöses.
Wer bei Mobotix engagiert bleiben will, sollte also davon ausgehen, dass Konica Minolta die Integration der Pfälzer weiter vorantreibt und es zu dem erwarteten Squeeze-out mit einer dann hoffentlich ansprechenden Schlussabfindung durch die Japaner kommt.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 65,49 | 66,38 | 69,90 | 70,35 | 62,42 | 56,04 | 63,17 | |
EBITDA1,2 | -5,30 | 3,22 | 4,27 | 8,76 | 3,08 | -3,87 | 0,38 | |
EBITDA-Marge3 | -8,09 | 4,85 | 6,11 | 12,45 | 4,93 | -6,91 | 0,60 | |
EBIT1,4 | -7,60 | 1,03 | 1,96 | 6,17 | 0,23 | -7,52 | -3,84 | |
EBIT-Marge5 | -11,60 | 1,55 | 2,80 | 8,77 | 0,37 | -13,42 | -6,08 | |
Jahresüberschuss1 | -6,30 | 0,42 | 0,88 | 4,68 | -0,06 | -6,31 | -5,41 | |
Netto-Marge6 | -9,62 | 0,63 | 1,26 | 6,65 | -0,10 | -11,26 | -8,56 | |
Cashflow1,7 | -0,38 | -0,92 | 1,36 | -0,53 | 3,07 | -4,43 | 2,72 | |
Ergebnis je Aktie8 | -0,47 | 0,03 | 0,07 | 0,35 | -0,01 | -0,48 | -0,41 | |
Dividende8 | 0,04 | 0,04 | 0,04 | 0,04 | 0,04 | 0,00 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Ernst & Young |
Foto: Mobotix AG